Auswärtssieg in Aue: Der Club zeigt sich abgezockt

4.11.2016, 20:50 Uhr

Burgstaller trifft erneut - Saisontor Nummer zehn für den Kärntner. © Sportfoto Zink / DaMa

Der Stadionsprecher immerhin hatte gute Laune vor dem Treffen zweier Unzufriedener am Freitagabend in Aue. Die Gastgeber hatten sich letzte Woche beim 2:6 in München vom Schiedsrichter schlecht behandelt gefühlt, die Gäste aus Nürnberg ärgerten sich immer noch über einen nicht gegebenen Elfmeter beim 1:1 in Hamburg und die Verletzung von Angreifer Tim Matavz. Trotzdem, meinte zumindest der Mann, der im Erzgebirgsstadion für die Stimmung vor dem Spiel zuständig ist, war ein wenig Vorfreude angebracht: "Aue gegen Nürnberg unter Flutlicht – ist es nicht das, was wir alle wollen?"

90 Minuten später wussten die 9000 Zuschauer: Muss man nicht unbedingt haben, vor allem nicht so wie bei diesem 2:1 (1:0)-Erfolg der Nürnberger, der vor allem ein glücklicher war.

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Vier Tage hatte Nürnbergs Trainer Alois Schwartz Zeit gehabt, sich zu entscheiden, wie er Tim Matavz im Sturmzentrum ersetzt. Er wählte – in einer ansonsten unveränderten Mannschaft – dieselbe Variante wie schon in Hamburg, als er Jakub Sylvestr für Matavz einwechselte. In Hamburg hatte Sylvestr zwar noch schlecht ausgesehen, schuld, so sagte das Schwartz, waren daran aber auch seine Kollegen, die es nicht schafften, den im Vergleich zu Matavz deutlich kleineren Slowaken angemessen anzuspielen.

Die vier Tage, die zur Vorbereitung zur Verfügung standen, hatten in dieser Hinsicht aber offensichtlich nicht gereicht: Sylvestr wirkte in den ersten 45 Minuten zwar ehrlich engagiert, blieb aber wieder nahezu wirkungslos, weil ihm die Bälle vor allem hoch um die Ohren flogen – wenn sie denn überhaupt in seine Nähe kamen. Aue, das in den letzten vier Heimspielen gerade einmal zu einem Punkt gekommen war, verhinderte erfolgreich den Nürnberger Versuch, den Zuschauern zu zeigen, dass da eine Spitzenmannschaft vorbeischaut, die aus den letzten fünf Spielen 13 Punkte geholt hatte. An der fehlenden Aue-Expertise konnte es nicht liegen: Mit Miso Brecko, Tobias Kempe und Sylvestr trugen drei Club-Spieler einst das Trikot des FC Erzgebirge.

Zäher Beginn

Den besseren Eindruck von zwei uninspirierten Mannschaften machte zunächst aber der aktuelle Auer Jahrgang. Der Club hatte nach einem langen Ball auf Sylvestr zwar die erste Gelegenheit des Spiels, zum einen aber landete dessen Lupfer aus 16 Metern neben dem Tor, zum anderen, erspielten sich die Gastgeber in der Folge ein leichtes Übergewicht – oder besser erkämpften sie es sich. Ansehnlich war wenig in dieser ersten Halbzeit, in der die Gäste bis kurz vor der Pause vor allem durch Fouls und Fehlpässe auffällig wurden. Dann gelang ein erstes Mal ein durchdachter Angriff: Guido Burgstaller bediente auf dem Flügel Kempe, dessen Hereingabe beim freistehenden Möhwald landete, der den Ball aus vier Metern über die Linie drückte (44.). Verdient war diese Führung nicht, aber das war den Nürnberger natürlich egal auf der Baustelle im Erzgebirge, wo sie gerade dabei sind, sich ein neues Stadion zu bauen.

Dass sie dort auch in Zukunft Zweitliga-Fußball anbieten können, war mit Möhwalds Treffer nicht wahrscheinlicher geworden. Entsprechend verunsichert reagierte der FCE zu Beginn der zweiten Halbzeit, entsprechend lauter wurde das Raunen in der an zwei Seiten offenen Baustelle bei jeder missglückten Flanke – und es gab nach wie vor viele Dinge, die missglückten, dummerweise auf beiden Seiten.

Burgstaller mit Köpfchen

Nach einer Stunde gelang dann den Gastgebern ebenfalls der erste sinnvolle Angriff: Sebastian Hertner flankte einmal präzise in die Mitte und so kam, einen Kopfball später, Nicky Adler aus vier Metern zum Schuss: 1:1. Es war ein Treffer, bei dem die komplette Nürnberger Viererkette von Brecko bis Sepsi keinen guten Eindruck machte. Sieben Minuten später war das schon wieder so, als Adam Susac nach einem Freistoß freistehend aus sieben Metern zum Kopfball kam, aber genau in Kirschbaums Arme köpfte.

Schwartz brachte Patrick Kammerbauer für Leibold, ohne dass das einen positiven Einfluss auf das zerfahrene Spiel seiner Mannschaft hatte. Nach 78 Minuten aber brauchte Nürnberg gar keinen geordneten Spielaufbau, da reichten ein Eckball von Möhwald und ein Kopfball von Burgstaller, um doch noch für einen glücklichen Sieg zu sorgen. Jetzt ist Länderspielpause. Nach den Eindrücken von Freitag, ist es das, was alle brauchen.

Erzgebirge Aue: Haas - Rizzuto, Breitkreuz, Susac, Hertner - Tiffert, Riese (83. Wegner) - Adler, Kvesic, Soukou (46. Kaufmann) - Köpke

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Mühl, Hovland, Sepsi - Petrak, Leibold (68. Kammerbauer) - Kempe, Möhwald, Burgstaller - Sylvestr (81. Teuchert)

Tore: 0:1 Möhwald (44.), 1:1 Adler (60.), 1:2 Burgstaller (78.) | Gelbe Karten: Mühl (16.), Leibold (55.), Brecko (75.) | Schiedsrichter: Kempkes (Thür) | Zuschauer: 9000