Joker Esswein erlöste die Club-Fans

28.8.2011, 20:33 Uhr

Erst in der 76. Minute erlöste Joker Alexander Esswein die Fans, sein Bundesliga-Premierentor zum 1:0-Endstand machte den ersten Club-Heimerfolg seit über fünf Monaten (5:0 gegen St. Pauli am 5. März) perfekt. Es war ein klassischer Arbeitssieg in einem phasenweise unansehnlichen Spiel, das geprägt war von Stockfehlern, Zufall und Missverständnissen. Das erste bayerische Erstliga-Derby der Saison stand auf mäßigem Niveau. Erwartungsgemäß warf der Aufsteiger alles in die Waagschale, um den 1.FCN an einem konstruktiven Spielaufbau zu hindern, attackierte früh und stellte die Räume zu. Bei ihren Kontern blieb die Elf von Jos Luhukay meist harmlos. „Da fehlen uns die Qualität und die nötige Durchschlagskraft“, bekannte der FCA-Trainer, der nach zwei Punkten und drei Toren aus den ersten vier Saisonspielen noch eine Verstärkung für den Angriff einfordert.

Ein mustergültiger Angriff reichte zum Sieg

Zum Leidwesen der über 40.000 Nürnberger Fans hatte der ersatzgeschwächte Club – kurz vor dem Anpfiff musste auch noch Mittelfeldspieler Markus Feulner wegen Adduktorenbeschwerden passen – der biederen Präsentation des Schwaben wenig Produktives entgegenzusetzen. Meist versuchten es die Gastgeber mit hohen, planlos nach vorne gedroschenen Bällen. Eine spielerische Linie war lange Zeit nicht auszumachen, es mangelte an Ideen, in punkto Einsatz und Siegeswille gaben die Franken freilich alles. Letztendlich genügte gegen den limitierten FCA ein mustergültiger Angriff, um die Partie zu entscheiden.

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Vor der Pause sorgten lediglich der Ex-Augsburger Jens Hegeler (18., 25.) und der für Feulner in die Startelf gerückte Julian Wießmeier (33.) für etwas Gefahr vor dem Augsburger Tor, in dem mit Simon Jentzsch (35) der momentan älteste Keeper der Liga stand. Benjamin Patrick Rakovsky im Club-Gehäuse musste im ersten Durchgang gar keinen Ball halten, handelte sich aber im Übereifer eine Gelbe Karte ein, als er Sascha Mölders, den überforderten Alleinunterhalter im FCA-Angriff, mit einer ungestümen Attacke außerhalb des Strafraums von den Beinen holte (22.). Bei der einzigen zwingenden Torchance der Gäste in der 53. Minute zeigte sich der Vertreter von Raphael Schäfer auf dem Posten. Wie schon eine Woche zuvor in Dortmund wirkte der 18-Jährige bei seinem Heimdebüt unaufgeregt und abgeklärt. Völlig zurecht genießt er das uneingeschränkte Vertrauen von Trainer Dieter Hecking.

Auch wenn immer noch etwas Sand im Getriebe war, entwickelten die Nürnberger nach der Pause endlich mehr Zug zum Tor. „Da waren wir bissiger und aggressiver. Der Sieg ist letztendlich verdient, weil wir ein Plus an Chancen hatten“, resümierte Hecking. Nach einem Wießmeier-Freistoß versuchte es zunächst der aufgerückte Innenverteidiger Philipp Wollscheid mit einem Kopfball-Aufsetzer (58.), dann köpfte Timm Klose nach einer Flanke von Timothy Chandler knapp vorbei (64.). Und auch Esswein machte gleich nach seiner Einwechslung Druck, scheiterte aber zunächst an Jentzsch (70.). Sechs Minuten später machte es der Ex-Dresdner besser. Von Tomas Pekhart klug in Stellung gebracht, stürmte er mit energischem Antritt über links in den Strafraum, degradierte Augsburgs Abwehrspieler zu Statisten und ließ Jentzsch mit einem Schuss vom Fünfereck keine Chance.

Trotz einer hohe Fehlpassquote, trotz spielerischer Defizite, trotz diverser Abstimmungsprobleme zollte Hecking seiner Elf „ein Riesenkompliment, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man mit so vielen jungen Leuten ein Spiel gewinnt. Die sechs Punkte aus den ersten vier Spielen sind aller Ehren wert, damit liegen wir voll im Soll.“ Mehr als ihm lieb ist muss der Club-Coach in diesen Wochen auf den Nachwuchs setzen. Gegen den FCA liefen gleich drei 18-Jährige auf, acht weitere der 14 eingesetzten Akteure waren zwischen 21 und 24 Jahren alt. Hecking: „Wir wissen, dass es nicht nur mit jungen Spielern geht, aber im Moment müssen sie eben die Fahne hochhalten und das Spiel an sich reißen.“ Vorher ist aber erst einmal Regeneration angesagt: Wegen des EM-Qualifikationsspiels der deutschen Nationalmannschaft am Freitag gegen Österreich und des Testspiels in Polen vier Tage später pausiert die Bundesliga. Der Club überbrückt das spielfreie Wochenende mit einem Freundschaftsspiel am Freitag (18 Uhr) beim Bayernligisten FSV Bruck. Wird schon kein Stau sein auf der Autobahn...

Nürnberg: Rakovsky – Chandler, Wollscheid, Klose, Pinola – Simons – Hegeler (73. Mendler), Wießmeier (85. Maroh), Cohen, Eigler (60. Esswein) – Pekhart / Augsburg: Jentzsch – Callsen-Bracker, Sankoh, De Roeck, Davids – Hosogai (81. Reinhardt), Sinkala – Ndjeng (61. Gogia), Baier (81. Kapllani), Bellinghausen – Mölders / SR: Kinhöfer (Herne) / Tor: 1:0 Esswein (76.) / Zuschauer: 43071 / Gelbe Karten: Rakovsky, Pekhart, Wießmeier, Cohen – Hosogai.