Marshallplan für Afrika: Europa belügt sich selbst

27.2.2017, 10:46 Uhr

"Fluchtursachen bekämpfen": Wenn angesichts der herannahenden Bundestagswahl die Parteien ihre Programme formulieren, dürfte dieses Ziel nicht fehlen. "Fluchtursachen bekämpfen", das wollen erklärtermaßen auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU). Sie sagen, sie hätten verstanden, dass Perspektivlosigkeit Millionen Menschen in die Flucht nach Europa treibt. Millionen Menschen, die sich nur schwer aufhalten lassen werden, selbst von Zäunen und Mauern nicht.

Die Idee, einen Marshallplan für Afrika aufzulegen, der wirtschaftliche Entwicklung ermöglicht und damit die Chancen auf ein besseres Leben schafft, ist deshalb richtig. Allerdings zeigen weder die Bundesregierung noch die EU-Führung, dass es ihnen tatsächlich ernst damit ist, diesmal mehr zu tun als nur ein paar Millionen Euro mehr für Entwicklungshilfe auszugeben.

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Damit ein Marshallplan funktioniert, müsste Europa aber dringend mit seinen Lebenslügen aufräumen. Dazu gehört die Selbsttäuschung, der eigene - im weltweiten Maßstab riesige - Reichtum hätte so gar nichts zu tun mit der Armut anderswo. Die EU rügt derzeit lautstark die Protektionismus-Pläne Donald Trumps, schützt mit ähnlichen Mitteln - Subventionen und Zölle - aber die eigenen Bauern.

Dafür gibt es natürlich Gründe. Wer ehrlich ist, muss aber auch sagen, dass es diese Politik ist, die es Menschen und landwirtschaftlichen Betrieben in Afrika unmöglich macht, mit Europa einen Handel auf Augenhöhe zu treiben und zu eigenem Wohlstand zu kommen.

Europa pocht gerne auf freien Zugang zu den Märkten der Welt, ohne diesen Zugang den Menschen in Afrika einzuräumen. Solange aber dieses System weiterbesteht, braucht sich niemand wundern, dass sich Menschen aufmachen zu uns, ins vermeintliche Paradies. Ein Marshallplan muss deshalb mehr sein als Almosen. Sondern Grundlage für eine ehrliche Handelspartnerschaft.