Kämpferisch: Doppelspieltag für die Nürnberg Falcons

6.11.2020, 10:37 Uhr

Die einen straucheln, die anderen wollen unbedingt weitermachen: Die Gefühlswelten sind sehr unterschiedlich in der Pro A. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, NNZ

Am Freitagabend werden die Sitzschalen im Eventpalast wieder grün bleiben. Und am Sonntag auch. Im Vorraum der Zelthalle am Flughafen wird es kein Bier und keine Bratwürstchen geben, ein paar Aufbauhelfer, Kameraleute und Journalisten werden zum Hintereingang hineinhuschen und die Mannschaften getrennt voneinander ihre Kabinen betreten. So sieht er derzeit aus, der sterile und, naja, auch ein wenig triste Alltag in der zweiten Basketball-Bundesliga – und bei vielen anderen Sportarten.


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Wenn die Nürnberg Falcons am Freitag (19.30 Uhr) und am Sonntag (17 Uhr) die Top-Mannschaften aus Hagen und Bremerhaven empfangen, werden keine Zuschauer dabei sein. Den Fans bleibt lediglich die Übertragung im Internet bei www.sportdeutschland.tv und immerhin die beruhigende Stimme des Kommentators Reinhard Wörlein. "Ein Ersatz für den Live-Event", sagt Ralph Junge, "ist es natürlich nicht."

Der Optimismus der anderen

Nürnbergs Trainer und Geschäftsführer hat geahnt, was auf ihn, was auf seine Spieler, was auf den Verein zukommen würde. Als die Liga im Sommer darüber abstimmen ließ, ob die Klubs Mitte Oktober den Spielbetrieb wieder aufnehmen sollten, hat er für "Nein" gestimmt. Junge ist ein Optimist, das Glas ist bei ihm fast immer mindestens halbvoll, aber dass man im Herbst vor Publikum spielen könnte, davon ist er nicht ausgegangen. Die Mehrheit der 15 Klubs stimmte trotzdem dafür.

Jetzt, nachdem im November gar keine Zuschauer zugelassen sind, bereut der ein oder andere diese Entscheidung. Offenbar gab es innerhalb der Liga sogar Überlegungen, ob diejenigen, die allzu optimistisch geplant hatten, sich nicht vorzeitig aus dem laufenden Spielbetrieb zurückziehen könnten – ohne deshalb den Abstieg fürchten zu müssen. Diese Überlegungen sind vorerst vom Tisch, vorerst. "Der Großteil hofft auf Zuschauer im Dezember", sagt Junge und macht eine Kunstpause. Kein weiterer Kommentar nötig.

"Wir wollen ja auch spielen, wir haben Lust auf Basketball", sagt Ralph Junge. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Die Falcons wollen auf jeden Fall weitermachen. "Wir spielen, was wir können", hat Junge bereits vergangene Woche gesagt, von einem vorzeitigen Abbruch oder einem Ausstieg Einzelner hält er nichts. Seiner Kalkulation würde das nichts helfen.

"Die bisherigen Kosten wären ja trotzdem da", gibt er zu bedenken, bei einem Abbruch müssten dagegen Sponsorenleistungen zurückgezahlt werden, der Anspruch auf die staatliche Förderung für entgangene Ticketeinnahmen würde verfallen, Arbeitsplätze wären in Gefahr – und abgesehen davon: "Wir wollen ja auch spielen, wir haben Lust auf Basketball!"



Kommendes Jahr möchten die Falcons in die neue Arena am Tillypark einziehen – und bis dahin möglichst präsent sein. Selbst wenn sie nur auf dem Bildschirm von Smartphones, Tablets und Computern zu verfolgen sind und seine Basketballer von dem leuchtenden Grün der Sitzschalen im Eventpalast angesprungen werden.

Frisch aus der Quarantäne

Die Partie gegen Phoenix Hagen haben sie sogar vorgezogen. Eigentlich hätte am Freitag Trier in Nürnberg vorbeigeschaut, aber die Gladiators befinden sich aktuell noch in Quarantäne. Die Spieler von Hagen haben das bereits hinter sich und deshalb erst eine Partie absolviert, die Eisbären Bremerhaven sind dagegen bislang gesund geblieben und reisen als Tabellenführer an. Auch das ist derzeit: Alltag.