Mutmaßlich rechte "Gruppe S." hatte Kontakt nach Mittelfranken

12.3.2020, 10:32 Uhr
Nach der Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle sind am 15. Februar die ersten Festgenommenen in Karlsruhe zu Haftrichtern des Bundesgerichtshofs gebracht worden.

© Uli Deck, dpa Nach der Zerschlagung einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle sind am 15. Februar die ersten Festgenommenen in Karlsruhe zu Haftrichtern des Bundesgerichtshofs gebracht worden.

Wie eng sind die Verbindungen der mutmaßlich rechtsterroristischen "Gruppe S." nach Mittelfranken? Wie Recherchen des BR und SWR belegen, gründete Inge P. (Name geändert) aus dem Landkreis Nürnberger Land eine Chatgruppe zur Vernetzung ihrer Mitglieder. Einer der Teilnehmer sei Werner S. gewesen, bei dem es sich um den Anführer der nach ihm benannten "Gruppe S." handeln soll.

Nach Angaben der Bundesanwaltschaft sei das Ziel der Gruppierung gewesen, "die Staats- und Gesellschaftsordnung der Bundesrepublik zu erschüttern und letztlich zu überwinden". Auch Anschläge auf Politiker, Asylsuchende und Muslime seien geplant gewesen, um "bürgerkriegsähnliche Zustände herbeizuführen". Bei einem Treffen der Gruppe Mitte Februar sei es darum gegangen, eine Moschee anzuzünden, damit Muslime das Land verlassen.

Gründungstreffen im Spätsommer

In den Ermittlungsakten der Bundesanwaltschaft finden sich Fotografien von Inge P., Werner S. und vierzehn anderen Mitgliedern der Gruppe. Laut den Ermittlern handelt es sich bei der Aufnahme um das Gründungstreffen der "Gruppe S." aus dem Spätsommer.

Die genaue Rolle von Inge P. innerhalb der mutmaßlich rechtsradikalen Gruppe ist noch unklar. Eine aktive Beteiligung an den mutmaßlichen Anschlagsplänen bestreitet sie, auch über Waffen will sie sich weder mit Werner S. noch mit anderen Mitgliedern ausgetauscht haben.

Bestens vernetzt in der rechten Szene

Jedoch ist sie keine unbekannte in der rechtsextremen Szene, sie gilt als bestens vernetzt. Laut den Recherchen des Bayerischen Rundfunks war Inge P. eine der Hauptakteurinnen der "Gelbwesten" Gruppe im Raum Nürnberg. Bei der Gruppierung handelt es sich um das deutsche Pendant der militanten Bewegung in Frankreich, bei der es seit Ende 2018 regelmäßig zu gewalttätigen Krawallen während der Demonstrationen kommt.


Terror-Verdächtiger war bei Nürnberger Fackelmarsch


Während die politische Ausrichtung der französischen Anhänger uneinheitlich und von extremen Nationalisten bis zu anarchistischen Aktivisten reicht, ist die deutsche Gruppe eher dem rechten Spektrum zuzuordnen.

Im vergangenen Jahr trat Inge P. bei einer unangemeldeten Demonstration der "Gelbwesten" im Nürnberger Land als Rednerin und Wortführerin auf. Auch Werner S. und bekannte Neonazis, die sich beim rechtsextremen Fackelmarsch am ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände beteiligten, waren bei dieser Demonstration anwesend.

Nach einer bundesweiten Razzia gegen die mutmaßlich rechte Terrorzelle Mitte Februar nahm die Polizei zwölf Beschuldigte in Gewahrsam, die seitdem in Untersuchungshaft sitzen. Vier davon seien mutmaßliche Mitglieder, acht mutmaßliche Unterstützer der "Gruppe S.".