Der Club in Darmstadt: Behrens begegnet seiner alten Liebe

13.9.2019, 06:00 Uhr

Besonderes Spiel - trotzdem bleibt Kapitän Hanno Behrens einmal mehr cool. © Foto: Wolfgang Zink

Wie es sich anfühlt, wenn um einen herum plötzlich das Chaos ausbricht, wenn man für einen Moment den Überblick verliert und glaubt, keine Luft mehr zu bekommen, weiß Hanno Behrens sehr gut, er ist ja seit vielen Jahren passionierter Surfer. In den Ozeanen dieser Welt haben ihn schon so einige Wellen gepackt – aber auch immer wieder ausgespuckt. Was da in den Wochen vor der Länderspielpause über ihn hereingebrochen ist, das war aber auch für Behrens neu, da kam die kurze Auszeit gerade recht.

In Sandhausen wechselte ihn sein Chef nach 45 Minuten aus, gegen Osnabrück durfte er lange Zeit nur von der Bank aus zuschauen, erst gegen Heidenheim wurde der Kapitän des 1. FC Nürnberg wieder vollständig rehabilitiert. "Die Geschichte wurde von außen größer gemacht als sie war", sagt Behrens jetzt mit etwas Abstand, aber um zu erkennen, dass es doch keine ganz kleine Geschichte war, dazu musste man ihm, der es nicht mehr gewohnt war, bei bester Gesundheit ein Fußballspiel von jenseits der Seitenlinie zu verfolgen, nur ins Gesicht sehen.

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Seit er sich 2015 aus Darmstadt kommend dem Club angeschlossen hat, hat man Hanno Behrens fast immer lächelnd erlebt. Natürlich nach dem Aufstieg in die Bundesliga, natürlich nach großen Fußball-Feiertagen, aber meistens auch dann, wenn es galt, die Niederlage vom vorangegangenen Wochenende zu erklären. Wird schon, weiter arbeiten, alles wird gut – so in etwa hielt es der freundliche Mann aus Elmshorn bei den meisten Gesprächen mit Journalisten oder Fans.

Behrens hat ein großes Talent dafür, auch die schwierigen Momente des Profi-Geschäfts wegzulächeln, ohne dass er sich dafür verstellen müsste. Nach dem Kurzeinsatz gegen Osnabrück war ihm nicht mehr nach Lächeln. Als die Zuschauer in der Nordkurve ihre tröstenden Gesänge anstimmten, versteckte er sein Gesicht unter dem Trikot, als er es wieder nach unten schob, hatte er gerötete Augen. Besonders die fiesen Kommentare im Internet hatten ihn mitgenommen; ihn, den Dauerläufer, ihn, der trotz des verpassten Aufstiegs 2016 geblieben ist, und auch nach dem Abstieg am Ende der vergangenen Saison.



Die kurze Pause also, sagt Behrens am Donnerstag nach der Trainingseinheit am Nachmittag, hat gut getan. Die freien Tage hat er genutzt, um nach Mailand zu fliegen; nicht, um zu surfen, sondern, um mit seiner Freundin eine reizvolle Stadt kennenzulernen.

Der Ausflug dürfte auch den Kopf frei gemacht haben, ein bisschen räumlichen Abstand zu bekommen zum Valznerweiher und dem ewig aufgeregten Umfeld rund um den 1. FC Nürnberg, war sicher nicht die schlechteste Idee.