Fürths Doppelpacker Keita-Ruel "braucht keine Anlaufzeit"

8.8.2018, 17:04 Uhr

Oft war vor dem Saisonstart die Rede von Spielern, die sich wegen des Geldes gegen Fürth entschieden hätten. Kleeblatt-Sportdirektor Rachid Azzouzi holte sich einige Körbe ab, sogar der Dorfklub Sandhausen kann mittlerweile höhere Gehälter zahlen als die Spielvereinigung. Ob auch der Sandhäuser Stürmer Fabian Schleusener ein Angebot aus Fürth ausschlug, ist nicht verbrieft. Ins Beuteschema hätte er gepasst: 26 Jahre alt, in der vergangenen Drittliga-Saison für den KSC 17 Tore geschossen, fünf vorbereitet.

In Fürth landete – für eine festgeschriebene Ablösesumme von 250.000 Euro – ebenfalls ein Drittliga-Torjäger: Daniel Keita-Ruel, 28 Jahre alt, traf für Fortuna Köln 15-mal und legte sieben Treffer auf. In der Hip-Hop-Szene, in der sich Keita-Ruel auch als Foto-Model für einen Mode-Versandhandel präsentiert, würde man sagen: eine Karriere vom Bordstein bis zur Skyline. Doch das trifft es nicht wirklich. Schließlich trug der gebürtige Wuppertaler mit französischem Pass und senegalesischen Wurzeln schon im Alter von 18 Jahren das Trikot von Borussia Mönchengladbach, für deren A-Jugend er spielte.

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Doch – wie mehrfach berichtet – musste er nach einem Gefängnisaufenthalt in der fünften Liga den Knopf für Neustart drücken. Seither spielt er fast jedes Jahr eine Liga höher, aktuell ist er in der zweithöchsten Spielklasse.

Deshalb darf er auch nach jenen 94 Minuten gegen Sandhausen sagen: "Ich komme zwar von einem Drittligisten, aber jeder weiß, was ich draufhabe. Ich konnte in der Dritten Liga Fußball spielen und jeder wusste, ich gehöre nicht in die Dritte Liga." Er habe von Anfang an gesagt, "dass ich hier keine Anlaufzeit brauche". Auch Fabian Schleusener, sein Pendant im Sandhäuser Trikot, machte ein gutes Spiel, scheiterte einmal mit einem überlegten Schussversuch am Fürther Keeper Sascha Burchert, der glänzend parierte.

Buric ist verzückt

Doch ein Sonderlob vom Trainer bekam nur Keita-Ruel. Damir Buric hatte sich vor dem Saisonstart kritische Fragen anhören müssen, weil er und sein Manager Serdar Dursun weggeschickt hatten – der traf prompt in seinem ersten Spiel für Darmstadt zum 1:0-Sieg. Das war einen Tag nachdem Buric zur Leistung von Keita-Ruel referierte: "Die Bälle müssen flach in den Rücken der Abwehrspieler kommen. Und genauso macht der Keita das Tor und dann holt er gleich den Ball aus dem Netz und sagt: ,Ich will noch einen machen.’ Und das ist genau das: Das gefällt mir, diese Mentalität und diese Art und Weise, wie wir spielen wollen."

Sein Stürmer legte sich nur drei Minuten später auch den Ball zum Strafstoß zurecht. "Ich habe gesagt, ich will den Ball, ich nehme den Ball und schieß’ ihn rein". Und nur 26 Minuten nachdem die ersten Fans sich beim unerwarteten 0:1 schon an die Vorsaison erinnert sahen, herzten ihn seine Kollegen innig.

"Wir haben jetzt erst einige Tage miteinander gehabt", beschreibt Keita-Ruel die Geste, "aber man kann sagen, es fühlt sich an, als würden wir schon zwei, drei Jahre zusammenspielen. Und wenn man das schon nach einem Spiel feststellt, ist das auf jeden Fall ein Riesenplus."

Denn klar schossen da bei den Spielern, die schon in der Vorsaison da waren, die alten Bilder in den Kopf. Fürth hatte oft viel Ballbesitz, doch die Tore machte der Gegner. Keita-Ruel will darauf gar nicht eingehen, er sagt nur: "Das ist jetzt ein Neustart, den wir hingelegt haben. Wir sollten das letzte Jahr vergessen."

Die Zuschauer machten es ihnen auch leicht, wie er feststellte: "Die Fans haben schon gejubelt, wenn wir beim Aufwärmen Tore geschossen haben. Das war auf jeden Fall ein schönes Gefühl, das man direkt auf dem Platz spürt." Der Fußball schreibt eben manchmal kitschige Geschichten.