Endspurt im Wahlkampf

Kommentar: Laschet muss authentisch bleiben

22.8.2021, 14:20 Uhr

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet mit Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Chef Markus Söder beim gemeinsamen Auftritt im Berliner Tempodrom. © Michael Kappeler, dpa

War das nun für CDU/CSU der Auftakt in die "heiße" Wahlkampfphase? Ging vom Berliner Tempodrom das Signal aus, dass beide Parteien wirklich geschlossen um den Sieg bei der Bundestagswahl kämpfen wollen? Ist es dem Kanzlerkandidaten Armin Laschet gelungen, die wahlkämpfende Basis davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, für ihn Plakate zu kleben, Stände auf- und abzubauen, von Haustür zu Haustür zu laufen? Viele Fragen. Kaum Antworten.

Laschet wird am Ende allein verantwortlich gemacht werden für das Ergebnis am 26. September; doch er wird es nicht allein richten können. Er ist nicht die Galionsfigur, die den ganzen Tross durchs Land zieht, nicht der Charismatiker, neben dem alle anderen verblassen, nicht der Rhetoriker, der sich mit geschliffenen Worten in die Hirne der Menschen fräst. Das weiß er selbst. Deshalb ist es richtig, wenn Laschet mit einem Team an prägnanten Köpfen wirken will. Nur muss das Team auch mit Laschet wirken wollen.

Allen voran CSU-Chef Markus Söder. Für die Beobachter des Wahlkampfes ist es zwar immer wieder amüsant, wenn und wie Söder die Union (vulgo: Laschet) auffordert, endlich aus den Puschen zu kommen, um an Tempo und Schärfe in der Konkurrenz mit Grünen und SPD zuzulegen; gleichzeitig nährt er aber damit die unverhohlenen Zweifel, die es in der Union und in der breiten Öffentlichkeit am eigenen Kanzlerkandidaten gibt.

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Söder vermittelt beständig den Eindruck, dass man Laschet zum Jagen tragen muss. Das ist zwar verständlich, doch Söder muss sich am Riemen reißen. Sein dezenter Hinweis beim gemeinsamen Auftritt in Berlin, es sei "ehrlich gemeint", dass sich der liebe Armin auf seine Unterstützung verlassen könne, sollte bis zum 26. September die letzte Spitze gegen Laschet gewesen sein.

Der joviale Rheinländer ist ein gänzlich anderer Politikertyp als der instinktgetriebene Nürnberger, das wird er immer bleiben. Und es wird ihm nichts nützen, wenn er nun ein bisschen mehr auf Söder macht. Laschet muss bei sich bleiben, authentisch und nicht verstellt wirken, wie auch eine Angela Merkel es geschafft hat, als ewig Unterschätzte eine ganze Ära zu prägen, weil sie Politik so gemacht hat wie es ihrem Charakter entspricht.

Deshalb waren Merkels Worte, dass Laschet es immer wichtig gewesen sei, "den Menschen mit seiner Würde in den Mittelpunkt zu stellen und zwischen den Menschen Brücken zu bauen", das Beste, was sie ihm für die letzten Wochen des Wahlkampfes mitgeben konnte.

Wahlkampf am Gartenzaun: Armin Laschet zu Besuch in Berlin-Kladow, wo er erfährt, was den Menschen auf den Nägeln brennt. © Michael Kappeler, dpa

Menschlich wirken und zeigen, dass er um das Kanzleramt kämpfen will - mehr kann Laschet, mehr kann das Team um ihn herum nicht tun. Weniger darf es aber auch nicht sein. Verbunden mit der nötigen Prise Lagerwahlkampf könnte es am Ende knapp reichen. Auch wenn Olaf Scholz die wesentlich besseren Umfragewerte hat und die SPD derzeit zulegt: eine linksgewirkte Bundesregierung wollte eine Mehrheit im Lande bisher nicht.