Ohne Fans, aber motiviert: HCE empfängt die Löwen

24.10.2020, 09:46 Uhr

Petter Overby (links) und der HC Erlangen wollen auch diesmal den Favoriten stoppen.  © Sportfoto Zink / OGo, NN

Eigentlich dient die turnusmäßige Pressekonferenz des HC Erlangen vor Heimspielen auch dazu, noch einmal Werbung zu machen; für einen Besuch in der Arena Nürnberger Versicherung, für 60 Handball in der besten Liga der Welt. Das war auch an diesem Freitag nicht anders, allerdings ist da gerade niemand, den der Verein überzeugen darf. Aufgrund der hohen Infektionszahlen sind keine Zuschauer zugelassen, wenn der HCE am Sonntag (16 Uhr/Sky) mit den Rhein-Neckar Löwen das nächste mit Nationalspielern gespickte Team empfängt.

"Mir tut es sehr leid für die Jungs", sagt Trainer Michael Haaß. Beim ersten Heimspiel hatten die Jungs ja eindrucksvoll bewiesen, was möglich ist, wenn sich leidenschaftlich kämpfende Erlanger zusammen mit ihren genauso leidenschaftlichen Fans zusammen in einen Rausch spielen. Am Ende stand ein eindrucksvoller 31:21-Erfolg gegen die MT Melsungen.

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"Aus der Ferne Daumen drücken"

Auf die Unterstützung von 1720 Zuschauern, die vor zwei Wochen dabei waren, muss der HCE diesmal verzichten. Die Ahnung einer Heimspielatmosphäre können lediglich Helfer und Funktionsträger vermitteln, Geschäftsführer René Selke hofft darauf, dass trotzdem viele "aus der Ferne Daumen drücken".

Haaß glaubt, dass seine Spieler nach dem stimmungsvollen 27:27 in Göppingen trotz der leeren Ränge keine Motivationsprobleme haben werden. Es ist ja immer noch ein Bundesligaspiel und ja auch nicht irgendeines, nachdem sich eine der besten Mannschaften der letzten Jahre angekündigt hat. In dieser noch jungen Spielzeit haben die Rhein-Neckar Löwen bislang "zwei Gesichter gezeigt", wie auch Haaß bemerkt hat, er warnt aber davor, eine Tendenz aus der 23:28-Heimniederlage gegen Leipzig abzuleiten: "Solche Auftritte legen die Rhein-Neckar Löwen selten hin."

Auch Petersson fällt aus

Dennoch scheint der Meister von 2016 und 2017 verwundbar. Neben den langzeitverletzten Mikael Appelgren, Jesper Nielsen und Jannik Kohlbacher hat sich nach dem letzten Spiel auch noch Alexander Petersson abgemeldet, in den vergangenen Jahren taten sich die Löwen in Nürnberg immer wieder schwer.

Auf der anderen Seite wird der HCE wohl noch einmal auf Ex-Löwe Steffen Fäth (Muskelfaserriss) verzichten müssen, möglicherweise auch auf Benedikt Kellner (Bauchmuskelzerrung). Und natürlich haben die Löwen das nötige Kleingeld und die Qualität, um Ausfälle zu kompensieren.

Mit Rafael Baena wurde bereits im September ein bestens bekannter Kreisläufer nachverpflichtet, vergangene Woche schloss sich Nikolas Katsigiannis den Löwen an, nachdem es für ihn in Erlangen nicht mehr weitergegangen war. Und wenn es, das hat die Vergangenheit gezeigt, einer Mannschaft gelingt, Andy Schmid aus dem Spiel zu nehmen, lauern auf den Außenpositionen ja noch Spitzenkräfte wie Uwe Gensheimer oder Patrick Groetzki.

Haaß hat Antworten

"Wir sollten uns auf die bestmögliche Performance der Rhein-Neckar Löwen vorbereiten", sagt Haaß, "ich glaube aber, dass wir auch auf die besten Rhein-Neckar Löwen Antworten haben." Auf eine starke Deckung wie gegen Melsungen wird es ankommen, glaubt Abwehrchef Petter Overby, und darauf "keine einfachen Gegentore zuzulassen". Umgekehrt hat der runderneuerte HCE bereits bewiesen, dass sie in dieser Saison selbst leichter zu einfachen Toren kommen. Genau die wird es auch am Sonntag brauchen - erst Recht ohne den Schub der Fans.