Angst vor Niederlage

Kommentar: Warum Söder immer wieder gegen Laschet austeilt

30.7.2021, 19:08 Uhr

Auf Konfrontationskurs: Armin Laschet und Markus Söder. © Kay Nietfeld, dpa

Nun also auch Armin Laschet: Der CDU-Chef und Kanzlerkandidat hat vor zwölf Jahren abgekupfert in einem Buch - nicht so massiv wie seine grüne Rivalin Annalena Baerbock. Aber Wählerinnen und Wähler reagieren zurecht sehr empfindlich auf solche Plagiate, weil sie Fragen an die Vertrauenswürdigkeit ihrer Urheber aufwerfen.

In der Dauer-Verteidigungshaltung

Laschet entschuldigte sich denn auch prompt. Und ging in Verteidigungshaltung. Sein Problem ist: Diese Position wird bei ihm zur Dauer-Befindlichkeit in einem Wahlkampf, der bisher eigentlich noch gar keiner ist.

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Der Mann, der Angela Merkel ablösen will, landet auch in den Umfragen allmählich wieder da, wo er im Frühjahr war: ziemlich weit unten. Inzwischen liegt in manchen Erhebungen SPD-Kandidat Olaf Scholz vorn, auch Baerbock holt wieder auf.

Unmut und Spott wachsen

Bei Laschet schlagen sich seine Pannen in den Werten nieder. Das schenkelklopfende Lachen mitten unter Flut-Opfern. Das Lavieren, das schon so eine Art (blamables) Markenzeichen ist. Es wächst der Unmut (in der Union), es wächst auch wieder der Spott über den Kandidaten.

Vor allem einer lässt kaum einen Tag vergehen ohne Seitenhiebe gegen Laschet: Markus Söder. Ihn hat seine Niederlage gegen den Konkurrenten massiv verletzt; er hält sich nach wie vor (und übrigens stets) für den Besseren, wenn nicht Besten - was selbst in seiner eigenen Partei nicht alle so sehen.

Söder hat gute Argumente

Dabei hat Söder inhaltlich gute Argumente: Laschet setzte viel zu lange darauf, Corona sei quasi schon durch. Doch das ist es leider nicht, die Politik ist massiv gefordert (und leistet zu wenig, auch wegen Zauderern wie Laschet).

Söder sagt: Im Schlafwagen kommt man nicht an die Macht. Eine Attacke gegen den Wohlfühl-Wahlkampf, den die Zu-Froh-Natur Laschet führen möchte. Söder setzt auf Inhalte: mehr Klimaschutz angesichts der Hochwasser-Katastrophe, von der nur die Klima-"Querdenker" behaupten, sie habe doch gar nichts mit dem Klimawandel samt seiner immer häufigeren Wetter-Extreme zu tun.

Den CSU-Chef treibt eine begründete Angst um: dass die Union zwar stärkste Partei wird, was wahrscheinlich ist. Dass sie aber dennoch nicht den Kanzler stellt. Weil es auch ohne sie geht. In einer rot oder grün geführten Ampel mit der FDP zum Beispiel.

Angst vor der Ampel und vor Aiwanger

Deswegen treibt er Laschet an, deswegen teilt er aus gegen seinen Vize Hubert Aiwanger. Der kokettiert mit seinem Nicht-Impfen und macht damit Wahlkampf - nicht ohne Chancen bei vielen Impf-Skeptikern, denen seine Pose imponiert. Und jede Stimme für die Freien Wähler gefährdet das Wahlziel der Union, vor allem der CSU.

Spannende und vielleicht wahlentscheidende Frage: Liegt Söder richtig mit seinem Befund, dass die Wähler auf Inhalte setzen? Oder haben sie gar nichts gegen einen Schlafwagenwahlkampf? Damit gewann immerhin Angela Merkel alle ihre Wahlen - außer der ersten 2005, in der sie auf Inhalte setzte. Da verlor sie beinahe. Armin Laschet weiß das.