Das Bamberg-Aus! Es bleiben viele Fragezeichen

30.5.2019, 09:42 Uhr

Noch knapp 35 Sekunden Restspielzeit zeigte die Uhr in der Bamberger Arena. Centerspieler Augustine Rubit hatte gerade den Rebound gesichert und den Ball zu Elias Harris weitergespielt. Die Hausherren führten mit einem Punkt und standen kurz davor, die Serie zum 2:2 auszugleichen und ein entscheidendes Spiel fünf zu erzwingen.

Was dann folgte, fasste die Saison des neunmaligen deutschen Meisters gut zusammen: Elias Harris, neben Nikos Zisis der erfahrenste Akteur im Kader, ein ehemaliger Nationalspieler mit über 150 Bundesligaspielen, fabrizierte den wohl folgenschwersten Ballverlust seiner Karriere. Philipp Herkenhoff spitzelte den Ball zum Ex-Nürnberger Josh Young, der sein Team per Korbleger wieder in Führung brachte.

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Fans waren verärgert

Weil es im Anschluss nicht gelang, die Partie zu drehen, jubelten am Ende die Gäste. Auf Bamberger Seite sah man enttäuschte Gesichter und verärgerte Fans, die nach den vielen Erfolgen zu Beginn des Jahrzehnts nun zum zweiten Mal ihrer Meinung nach zu früh in die Sommerpause gehen müssen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Stoschek kündigte im Anschluss den nächsten Umbruch in der Mannschaft an. Ob es auch einen Wechsel auf der Trainerposition geben wird, ist unklar. Federico Perego, der erst im Februar übernahm und sein Team prompt zu einem überraschenden Pokalsieg führte, würde gerne in der Regnitzstadt bleiben. "Ich bin seit fünf Jahren hier. Ich fühle mich als Teil des Klubs", so der Italiener, der den letzten Umbruch 2014 mit eingeleitet hatte. Damals kam er als Assistent von Erfolgstrainer Andrea Trinchieri.



Brose wird sich neu aufstellen

Drei Meisterschaften und mitreißende Auftritte in der Euroleague später war Trinchieri Geschichte – und Stoschek drückte erstmals den Reset-Knopf. Doch der Erfolg kehrte auch unter Trinchieris Nachfolgern Banchi und Bagatskis nicht zurück. Inzwischen haben sie in Bamberg auch den Sportdirektor und den Geschäftsführer ausgetauscht.

Ob diese personellen Rochaden den Erfolg zurückbringen, muss sich erst zeigen. Wer auch immer im August die Arbeit mit dem Team aufnehmen darf, wird einen runderneuerten Kader vorfinden. Harris, Maurice Stuckey, Patrick Heckmann: Nur ein Gerüst an deutschen Spielern steht unter Vertrag. Dazu laufen die Verträge von Rubit und Bryce Taylor noch ein Jahr, ebenso der von Cliff Alexander. Der kam allerdings nach einem schwachen Auftritt im ersten Play-off-Spiel fast nicht mehr zum Einsatz und durfte in der entscheidenden Partie vier ebenso nicht aufs Feld wie Arnoldas Kulboka. Es bleiben Fragezeichen.

"Der Schlüssel war das Vertrauen meiner Spieler in den Prozess, den wir die ganze Saison durchgemacht haben", erklärte Vechtas Trainer Pedro Calles. Auf Seiten der Bamberger suchte Kapitän Zisis genau nach diesem Schlüssel, den sie im Februar, März und April gefunden hatten. Nach dem Pokalsieg schwebte Bamberg auf einer Welle, die sie auch ins Final Four der Basketball-Champions-League trug. Diese Welle ebbte allerdings schnell ab. Stattdessen zog ein Sturm auf über Bamberg, der Auswirkungen bis weit in den Sommer hinein haben wird.