Sebastian Ernst: Das neue Kopfball-Wunder aus Fürth

17.1.2021, 15:54 Uhr

Geht stark auf die Hundert zu: Sebastian Ernst hatte gegen Paderborn seinen 98. Einsatz im Trikot der Spielvereinigung Greuther Fürth und hat dabei sogar getroffen.   © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Die freien Sonntage können ganz schön lange sein, auch für Profifußballer und besonders wenn man alleine wohnt. Dann gibt es nicht viel zu tun, und niemanden, mit dem persönlich unterhalten kann. Sebastian Ernst von der Spielvereinigung Greuther Fürth geht es ganz ähnlich.

Im Fernsehen läuft "immer Fußball"

Seine Freundin wohnt in seiner Heimat, Ernst kommt aus der Nähe von Hannover, und besucht ihn normalerweise an den Wochenenden oft. In der Corona-Pandemie ist das nicht möglich, weshalb beiden nur das gemeinsame Telefonieren bleibt. "Das ersetzt den persönlichen Kontakt nicht", sagt Ernst, der dabei schon ein wenig traurig klingt. Die freien Tage verbringt er nun vor allem auf der Coach. Im Fernsehen läuft "immer Fußball". Was sonst.

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So aber bleibt auch viel zu viel Zeit, um über Freitagabend nachzudenken. Sebastian Ernst hatte seine Mannschaft beim 1:1 gegen den SC Paderborn nach einem sehenswerten Angriff mit einem ebenso sehenswerten Flugkopfball in Führung gebracht. "Im Grunde genommen freue ich mich natürlich über mein Tor", sagt der 25-Jährige. "Doch wir haben das Spiel nicht gewonnen. Ich hätte in der zweiten Halbzeit noch ein zweites Tor machen können. Müssen."

"Wir müssen in erster Linie kaltschnäuziger sein"

Gerade diese Situationen geht der Mittelfeldspieler im Kopf immer wieder durch. "Man überlegt, was man hätte anders machen können. Doch zu lange darf man sich damit nicht belasten." Ernst war auch nicht der einzige Fürther, der die Partie hätte entscheiden können.

Doch selbst hochkarätige Möglichkeiten gingen an diesem kalten Abend im Ronhof nicht rein. "Man glaubt trotzdem bis zuletzt daran", sagt Ernst, "auch wenn man mehrere Chancen vergibt." Am Samstag im Training haben die Fürther das 1:1 gegen Paderborn gemeinsam analysiert. "Wir müssen in erster Linie kaltschnäuziger sein und die vielen Chance, die wir hatten, in Tore ummünzen. Und wir müssen weiterhin gut verteidigen."

Im Liga-Vergleich gehört die Spielvereinigung trotz der vergebenen Möglichkeiten weiterhin zu den drei torgefährlichsten Mannschaften. Nur Bochum und Hamburg haben mit 31 Toren öfter getroffen, dann folgt schon das Kleeblatt mit 30 Treffern. Auch für Sebastian Ernst persönlich sieht die Bilanz in dieser Runde gut aus: Siebenmal hat der gebürtige Niedersache in 18 Einsätzen getroffen, dazu fünf Tore vorbereitet.

"Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich mal einen mache"

Und zuletzt - in Karlsruhe und gegen Paderborn - hat der Mittelfeldmann den Ball sogar zweimal in Folge per Kopf versenkt, für den Fußballprofi waren das erst seine zweiten und dritten Treffer per Kopf. "Ich habe einen guten Kopfball und zeige das im Training auch relativ oft, deshalb traue ich mir das auch im Spiel vor", meint das neue Fürther Kopfball-Monster zu seine Mini-Serie. "Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich mal einen mache. Dass es jetzt gleich zwei hintereinander sind, ist umso schöner."

Ernst hat sich stark weiterentwickelt, seitdem er vor dreieinhalb Jahren von den Würzburger Kickers zur Spielvereinigung gewechselt ist. 98-mal stand er bereits fürs Kleeblatt auf dem Platz, in dieser Saison ist er aus der Mannschaft von Trainer Stefan Leitl nicht mehr wegzudenken. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Wie es danach weitergeht, ob er vielleicht wie Teamkollege David Raum zu einem Bundesligisten wechseln könnte, steht noch nicht fest. "Wir haben jetzt viele Spiele, zwei englische Wochen", sagt Ernst, darauf liegt nun der Fokus.



"Ein, zwei Tage nervt das Spiel natürlich noch", räumt Ernst nach dem 1:1 gegen Paderborn ein, "doch das nächste Spiel ist am Freitag gegen einen direkten Konkurrenten." Die Fürther treten auswärts bei Fortuna Düsseldorf an. Einen freien Sonntag gibt es danach allerdings nicht - bereits am Dienstag darauf geht es in Osnabrück weiter.