Ice Tigers: Ein Playoff-Spiel im Januar

14.1.2021, 06:00 Uhr

Einen Zweikampf, den es so nicht mehr geben wird: John Broda ist nach Mannheim zurückgekehrt, um Abiturprüfungen zu schreiben. Sena Acolatse wird sich einen anderen Nürnberg zum Spielen suchen müssen.  © Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa

Am Montag danach sind sie wieder getestet worden. Also wieder ein Wattestäbchen tief in den Rachen, ein Wattestäbchen tief in die Nase. Für Frank Fischöder ist das kein Problem. Fischöder ist Eishockey-Trainer, war Eishockey-Spieler, noch dazu in den wilden 90er-Jahren. Natürlich ist seine Nase gebrochen, mindestens einmal. Und wenn ihm das Wattestäbchen ins rechte Nasenloch hinauffährt, zuckt der Cheftrainer der Ice Tigers noch nicht einmal. Nur wenn der Physiotherapeut auf Sars-CoV-2 testet, dann wird es unangenehm, dann geht es auch noch ins linke Nasenloch. Weil sicher ist sicher.

Fischöder hat am späten Sonntagabend noch aus dem Corona-Alltag der Ice Tigers berichtet. Wahrscheinlich hätte er die Geschichte auch nach dem 1:2 gegen Schwenningen erzählt, der vierten Niederlage in Folge zum Saisonstart. Mittlerweile aber hat seine Mannschaft zweimal sehr ordentlich gespielt, 2021 ist sie noch ungeschlagen – in zwei Partien, aber immerhin. Gerade beim 4:3 gegen Straubing konnte man den Ice Tigers beim Wachsen zusehen. Schwacher Auftakt, nach dem 1:0 durch Daniel Schmölz euphorisch auf 2:0, auf 3:0, auf 4:0 erhöht – und in einer Viertelstunde beinahe alles wieder verspielt. "Wir haben nur die einfachen Dinge nicht mehr gemacht", stellte Fischöder fest. "Wir dachten jetzt geht jetzt schon so weiter und obwohl wir wahrgenommen haben, dass das so nicht funktioniert, haben wir den Hebel nicht mehr umlegen können." Aus einem soliden 4:0 wurde so ein wackliges 4:3. Dann rettete die zweite Drittelpause die Ice Tigers.

Aggressiver mit den Schlägern

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"Es muss in unsere Köpfe, dass es in dieser Saison kein Spiel geben wird, das wir einfach so runterspielen", sagte Fischöder danach - und in einer dreiminütigen Pausenansprache auch seiner Mannschaft. "Als sie aufgehört haben, Bögen zu fahren, aggressiver mit den Schlägern zu arbeiten, haben sie einen Riesenjob gemacht. Das ist ein großes Plus dieser Mannschaft. Sie weiß, was zu tun ist, man muss sie nur manchmal wieder daran erinnern." Man kann also auch davon ausgehen, dass sie weiß, was am Donnerstag in Straubing auf sie zukommt: Eine Art Playoff-Spiel, im schlechtesten Fall das einzige der Saison.

Der Spielplan dieser verkürzten Corona-Saison macht es den Klubs nicht einfacher. Weil die DEL den Fans zu Hause, vor allem dem Medienpartner Telekom mindestens alle 24 Stunden Eishockey bieten will, erstrecken sich die Spieltage über mehrere Tage. Das erklärt, warum die Ice Tigers zwischen den Spielen in Augsburg (4:1) und gegen Straubing (4:3) eine Woche Pause hatten, warum sie Ende Januar alle zwei Tage ranmüssen und warum sie sich am Donnerstag wieder einer Mannschaft stellen müssen, die sie am Sonntag noch zwischenzeitlich gedemütigt hatten. "Bei back-to-back-Spielen ist die Intensität noch einmal eine andere", prognostiziert Fischöder. Back-to-back bedeutet, dass es unmittelbar nacheinander gegen denselben Gegner geht, gegen einen stolzen Gegner, der die Vorsaison auf Platz drei beendet hatte, dem die Pandemie aber erst die Playoffs, dann die erste Teilnahme an der Champion League und derzeit auch das Selbstbewusstsein genommen hat.

Bodnarchuk soll zurückkehren

Straubing hat drei Spiele in Folge verloren und steht in der Tabelle der Südgruppe hinter Nürnberg. Das kann einer Mannschaft, die sich über Härte und ein unnachgiebiges Auftreten definiert, nicht gefallen. Aber es dürfte den Tigers nicht entgangen sein, dass sich die Ice Tigers nicht einschüchtern ließen, weder die jungen Spieler und schon gar nicht die erfahrenen. Diese Mannschaft lernt zum Teil von Drittel zu Drittel. Füreinander einzustehen, muss man Chris Brown, Dane Fox oder Andrew Bodnarchuk, der wohl wieder mit dabei sein wird, nicht mehr beibringen. Im kalten Eisstadion am Pulverturm wird es also sicher nicht unterkühlt zugehen. Der Corona-Test könnte am Donnerstag nicht unangenehmste Erfahrung für die Ice Tigers bleiben.