Verletzungspech beim 1:4 auf Schalke

Langsam am Limit: Müder Club muss im Endspurt um vier Stammspieler bangen

13.12.2021, 06:00 Uhr

Nach Manuel Schäfflers Eigentor zum 1:2 kam der Club auf Schalke nicht mehr zurück.  © Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr

Dem Stadionsprecher schien die am Ende doch eine Spur zu deutliche Abreibung fast schon ein bisschen peinlich zu sein. Also bemühten sie sich in der Veltins-Arena um versöhnliche Töne und legten nach dem 4:1-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg schnell noch einmal den alten Gassenhauer „Schalke und der FCN“ auf, während die Stimme aus den Lautsprechern eilfertig versicherte, das Ergebnis werde an der Fanfreundschaft beider Vereine natürlich nichts ändern. Was einigermaßen kurios klang, weil es ja schon eher dem Verlierer vorbehalten bleiben sollte, diese in rein sportlicher Sicht recht frustrierende Liaison womöglich zu überdenken.

Wirklich zu befürchten ist ein solcher Bruch nach einer vier Jahrzehnte lang liebevoll gepflegten Kumpanei natürlich nicht, wenngleich Gelsenkirchen für den 1. FCN einmal mehr keine Reise wert war. Auch in der Zweiten Liga bleiben die Franken im Pott ein artiger Punktelieferant. Solche Freunde sind immer gern gesehen.

Besonderer Beliebtheit dürfte sich am Freitagabend Manuel Schäffler erfreut haben. Immerhin hatte Nürnbergs Angreifer erst den Ball ziemlich freistehend nur an den Pfosten des Schalker Tores geköpft (17.), ihn nach der Pause dann aber dafür sehr präzise ins eigene Netz befördert (66.). Und das just in einer Phase, als seine Mannschaft nach Fabian Nürnbergers Ausgleich zum 1:1 (49.), von Schäffler mit viel Übersicht vorbereitet, auf Augenhöhe agierte.

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"Zu lange gehadert"

„Ich stehe in dem Moment auf einem Bein und denke, dass der Ball gerade auf mich zufliegt. Ich drehe dann den Kopf ein wenig zur Seite und das hat dann gereicht, um dem Ball eine falsche Richtung zu geben“, schilderte Schäffler später jene Schlüsselszene, die auch sein Trainer als „nicht förderlich für den Spielverlauf“ einordnen sollte. Weil sie dem Club irgendwie den Stecker gezogen hatte. „Wir haben damit zu lange gehadert und kommen nicht mehr zurück“, räumte Schäffler zerknirscht ein.

Es war ja auch nicht der erste Nackenschlag, den die Gäste einstecken mussten. Dass Schiedsrichter Tobias Reichel Nürnberger bei einer abgewehrten Großchance in der 36. Minute zu Unrecht im Abseits wähnte und Schäfflers Nachschuss ins Tor deshalb keine Anerkennung mehr fand, sorgte nicht nur bei Robert Klauß für Verdruss. „Wir sind davon ausgegangen, dass es wenigstens überprüft wird, aber der Schiri hat gesagt, dass er zu früh abgepfiffen hatte“, verriet der 37-Jährige, „das war ärgerlich.“

Ärgerlich war aber auch die überhastet vergebene Hundertprozentige von Mats Möller Daehli (34.), die zeigte, dass der Club auf Schalke trotz seltsam fahriger Phasen und einer diesmal wenig stabilen Defensive, die den ohne ihre Top-Torjäger Simon Terodde und Marius Bülter angetretenen Knappen dennoch 25 Torschüsse gestattete, keineswegs so krass unterlegen war, wie es die bislang höchste Saisonniederlage vielleicht vermuten lässt.

„Das Ergebnis spiegelt das Spiel aus meiner Sicht nicht wider“, fand der erneut mehrmals stark reagierende Schlussmann Christian Mathenia. Auch Schäffler empfand die Niederlage als „etwas zu hoch“, räumte aber ein: „Wenn man hier etwas mitnehmen will, muss man eine Schippe drauflegen.“ Dass das nicht mehr gelang, mochte auch an den vielen Blessuren liegen, die der Club an einem gebrauchten Dezemberabend davongetragen hatte.

Gehirnerschütterung bei Valentini

Tom Krauß musste schon kurz vor der Pause wegen einer Beckenprellung raus, Mats Möller Daehli (Muskelverhärtung) folgte in der Halbzeit. Für Enrico Valentini war nach einem Zusammenprall mit seinem Torhüter Dienstschluss (77.). Hatte der Kapitän kurz nach dem Abpfiff lediglich ein paar schmerzende Zähne beklagt, wurde später doch auch eine Gehirnerschütterung diagnostiziert. Johannes Geis schließlich humpelte an alter Wirkungsstätte dick bandagiert auf Krücken zum Mannschaftsbus, den Mittelfeldstrategen plagt ein Bluterguss an der Fußsohle. Sicherheitshalber soll noch eine MRT-Untersuchung folgen.

„Heute kam viel zusammen“, klagte Klauß, dessen Elf in der Schlussphase denn auch ziemlich platt wirkte. Ein Kräfteverschleiß, den man sich selbst zuzuschreiben hatte, wie Schäffler kritisch anmerkte: „Wir haben uns zu viele Fehler geleistet und konnten zu wenige Bälle behaupten. Dadurch haben wir Körner gelassen.“

Deshalb kommt es Klauß ganz gelegen, bis zum letzten (Geister-)Spiel des Jahres, dem Rückrundenauftakt am nächsten Samstag (13.30 Uhr) in Aue, nun ein bisschen mehr Zeit zur Regeneration zu haben. „Einige Jungs kommen langsam von der Belastung her ans Limit. Wir müssen schauen, dass wir für das nächste Spiel Kräfte sammeln, um nochmal einen rauszuhauen“, mahnte der Trainer. Sollte es erneut schiefgehen, sind Mitgefühl und nette Worte im Erzgebirge nämlich eher nicht zu erwarten.


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