Tennis und Fußball

Tennis: In Großhabersdorf gibt es keine Winterpause mehr

15.4.2021, 12:29 Uhr

Christian Schwarzendorfer ist ein original Großhabersdorfer. Und wie sich das für Originale gehört, engagiert er sich auch im Sportverein. Als die Gründerväter 1977 die Tennisabteilung ins Leben gerufen haben, wurde er gerade in Nürnberg geboren.


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Seit über zehn Jahren ist er im Vorstand des Tennisclub Blau-Weiß aktiv, aktuell ist er Abteilungsleiter. In dieser Funktion ist er mächtig stolz auf die neueste Errungenschaft: zwei Sandplätze, die ganzjährig und dank Flutlicht bei Nacht nutzbar sind. Eine Firma aus dem Münsterland ist im vergangenen Herbst angerückt, um ihren patentierten Allwetterplatz zu errichten.

Auf einen Unterbau wird eine drei Zentimeter dünne Schicht eines speziellen Sandes aufgetragen. "Es fühlt sich wie ein Hartplatz an", berichtet Schwarzendorfer, "kann aber genauso bespielt werden wie ein Sandplatz."

Es hätte auch noch eine Variante mit Gummigranulat gegeben, die man nicht regelmäßig hätte wässern müssen, doch dagegen hatten sich die Großhabersdorfer Tennisspieler ausgesprochen. Zu groß war die Sorge, dass damit Mikroplastik in den Boden gelangen könnte.

Letzter Ballwechsel um 22 Uhr

Mit der jetzigen Lösung aber gibt es für Schwarzendorfer fast nur Vorteile: "Der Platzwart muss den Platz nur sauber halten und nicht walzen." Den Sand müsse er nur alle drei bis fünf Jahre austauschen. Die Kosten für die Pflege summiert er auf 1500 Euro im Jahr. Der zweite Clou: Dank einer LED-Flutlichtanlage kann jetzt bis 22 Uhr gespielt werden – danach ist aber Schluss, "die Tiere im Wald wollen ihre Ruhe haben". 150 000 Euro stecken in der neuen Anlage, 70 000 schossen Bund, Bayerischer Landes-Sportverband und Spender zu. Für den Eigenanteil musste der Tennisclub einen Kredit aufnehmen, die Gemeinde bürgte.

Somit verfügt der 140 Mitglieder starke Verein über fünf Felder, drei davon sind weiterhin die klassischen Sandplätze, auf denen seit 1977 die Filzkugel fliegt. "Im Winter schalten wir nur die Bewässerung ab. Außer wenn Schnee auf den neuen Plätzen liegt, kann man immer drauf spielen", rechtfertigt Schwarzendorfer auch die erste Beitragserhöhung seit 19 Jahren: "Jetzt können die Mitglieder das ganze Jahr Tennis spielen."

Und das tun sie auch, seit es wieder erlaubt ist. Denn Tennis ist – genauso wie Golf – als kontaktfreie Sportart unter freiem Himmel erlaubt. Wegen der Inzidenz über 100 eben nur im Einzel oder im Doppel mit eigenem Hausstand. Da ist es auch zu verschmerzen, dass die Eröffnungsfeier im Herbst wegen der Beschränkungen äußerst klein ausfiel.

Der Abteilungsleiter hofft auch auf einen sportlichen Vorteil: "Vielleicht können die Mannschaften jetzt auch früher im Jahr zu trainieren beginnen." Denn in Vorbereitung auf die Medenspiele, die immer im Mai begannen, konnte man "mit viel Glück" erst Mitte April zum Training auf die hergerichteten Sandplätze.

Frischer Wind für Blau-Weiß

Schwarzendorfer selbst steht im Kader der zweiten Mannschaft. Wenn die Medenrunde – diesmal im Juni – anfangen soll, will auch er wieder mitmischen. Er möchte, dass es sich herumspricht, dass bei Blau-Weiß Leben in der Bude herrscht. "Uns geht es darum, dass man das bewirbt, auch im Neubaugebiet. Denn neue Leute können frischen Wind bringen." Und frischen Wind möchte er unbedingt entfachen.

Er lobt zwar: "Momentan funktioniert es, die Mitglieder stehen immer parat." Da hätten andere Vereine viel mehr Probleme, Ehrenamtliche zu finden. Doch auch er blickt in die Zukunft. "Wir haben einen Kredit über 80 000 Euro aufgenommen, die Finanzierung läuft auf 20 Jahre." Damit sich das rechnet, bildet die Tennisabteilung des SV Großhabersdorf fleißig die nächste Generation an Spielern und Beitragszahlern aus.



Die Jugendtrainer Daniel Schütz und Stefan Krauß, beide Spieler der ersten Mannschaft in der Bezirksklasse, besitzen den C-Trainer-Schein. Gemeinsam mit Jugendleiterin Kerstin Henninger haben sie laut Schwarzendorfer für einen beachtlichen Zulauf im Nachwuchsbereich gesorgt. Doch das Augenmerk liege auf Tennis als Hobby: "Bei uns muss nicht der neue Boris Becker entstehen." Dafür sorgt schon Corona. In diesem Jahr war erst an drei Tagen vor Ostern Jugendtraining in der Gruppe erlaubt, weil die Inzidenz unter 100 war.

Die Inzidenz im Auge behält auch Oliver Kipfmüller, der sportliche Nachbar der Tennisabteilung. Der 38-Jährige ist der Jugendleiter der Großhabersdorfer Fußballer, deren Sportplätze die Tennisanlage umrahmen. Und wenn schon keine Kinder Fußball spielen dürfen, so tut Kipfmüllers Abteilung seit vergangenem Herbst alles dafür, dass es nach dem Wiederbeginn umso mehr Spaß macht.

Der Rasen hat jetzt Zeit

Die Gemeinde Großhabersdorf, die dem Verein das Gelände zur Verfügung stellt, nahm im Sinne des Vereins den C-Platz zurück. "Zusätzlich haben sie uns einen Zuschuss gegeben für die Sanierung des B-Platzes und des Kleinfelds", berichtet Oliver Kipfmüller, dessen Bruder Thomas Abteilungsleiter ist.

Im Herbst haben beide Felder Flutlichmasten mit LED-Technik bekommen, im März begannen schließlich die Vorbereitungen für die aktuellen Sanierungsmaßnahmen: "Der B-Platz ist komplett abgefräst worden, eine Bewässerung wurde verlegt und der Rasen wird neu angesät." In ein, zwei Wochen, rechnet Kipfmüller, ist die Firma mit dem B-Platz fertig. Ironischerweise hat der Rasen dank des Lockdowns nun genug Zeit anzuwachsen.

Dass die Fußballer des SVG nun einen Platz weniger zur Verfügung haben, beunruhigt den Jugendleiter nicht. "Wir können den Verlust des Platzes ausgleichen, dadurch dass wir ganzjährig auf dem B-Platz spielen können und Flutlicht auf dem Kleinfeld haben." So ist Training bis in die Dämmerung kein Problem. Außerdem hat Großhabersdorf nicht mehr so viele Mannschaften wie früher, denn die Nachwuchsteams bilden Spielgemeinschaften mit dem SV Bürglein, der ebenfalls Trainingsplätze zur Verfügung stellt.

Wer Interesse am Tennistraining hat, sendet eine E-Mail an: kontakt@tennisclub-grosshabersdorf.de