Leitl lobt und kritisiert

"Nicht gierig genug": Das Kleeblatt verarbeitet das 2:2 in Bielefeld

17.1.2022, 12:10 Uhr

Nach 67 Minuten köpfte Havard Nielsen das Kleeblatt in Führung, nach 94 aber musste er sich mit einem 2:2 begnügen. © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Es gibt Fragen, die tauchen im Fußball in schöner Regelmäßigkeit auf. Eine sehr beliebte ist die nach verlorenen oder gewonnenen Punkten, die am Sonntagabend auf der Bielefelder Alm mal wieder in fast jedem Gespräch gestellt wurde. Die Antworten aber fielen ganz unterschiedlich aus. Arminias Trainer Frank Kramer sprach nach dem 2:2 (1:1) gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth von einem "Teilerfolg" und hielt dann eine kleine Grundsatzrede. "Punkte kann man nicht verlieren", betonte Kramer. "Man kann nur Punkte gewinnen."

Sein Fürther Kollege sah das etwas anders. "Ich finde, wir haben zwei Punkte verloren", sagte Stefan Leitl. Das war natürlich rein theoretisch nicht richtig, das Kleeblatt hatte in Bielefeld ja nicht nur seinen ersten Auswärtspunkt in dieser so schwierigen Saison geholt, sondern auch den insgesamt siebten. Dennoch war dem Trainer anzumerken, dass ihn der späte Ausgleichstreffer durch Gonzalo Castro (83. Minute) wurmte, "ich bin nicht glücklich über das Ergebnis, damit können wir nicht zufrieden sein".

Leitl lobt die "gewisse Dominanz"

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In den vergangenen Wochen hatte Leitl immer wieder betont, wie wichtig es ihm ist, dass seine Mannschaft "stabil" steht, dass sie "kompakt" auftritt und auch, dass sie "kontinuierlich punktet". All das hatte sie nach einer schwachen Anfangsphase in Bielefeld getan, musste dabei allerdings nach zwei Zu-Null-Spielen mal wieder einem Rückstand (Okugawa, 8.) hinterlaufen. "In den ersten zehn Minuten waren wir nicht gut genug", kritisierte Leitl, das Gegentor sei "insgesamt besser zu verteidigen" - nicht nur im Strafraum, sondern auch in der Entstehung, in der seine Mittelfeldspieler "die Bälle vor die Kette" hätten "aktiver verteidigen müssen".

Danach aber fing sich das Kleeblatt, zog das Spiel auf seine Seite und wurde mit jeder Minute besser. "Wir haben gute Situationen kreiert und uns fünf Ecken erspielt", lobte Leitl. "Da weiß man, dass man eine gewisse Dominanz an den Tag gelegt hat." Aus den fünf Ecken aber wurde mal wieder nichts, man müsse "auch Standards besser ausspielen, wenn wir schon so viele haben", kritisierte der später eingewechselte Havard Nielsen

Jubeln durften die Fürther vor der Pause dennoch, weil der abermals sehr auffällige Jamie Leweling seinem Gegenspieler mit ganz viel Selbstbewusstsein und Geschwindigkeit davonlief und nach 35 Minuten zum 1:1 traf. "In der zweite Hälfte waren wir sehr dominant und spielbestimmend und haben das Spiel verdientermaßen gedreht", sagte Leitl später, der den Führungstreffer in der 67. Minute mit der Hereinnahme von Jetro Willems und Torschütze Nielsen kurz zuvor eingeleitet hatte.

Eine Viertelstunde war das Kleeblatt dem zweiten Saisonsieg nahe, das 3:1 schien in der Phase wahrscheinlicher als das 2:2 - das aber sieben Minuten vor Schluss trotzdem fiel. "Wir haben bei der Flanke eine gute Boxbesetzung und klären den Ball gut", betonte Leitl, "natürlich wäre es besser, ihn zur Seite zu klären, aber das ist im direkten Zweikampf oft schwierig." So fiel der Ball Gonzalo Castro vor die Füße, der sehenswert und abgefälscht ausglich.

Über den nicht geahndeten Schubser des Bielefelders Robin Hack, der kurz vor dem Gegentreffer einen Zusammenstoß von Havard Nielsen und Max Christiansen erzwang, wollte der Trainer hinterher nicht groß sprechen. "Ich glaube, man kann auch im Vorfeld Foul geben", sagte Leitl. "Das hat er nicht gemacht." Schluss. Keine Diskussion.

Kurz darauf pfiff der Schiedsrichter ein letztes Mal - und das Kleeblatt hatte, nicht nur nach Leitls Meinung, zwei Punkte verloren. Die Erklärung dafür lieferte der Trainer gleich mit. "Wir waren nicht gierig und klar genug, unsere Überlegenheit in einen Zwei-Tore-Vorsprung auszubauen", beklagte er. Die Lage im Abstiegskampf wird so immer aussichtsloser, den Rückstand auf die Konkurrenz konnten die Fürther trotz zuletzt guter Leistungen kaum verkürzen.

Die Entwicklung aber stimmt. "Wichtig ist, wie wir Fußball spielen und uns präsentieren, dass wir stabil stehen und aus unserer Struktur heraus gut Fußball spielen können", betonte Leitl. "Das war heute wieder ein Schritt nach vorne."