Trainersorgen beim FCN: Keller warnt vor Kaltstart

28.4.2020, 15:48 Uhr

Darf die Show weitergehen – und wenn ja, wann? Der deutsche Profi-Fußball befindet sich in der Warteschleife. Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Länderchefs am 6. Mai über eine weitere Lockerung der Beschränkungen beraten, sollen auch Bundesliga und 2. Liga auf der Agenda stehen. Die Sportministerkonferenz gab gestern schon einmal grundsätzlich grünes Licht, sie findet eine Fortsetzung des Spielbetriebs "ab Mitte oder Ende Mai für vertretbar".

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Doch selbst wenn ungeachtet aller gesellschaftspolitischen und ethisch-moralischen Zweifel das von der DFL vorgelegte Konzept die Behörden überzeugen kann, halten viele Vertreter der Branche den avisierten Termin für utopisch.

Auch Jens Keller verfolgt die aktuellen Planspiele mit einiger Skepsis. "Wir sollen irgendwann Mitte Mai anfangen, haben aber kein Mannschaftstraining. Die Belastung wird deutlich höher und auch das Verletzungsrisiko der Spieler wird hoch", mahnte der Trainer des 1. FC Nürnberg in einem Interview mit dem vereinseigenen Sender Club-TV.

Klaußner vs. das Einrosten 

Seit dem 9. März fand am Valznerweiher kein geregelter Übungsbetrieb mehr statt. Nach der nachgewiesenen Corona-Infektion von Fabian Nürnberger mussten die Profis zunächst 14 Tage in häuslicher Quarantäne verbringen, wo sie dank eines individuellen Fitnessprogramms von Athletikcoach Florian Klaußner und speziellen Übungstipps von Individualcoach Nate Weiss zumindest nicht gänzlich einrosteten, in ihrem Bewegungsradius aber doch arg limitiert waren. Ab dem 6. April durfte der Zweitligist dann zumindest in Kleingruppen zurück auf den Platz. Ein bisschen passen und schießen, ein bisschen Kondition bolzen - die körperlose Bewegungstherapie an der frischen Luft geht freilich allenfalls als Simulation eines fußballspezifischen Trainings durch.

Auch FCN-Doc Brem sorgt sich um die Spieler

"Die Mannschaft ist jetzt knapp sieben Wochen draußen, dann da eine Woche später ein Bundesliga-Spiel zu bestreiten wäre verantwortungslos", sagte Keller deshalb. "Mindestens drei Wochen" im Kollektiv sind nach seiner Einschätzung nötig, um ein Team für den vermutlich kompakten Endspurt mit etlichen Englischen Wochen fit zu bekommen. Man müsse daher mit der gesamten Situation "sehr verantwortungsvoll" umgehen, mahnte Keller, und zwar gegenüber "der Gesellschaft, den Vereinen, aber natürlich auch den Spielern".

Drei Wochen Vorbereitung auf die Rückkehr in den Liga-Betrieb? Ähnliche Prognosen gibt es von Seiten der Medizin. Gerade mit Blick auf die Verletzungsprophylaxe wären drei Wochen "schon ganz nett, um vernünftig trainieren zu können", betont Nürnbergs Mannschaftsarzt Dr. Matthias Brem und verweist auf die im Vergleich sogar noch längere Dauer einer normalen Saisonvorbereitung im Sommer. Ansonsten drohe ein erhöhtes Risiko von muskulären Blessuren und Gelenksverletzungen.

 

Der Nürnberger Sportmediziner Dr. Werner Krutsch, der in der Task Force der DFL an der Entwicklung des Konzepts mitwirkte, gab schon vor einem Monat im NZ-Interview zu bedenken, dass aus präventivmedizinischer Sicht nach der Quarantäne selbst unter normalen Trainingsbedingungen eine ausreichend lange Vorlaufzeit nötig sei. Eines seiner Forschungsprojekte zeige, dass sich nach großen Pausen vermehrt Kreuzband- und schwere Knieverletzungen häufen, "was unter anderem auf mangelnde Koordinationsfähigkeit zurückzuführen ist".

Keller: "Einen 1A-Plan wird es nicht geben" 

Letztlich bleibt die angestrebte Rückkehr vor leeren Rängen ein gewagtes Spiel mit vielen Unbekannten. "Alle machen sich Gedanken, wie es am Besten ist. Aber so richtig einen 1A-Plan wird es nicht geben, weil man nicht alles abdecken kann, weil man nicht allem gerecht werden kann", ahnt Keller, es sei "eine unheimlich schwierige Situation für alle Beteiligten". Und das gilt keineswegs nur für das richtige Timing.

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