Nürnberger Original: Treutles Weg an die Eis-Spitze

Von Sebastian Böhm 21.4.2020, 06:00 Uhr

Nürnberg - Er trug bereits aufsehenerregende Masken, als es selbst in Berlin-Mitte noch undenkbar war, individuell gestaltete Masken zu tragen. Auf seiner Maske steht seit jeher ein lebensbejahendes Motto. Und ihn hatte man auch nicht erst davon überzeugen müssen, dass es eine lebensverlängernde Maßnahme sein kann, an Arbeitstagen eine Maske zu tragen. Ohne Maske würde man den Eishockeynationaltorhüter Niklas Treutle allerdings auch wieder vom Eis und nach Hause schicken.

Alles wir gut. Diesen Satz lässt Treutle jedes Jahr auf seine neue aufwändig gestaltete Maske sprühen. Alles wird gut. Das stand stets in den Kurzmitteillungen, die ihm sein Vater geschickt hat, wenn der junge Niklas den Glauben daran verloren hatte, dass alles gut werden könne, als Jugendlicher in Köln, als junger Mann in Hamburg, in München oder in Springfield/Massachusetts. Alles wird gut. Immer wenn er diesen einfachen Satz gelesen hatte, ging es ihm tatsächlich besser. Und irgendwann, nach aufregenden Tagen in Glendale/Arizona und schwierigen Tagen in Kouvula am finnischen Fluß Kymijoki und in Krefeld am Niederrhein, irgendwann, nachdem er in seine Heimatstadt zurückgekehrt war, realisierte Treutle, dass sein Vater Recht hatte. Natürlich kann alles immer noch besser werden, bislang aber war alles schon ziemlich gut.

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Treutle ist Nürnberger, inzwischen seit beinahe 28 Jahren. Und er hat bewiesen, dass man es selbst als Nürnberger in der Sportart Eishockey unter die Besten der Welt schaffen kann. Er hat Deutschland inzwischen zweimal bei Weltmeisterschaften vertreten. Vor allem aber hat er es in die National Hockey League geschafft, in die unbestritten beste Eishockeyliga der Welt. Mit zwei Spielen ist er in die Statistik in die NHL eingegangen, das sind zwei Spiele mehr als alle anderen Nürnberger Eishockeyspieler zusammengetragen haben.

Seine weiteren NHL-Statistiken sind nicht ganz so beeindruckend, sie zeigen aber auch, wie kompliziert es für einen Torhüter aus Nürnberg ist, aus null Spielen zwei zu machen und aus zwei Spielen zwanzig. Es braucht Talent, Wille und Durchhaltevermögen, um es überhaupt in die NHL zu schaffen. Um in der NHL zu bleiben, braucht es Glück. Und das hatte Treutle im Trikot der Arizona Coyotes verlassen. Mittlerweile redet er angemessen stolz, aber abgeklärt über diese eine Saison in Nordamerika. Treutle hat bewiesen, dass er sich unter den Besten behaupten kann. Er scheint aber damit zufrieden zu sein, zum sehr kleinen Kreis der besten Torhüter in der Deutschen Eishockey Liga gezählt zu werden.

Müller, Geddes, Jiranek, Reinprecht – diese Spieler sind in Nürnberg unvergessen. Reimer wird der Nächste sein. Dann kommt Treutle – egal, wie gut es noch wird.