Abstiegskampf-Experte Mathenia hofft auf ruhige FCN-Saison

26.2.2020, 05:58 Uhr

FCN-Torwart Christian Mathenia ist ein Experte in Drucksituationen. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Christian Mathenia kennt sich aus mit diesen Situationen, er ist über die Jahre sogar ein echter Experte darin geworden. Vielleicht ist das der Grund, warum er trotz des Drucks, trotz der vielen Unmutsäußerungen rund um den Valznerweiher und trotz der Schreckensszenarien, die da in schöner Regelmäßigkeit an die Wände von Internetforen gemalt werden, eine erstaunliche Ruhe ausstrahlt. Die Disziplin heißt: Abstiegskampf – und ist Mathenia ein treuer Begleiter geworden.

In der Saison 2014/15 durfte er nach seinem Wechsel von Mainz nach Darmstadt den Aufstieg in die 1. Bundesliga feiern, aber seitdem geht es für ihn und seinen aktuellen Arbeitgeber immer darum, die Klasse zu halten. Mit Darmstadt glückte ihm das so gut, dass er vom Hamburger SV einen Vertrag angeboten bekam und unterschrieb. Es folgten zwei Spielzeiten, am Ende mit einem sehr unerfreulichen Ausgang. Vor der vergangenen Spielzeit wechselte er nach Nürnberg, der Rest ist bekannt. "Das prägt", sagt er über ständig stürmische Zeiten in einem nervösen Umfeld, aber: "Viele sagen, dass ich genau dafür gemacht bin, in solchen Tabellenregionen zu spielen."

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Als kleiner Bub sah sich Christian Mathenia zunächst einmal dafür gemacht, Tore zu schießen. "Ich habe im Sturm angefangen, wollte eigentlich auf Torejagd gehen", hat er Anfang der Woche bei "Ka Depp", dem Club-Podcast dieser Zeitung, erzählt. Das mit der Torejagd funktionierte eher so mittelprächtig. Mathenia stolperte eher über den Ball, als dass er ihn im Ziel unterbrachte, also stellte ihn sein Trainer zwischen die Pfosten. "Das war eine sehr gute Entscheidung", sagt Mathenia heute.

Fünf Jahre? Verrückt!

Das Klischee, dass es sich bei Torhütern meist um sehr spezielle Charaktere handelt, kann und will er nicht entkräften. "Wenn mich andere beschreiben müssten, würden sie sagen, dass ich ziemlich verrückt bin", sagt er, "man lässt sich aus kürzester Distanz Bälle ins Gesicht oder andere Körperregionen schießen." Also: eindeutig verrückt.

Was dazu beigetragen hat, dass Mathenia noch ein bisschen verrückter wirkt als andere Torhüterkollegen: Er hat beim 1. FC Nürnberg einen Vertrag über fünf Jahre unterzeichnet. Trotz turbulenter eineinhalb Jahre fühlt er sich "unglaublich wohl" beim Club, "ich habe nicht lange überlegt und den Zettel unterschrieben", sagt er und lacht.

 

 

 

Christian Mathenia verbindet Lockerheit mit der natürlichen Autorität eines Führungsspielers, es ist der Grund, warum er sehr schnell sehr beliebt geworden ist bei den Fans. Als in der Saisonvorbereitung die Stars von Paris Saint-Germain im Max-Morlock-Stadion vorbeischauten, riefen die Autogramm- und Selfiejäger auch sehr laut seinen Namen, Mathenia schien davon fast ein wenig überrascht zu sein.

Inzwischen liegt das 1:1 gegen das viele Millionen Euro schwere Ensemble über sieben Monate zurück, im grauen Zweitliga-Alltag fühlt es sich sogar noch länger an. Am Freitag geht es in Karlsruhe für Mathenia und seine Kollegen vielleicht noch nicht um alles, aber schon um sehr viel. Mit einem Sieg würden die Abstiegssorgen zumindest etwas kleiner, es ist ja nicht so, dass der 27-Jährige ständig diesen Adrenalinkick braucht. "Ich hätte nichts dagegen, mal eine ruhige Saison zu spielen", sagt er.