CDU-Vorsitzwahl: Wird nun der nächste Kanzler bestimmt?

15.1.2021, 12:11 Uhr

Die Kandidaten für den CDU-Vorsitz - Norbert Röttgen, Armin Laschet und Friedrich Merz - haben bald Gewissheit. © Michael Kappeler, dpa

Eines steht jedenfalls schon fest: Zum ersten Mal seit April 2000 wird die Christlich Demokratische Union Deutschlands ab dem kommenden Samstag nicht mehr von einer Frau geführt. Damals, vor beinahe 21 Jahren, hatte Angela Merkel dieses Amt von Wolfgang Schäuble übernommen. Und nun wird es Annegret Kramp-Karrenbauer wieder an einen Mann übergeben. Man weiß nur noch nicht, wie er heißt. Friedrich Merz, Armin Laschet oder Norbert Röttgen?

Werbung
Werbung

Damit geht ein Findungsprozess zu Ende, der nun schon seit elf Monaten andauert. Im Februar 2020 hatte AKK angekündigt, dass sie nicht mehr als CDU-Vorsitzende antreten und auch nicht Kanzlerkandidatin werden wolle. Wäre die Corona-Pandemie nicht dazwischengekommen, dann wäre der Führungswechsel schon längst erledigt.

So aber wartet die Christdemokratie, ganz Deutschland und die halbe Welt immer noch, wer das Rennen machen wird. Denn es geht um weit mehr als die Belange einer Partei. Wer die CDU anführt, der hat beste Chancen darauf, Bundeskanzler und damit Regierungschef einer der wichtigsten Industrienationen zu werden. Fünf von acht Kanzlern in der Geschichte der Bundesrepublik gehörten dieser Partei an.

Rechtliche und technische Herausforderung

Spannend dürfte der Parteitag auch in anderer Hinsicht werden: Zum ersten Mal findet eine solche Veranstaltung ausschließlich digital statt. Von der Abschiedsrede der Kanzlerin über das Grußwort von Markus Söder bis zur Vorstellung der Kandidaten und zur Wahl wird alles via Internet erledigt. Dafür waren erhebliche technische und rechtliche Vorarbeiten nötig. Nichts wäre peinlicher, als wenn ein Systemabsturz zum Abbrechen der Veranstaltung führen würde oder ein Gericht später das Vorgehen als unzulässig bezeichnen würde.

Deswegen hat man einen letzten, nicht-digitalen Sicherheitsschritt eingebaut. Der am Samstag virtuell gewählte Vorsitzende muss in einer Briefwahl bestätigt werden. Da könnten sich zwar die Delegierten theoretisch noch einmal anders entscheiden, aber das Bewerbertrio hat bereits zugesagt, dass die Unterlegenen das erste Ergebnis akzeptieren werden.

Es gibt zahlreiche Umfragen, welchen Kandidaten die CDU-Mitglieder und die deutschen Wähler als Parteichef bevorzugen würden und wen sie anschließend gerne als Kanzler hätten. Doch darauf darf man nicht allzu viel geben, denn die 1001 Delegierten können frei entscheiden, wem sie in geheimer Wahl ihre Stimme geben.

Zwei Favoriten und ein Außenseiter

Zwei Männer gelten als Favoriten. Armin Laschet, weil er als Ministerpräsident Regierungserfahrung hat und Angela Merkels liberalen politischen Kurs fortsetzen würde - und Friedrich Merz, weil er genau das Gegenteil verkörpert. Der dritte Mann, Norbert Röttgen, muss darauf hoffen, dass er als Außenseiter mit seiner Rede bei den Delegierten punkten kann. Auch das scheint am Samstag nicht völlig ausgeschlossen.

Beim bisher letzten Parteitag im Dezember 2018 in Hamburg hatte sich erwiesen, wie wichtig die Bewerbungsrede sein kann. Damals hatte nach Meinung der meisten Beobachter der Kandidat Friedrich Merz seine rhetorischen Möglichkeiten nicht ausgeschöpft, während sich Annegret Kramp-Karrenbauer als sehr überzeugend erwies. In der Stichwahl hatte AKK gegenüber Merz lediglich 35 Stimmen Vorsprung - das könnten die Frauen und Männer gewesen sein, die sich in letzter Sekunde vom gesprochenen Wort überzeugen ließen.



Lange Zeit hatte sich Annegret Kramp-Karrenbauer zurückgehalten, wenn es um ihre(n) Favoriten unter den drei Bewerbern ging. Das war auch nicht anders zu erwarten gewesen, verpflichtete sie doch ihr Amt zu einer gewissen Zurückhaltung. Doch nun ließ AKK eine gewisse, ohnehin längst vermutete Präferenz für Ministerpräsident Armin Laschet erkennen.

Vorteil Regierungserfahrung?

Die Noch-Vorsitzende betonte gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass der Regierungsanspruch der CDU ein wichtiges Entscheidungskriterium sei. Ein Bewerber müsse "Lust an der Verantwortung haben und auch die Fähigkeit dazu". Grundsätzlich gelte das für alle drei Kandidaten. "Aber die eigentliche Regierungserfahrung, da haben Sie recht, die liegt bei Armin Laschet", sagte sie in dem Interview.

Friedrich Merz dürfte sich einmal mehr darin bestätigt gefühlt habe, dass ihn das "Establishment" der Partei (so seine eigenen Worte) nicht besonders mag. Dabei hält er sich zu Gute, die AfD in Schach halten und die Bundesrepublik durch die wirtschaftlich schwierige Nach-Corona-Zeit führen zu können. In Umfragen, ganz besonders unter Parteimitgliedern, steht Merz regelmäßig weit oben. Schon angesichts der ständigen Verschiebung des Parteitages, der eigentlich im März 2020 hätte stattfinden sollen, fühlte sich der 65-Jährige ungerecht behandelt.

Ach ja, und wann weiß man denn nun eigentlich rechtlich verbindlich, wie der neue CDU-Vorsitzende heißt? Jedenfalls nicht am Samstagmittag. Da steht er nur zu 99,9 Prozent fest. Das Ergebnis der Briefwahl wird knapp eine Woche später, am 22. Januar (Freitag) bekanntgegeben.