Nürnbergerin landete auf Rang 31

Gefroren, gefangen, stolz: Knoll über ihren Olympia-Triathlon

27.7.2021, 14:41 Uhr

1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen - und am Ende wirkt Anabel Knoll zufrieden. War sie aber nur teilweise. © Sebastian Gollnow, dpa

Für einen kurzen Moment schien Nepartak doch ernst zu machen. Die Meteorologen waren sich zuletzt eigentlich einig gewesen, dass der Taifun Nummer 8, wie er in Japan genannt wird, Tokio nicht mit voller Stärke erreichen würde. Das tat er sicher auch noch, Anabel Knoll fror aber dennoch, als sie um 6.30 Uhr Ortszeit am Rand des Hafenbeckens stand, der Wind peitschte ihr den strömenden Regen ins Gesicht. "Mir war furchtbar kalt", sagte die 25-Jährige ein paar Stunden nachdem sie ihren ersten olympischen Triathlon hinter sich gebracht hatte.

Dessen Start ist wegen Nepartak um eine Viertelstunde verschoben worden, beim Schwimmen war das Wetter dann aber schon kein Thema mehr. "Das Wasser war nicht unruhig", sagte Knoll, die trotzdem ihre Probleme mit den eineinhalb Kilometern im Hafenbecken hatte: "Ich bin ganz gut weggekommen, war dann aber schnell in einem Pulk gefangen, aus dem ich nicht mehr rauskam."

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Brenzlige Situationen

Lehrgeld zahlte sie in diesen Minuten, wenn man es positiv formulieren möchte. "Ich habe nicht das abgerufen, was ich kann", sagte Knoll und war darum über ihre Schwimmleistung "ein bisschen enttäuscht." Auf dem Rad lief es etwas besser, "auch wenn die Zusammenarbeit in meiner Gruppe nicht so gut war." Die nasse Fahrbahn zwang die 56 Starterinnen immer wieder zu höchster Vorsicht, nicht wenige von ihnen stürzten während der 40 Kilometer auf der Straße.

"Es gab schon einige brenzlige Situationen", so Knoll, die auch darum später leicht lächelte, als sie nach zehn Kilometern Laufen und mit 9:09 Minuten Rückstand auf Siegerin Flora Duffy (1:55:36 Stunden) aus Bermuda die Ziellinie erreichte: "Ich war einfach froh, nicht gestürzt zu sein und auch stolz, meines bestes gegeben zu haben." Platz 31.

Wer der der 25-Jährigen, die seit zwei Jahren in Nürnberg lebt und trainiert, genau zuhört, spürt schnell, dass sie sich in Tokio nicht in der Rolle der Olympia-Touristin sieht. Knoll hat noch etwas vor mit der Mixed-Staffel, konnte es sich deshalb leisten, in der letzten von vier Laufrunden ein bisschen Tempo rauszunehmen. "Nach vorne ging nichts mehr, nach hinten auch nichts", erzählte die hochgeschossene Athletin, die nun ihrem zweiten Wettkampf am Samstagmorgen optimistisch entgegenblickt. Weil sie selber wertvolle Erfahrungen auf höchstem Niveau sammeln konnte, weil die "Jungs der deutschen Staffel super scharf sind", da es für Justus Nieschlag sowie Jonas Schomburg im Einzel nicht so gut lief. Weil mit Laura Lindemann immerhin die achtplatzierte der Frauen im Team ist.

Knoll jedenfalls wird auch dann wieder alles geben, daran ließ sie auch am Tag des größten Wettkampfs ihrer Karriere keinen Zweifel. Kohlenhydrate, Mittagsschlaf, lockeres Radfahren und lockeres Schwimmen standen noch auf dem Programm des Tages, der morgens mit Taifun Nepartak so turbulent begonnen hatte und Abends im olympischen Dorf einen besonderen Abschluss fand: Kanutin Ricarda Funk wurde von den deutschen Athletinnen und Athleten mit jeder Menge Applaus bedacht, so wie alle anderen Medaillensieger der Mannschaft zuvor auch schon.

Am Samstag wird dann hoffentlich auch wieder geklatscht. Vielleicht sogar für Anabel Knoll.