Glück im Herbst? Pagenburg will in den Aufsichtsrat des FCN

12.10.2020, 05:48 Uhr

Die Überschrift ahnt Chhunly Pagenburg bereits, bevor sie gegen Ende des Telefonats auch so in Aussicht gestellt wird. Glück im Frühling bedeutet der Vorname des Aufsichtsratsanwärters aus dem Kambodschanischen übersetzt. Und happy wäre der Ex-Profi, der sich am 20. Oktober auf der virtuellen Jahreshauptversammlung für das rot-schwarze Kontrollgremium bewirbt, auf jeden Fall, wenn ihn die Mitglieder in dieses wählen würden.

Dass die Überschrift nicht sonderlich innovativ ist, steht in einem anderen Absatz. "Die gab's so schon mal. Ich glaube, als Hans Meyer gekommen ist", erinnert sich Pagenburg, dessen aus Kambodscha stammende Mutter für seinen Vornamen verantwortlich ist. Im Frühling 2007, in diesem sagenhaften Club-Jahr, hatte Glücksbringer Meyer das Nürnberger Eigengewächs erstmals in die Startelf des dank Hans Meyer Immer-Noch-Bundesligisten beordert. Gegner im Achteck war Aachen - und der Siegtorschütze? Chhunly Pagenburg! Der Premieren-Nürnberger bedankte sich, indem er das 1:0 erzielte. Als "Riesenerlebnis" hat "der Kleine", wie Meyer seinen fast 1,80-Meter-großen Schützling spaßeshalber nannte, den größten Club-Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte im Kopf - den Pokalsieg 2007. Bei der stimmungsvollen Ouvertüre, im Halbfinale gegen Frankfurt, hatte Pagenburg den Schlussakkord gesetzt.

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Besinnen auf eigene Stärken

"Toll, besonders und natürlich allgegenwärtig" nennt der Angreifer, der im Frühjahr 2015 seine Karriere als Berufsfußballer aufgrund einer chronischen Wirbelsäulenentzündung als 28-Jähriger beenden musste, den Club-Coup von damals. Ob man in die Arbeit im Aufsichtsrat etwas mitnehmen könne von der rot-schwarzen Sternstunde? "Das Besinnen auf die eigenen Stärken und den Spirit", antwortet der inzwischen 33-Jährige. Und entwickelt eine Vorstellung davon, wie das im Kernbereich des 1. FC Nürnberg, dem Profi-Fußball also, wieder laufen darf in Zukunft. Im Club-Kollektiv, beim viermaligen Pokalsieger und Fast-Drittligisten, bei dem Verein, dem der Cup-Gewinner “extrem viel zu verdanken hat“ und "nun helfen und etwas zurückgeben möchte".

Als Siebenjähriger schaffte es der gebürtige Nürnberger zum Club und bei ihm in die 1. Mannschaft. “Ich bin aus dem eigenen Stall“, sagt Pagenburg, der den Verein nach seinem Abschied auch von außen gesehen und kritisiert hat. “Ich weiß wie Fußballer denken, was sie durchleben. Und was junge Fußballer, die heranreifen, fühlen“. Dass im Nürnberger Aufsichtsrat die sportliche Kompetenz repräsentiert sein sollte, ist Pagenburgs Wunsch. Und der Grund, warum er kandidiert. "In einem Gremium von neun Personen sollte genug Platz sein für Fußball-Expertise. Für Leute, die das Spiel verstehen, selber gespielt haben, wissen, wie die Spieler und Vereine ticken", findet der Mann, der auch im beruflichen Bereich Richtungsentscheidungen vorzunehmen hat.

"Den Club wieder in die Spur bringen"

Als Immobilien-Investor mit eigener Firma, die in Nürnberg und der die Noris umgebende Metropolregion mehrere hundert Wohnungen und Häuser im Bestand vermietet, wisse er - sagt Pagenburg - "wie man Perspektiventscheidungen trifft, lukrativ ist - und übertragen auf den Sport und den Verein - Strukturen schafft, um erfolgreich zu sein". Dass der FCN erfolgreich ist, ist das, worum es seinem ehemaligen Spieler geht. "Wir sind noch nicht da, wo wir hingehören, wir möchten den Club wieder in die Spur bringen", sagt Pagenburg und meint damit etwas, was ihn und seine Mitbewerber - es sind deren 19 (!) - verbindet.

"Es freut mich, dass es so viele Mitstreiter und Gleichgesinnte gibt, die sich für den Club einsetzen wollen", findet Pagenburg, der eine "außergewöhnliche und spannende Mitgliederversammlung" erwartet. Und, weil die JHV in Corona-Zeiten digital stattfindet, "völliges Neuland". Einen langen Abend, bei dem 19 jeweils dreiminütige Videos der Aufsichtsratsanwärter eingespielt werden, erwartet der Pokalsieger auch. Als Freund des US-Sports, gerade auch die NBA-Finals im Blick, ist jedoch nicht zu erwarten, dass er seine Wahl verschlafen würde, lacht Pagenburg. So eine Überschrift mit "Glück im Herbst" würde er schließlich auch am Dienstag zu vorgerückter Uhrzeit gerne lesen.