"Es macht uns stolz": SpVgg Greuther Fürth beeindruckt

23.12.2020, 14:26 Uhr

Jubeltraube: In Hoffenheim zogen die Fürther in die nächste Runde ein und feierten ihren verdienten Sieg ausgelassen. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Stefan Leitl erlaubte seinen Spielern "ein Bierchen, vielleicht auch zwei", nach dem packenden Abend von Sinsheim, an dem die Spielvereinigung Greuther Fürth ein weiteres Mal für Aufsehen im DFB-Pokal gesorgt hatte. Nach einem packenden Spiel über 120 Minuten und dem nervenaufreibenden Elfmeterschießen gegen den Erstligisten TSG Hoffenheim hatte der Kleeblatt-Coach aber auch die Verkehrssicherheit im Blick. "Dann sollen sie sich bitte in Fürth am Mannschaftsbus abholen lassen", sagte der 43-Jährige in sachlichem Ton.

Leitl verlässt schnell die Achterbahn

Offenbar hatte er die emotionale Achterbahn schon fast verarbeitet. Zur Pause hatte es 1:1 gestanden, nach 90 Minuten 2:2 und weil sich auch nach 120 Minuten an diesem Ergebnis nichts geändert hatte, musste der Krimi ins Elfmeterschießen. Als 18. Schütze trat Marco Meyerhöfer vom Punkt an und schoss die Spielvereinigung verdient ins Achtelfinale.

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Dramatischer Pokalabend

Zuvor war alles dabei gewesen, was ein dramatischer Pokalabend braucht. Sascha Burcherts Torwartfehler, der zum 0:1 durch Andrej Kramaric führte (13.). Sebastian Ernsts trockenes 1:1 als angemessene Antwort (21.). Meyerhöfers frühes 2:1 nach schöner Kombination in der zweiten Hälfte (46.), der Ausgleich zum 2:2 von Kevin Akpoguma nach einem Freistoß, bei dem Fürth nicht wach genug war (49.). In der Nachspielzeit schien der Spannungsbogen bereits auf seinem Höhepunkt, das Spiel war beinahe in den Händen der Fürther, doch Paul Seguin verpasste bei einem Foulelfmeter eine frühere Entscheidung.

Im Duell Schütze gegen Torwart brannte dann endgültig die Luft, Fürth gewann es mit 7:6. "Es war ein emotionales Auf und Ab. Aber ich muss ehrlich sagen, ich habe es schon genossen, was die Jungs heute auf den Platz gebracht haben", erklärte Leitl. Tatsächlich war Fürths letzte Partie im so erfolgreichen Jahr 2020 eine, die auch neutralen Zuschauern vor den Fernsehern gefallen haben dürfte.

Mit dem Stempel unterwegs

Nach 14 Ligaspielen ohne Niederlage in der Fremde im Kalenderjahr 2020 stand auch am Ende des letzten Auswärtsspiels kein Stoppschild für die junge Fürther Elf. Im Gegenteil. Fürth stellte die TSG, die in der Zwischenrunde der Europa League steht, vor große Probleme. "Wir haben uns schon was ausgerechnet. Wir wissen auch, dass wir einen guten Ball spielen können. Ich glaube nicht, dass wir mindesten ebenbürtig waren, sondern das war ein Spiel, dem wir auch unseren Stempel aufgedrückt haben", bilanzierte Leitl.

Kein Unterschied erkennbar

Ein Unterschied war nicht zu erkennen, zwischen dem international tätigen Gastgeber und dem Gast, der mit bescheidenen finanziellen Mitteln zur Spitzengruppe der zweiten Liga zählt. Frech und mutig wie schon die gesamte Saison begegnete das Kleeblatt seinem Kontrahenten.

"Das muss man erst verarbeiten"

"Wie wir teilweise Spielzüge kreiert haben, das hat Freude gemacht zuzuschauen", befand Keeper Burchert, der hinter einer weniger entschlossenen Mannschaft zum Pechvogel des Abends hätte werden können. So aber war auch die Stimmung des Torwarts gelöst. "Das muss man erstmal verarbeiten, aber wir sind verdient weitergekommen", urteilte der 31-Jährige.

Fürths Mut und der Umstand, dass sich das juvenile Team von Rückschlägen wie Burcherts Fehler und Seguins Fehlschuss nicht beeindrucken ließ, beeindruckten. Es war wieder ein Schritt vorwärts auf dem viel zitierten Fürther Weg.

"Es macht uns vor allem stolz"

"Es macht uns vor allen Dingen stolz, dass wir die Partie auch auf ein gewisses Niveau gehoben haben, mit der Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben", so Leitl. Wobei das auf viele Auftritte des Kleeblatts in der Saison 2020/21 zutrifft.

Maximal frei heißt vier Tage

"Wir wollen jetzt durchatmen, Weihnachten zu Hause entspannen und dann sind wir froh, dass es relativ zeitig weitergeht. Denn so wie wir spielen, kann es weitergehen", blickte Burchert nach vorne. Wie bei allen anderen Konkurrenten steht nun die Regeneration im Fokus. Viel Zeit bleibt der Mannschaft und dem Trainerteam nicht, um die Köpfe frei zu kriegen. "Natürlich kriegen die Jungs maximal frei, das bedeutet vier Tage", sagte Leitl. Ins neue Jahr würden sie dann gerne so starten, wie sie das alte beendet haben.