Die Erlangen Rebels müssen auf die Bundesliga warten

24.2.2021, 11:41 Uhr

"Das war schon eine große Enttäuschung", sagt Rebels-Trainerin Johanna Frankenberg (34) über die abgesagte Bundesliga-Spielzeit. "Alle waren scharf darauf, unsere Farben zu tragen, unser Logo, für diesen Verein zu spielen, ein Heimspiel zu haben." Am Ende kam aber nur ein Freundschaftsspiel im Oktober heraus.

Trotzdem sei es am Ende die richtige Entscheidung gewesen: "Ein paar von uns hatten ein mulmiges Gefühl, Vollkontaktsport zu machen, bei dem man sich leicht anstecken kann", so Frankenberg.

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Alles steht still

Seither steht alles still. Kein Training, keine Spiele. Überhaupt standen die Rebels noch nie in einem Pflichtspiel zusammen auf dem Platz, sie sind schließlich erst gut zwei Jahre alt. 2019 schlossen sich 25 von 30 Spielerinnen der ehemaligen Erlangen Sharks Damen dem Turnerbund an, darunter auch Frankenbergs Frau Sandra. Die Sharks, die zur SpVgg Erlangen gehören, hatten sich wegen persönlicher Differenzen von Frankenberg getrennt.

Weil die Meldefristen für den Ligabetrieb zu diesem Zeitpunkt aber schon abgelaufen waren und der Turnerbund erst für Torstangen und Feldmarkierungen sorgen musste, schnupperten die Spielerinnen ein wenig Bundesligaluft in München. Bei den Munich Cowboys Ladies durften sie auch einige Spiele machen. "Wir waren nicht nur die Reserve-Bank, sondern fester Bestandteil. Viele haben durchgehend gespielt", sagt Frankenberg.

Randgruppe in der Randsportart

Jetzt wollen sie endlich als TB Rebels auflaufen – doch das könnte auch dieses Jahr ein Traum bleiben. "Es gibt vom Verband noch überhaupt keine Rückmeldung", sagt Frankenberg. "Im Moment heißt es, eine Saison macht vielleicht erst ab Juli oder August Sinn, aber da wird es zeitlich auch wieder eng. Wir sind halt eine Randgruppe in der Randsportart. Vor uns kommen die erste und zweite Bundesliga der Herren und die erste Jugend-Bundesliga. Solange warten wir auf eine Regelung."

Und dann wäre ja auch noch die Vorbereitungszeit einzuplanen. Schließlich müssen die Spielerinnen womöglich erst wieder fit werden. Deshalb würde Frankenberg auch nicht um jeden Preis spielen wollen: "Wir haben total abgebaut. Bei manchen ist die Sportlichkeit vielleicht schon durch Schokolade ersetzt worden. Wir haben nur 30 Mädels, gerade so genügend. Die verheizen wir nicht, nur um in der Bundesliga gespielt zu haben – und am Ende sind es acht Verletzte." Persönlich könne sich die Polizistin aber sowieso nicht vorstellen, dass dieses Jahr gespielt wird. "Am Ende ist auch nicht entscheidend, ob wir eine Saison spielen können, Hauptsache wir haben uns mal wieder und können Sport zusammen machen."



Gerade geht das nur per Online-Kurs der Fitnesstrainerin. Trainingspläne für den Lockdown gibt es nicht. Dafür nehmen die Spielerinnen an Lauf-Challenges teil.

Dass der Football-Sport vom Zusammensein und dem Wir-Gefühl lebt, betont Head Coach Frankenberg immer wieder. Trotzdem sei der Zusammenhalt des Teams kein Problem, sagt sie: "Die Spielerinnen kennen sich zum Glück untereinander schon sehr gut, viele sind befreundet."

Neue Footballinteressierte kommen gerade nicht dazu, auch wenn der Sport in Deutschland boomt: "Solange wir nicht aktiv trainieren können, ist es schwierig neue Leute zu bekommen. Niemand fängt eine Sportart an, die er nicht ausüben kann." Fürs Anwerben neuer Spielerinnen hilft sicherlich irgendwann die Teilnahme an der Bundesliga.

Balsam für die Seele

Im ersten Jahr möchte die Trainerin, die es als Aktive von den Nürnberg Hurricanes bis in die Nationalmannschaft geschafft hat, "vor allem zusammen spielen". Absteigen kann man aus der Bundesliga nicht, der Verband ist froh um jedes Team, dass sich anmeldet.

Und solange der Lockdown weitergeht und der Spielbetrieb still steht, zehren die TB Rebels von dem einzigen Spiel, bei dem sie zusammen auf dem Platz standen: Dem Freundschaftsspiel im Oktober 2020 gegen die Stuttgart Scorpions Sisters. "Das war so ein schönes Erlebnis", erzählt Frankenberg. "Das erste Mal unsere Jerseys zu tragen und nur unter unserem Namen zu spielen. Man kann zusammen trainieren, das ist schon schön. Aber zusammen zu gewinnen oder auch zu verlieren, ist ein krasses Gefühl. Wenn sich die Leute so stark anfeuern, motivieren, feiern, wenn etwas gut war, aber auch genauso aufbauen, wenn man mal einen Touchdown kassiert hat. Das war für uns Balsam für die Seele."