"Eine einzige Katastrophe": So reagiert der Einzelhandel auf die Corona-Beschlüsse

4.3.2021, 12:02 Uhr

Ladengitter runter: So sieht es vielerorts aus. © Michael Weber IMAGEPOWER via www.imago-images.de, NNZ

"Für den Einzelhandel sind die Beschlüsse des Corona-Gipfels eine einzige Katastrophe: Wir werden weiter in den Lockdown gezwungen", schimpft Uwe Werner, Geschäftsführer Mittelfranken des Handelsverbands Bayern. "Wir hatten gehofft, dass die Geschäfte flächendeckend öffnen dürfen."

"Faktisch wird der Lockdown damit trotz aller theoretischen Perspektiven für die große Mehrheit der Nicht-Lebensmittelhändler bis Ende März verlängert“, bilanziert Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), bitter. Die für eine Wiedereröffnung aller Geschäfte als Bedingung genannte, stabile Inzidenz von unter 50 sei auf absehbare Zeit wohl nicht flächendeckend zu erreichen.

"Zwangsgeschlossene Händler"

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Die Verlängerung des Lockdowns vom 8. bis zum 28. März kostet die geschlossenen Handelsunternehmen nach HDE-Schätzung im Vergleich zum letzten normalen Jahr 2019 rund zehn Milliarden Euro Umsatz. „Ende März sind viele Händler dann seit mehr als 100 Tagen geschlossen. Das ist nicht mehr zu verkraften. Die Politik nimmt ihre Verantwortung für die zwangsgeschlossenen Händler nicht wahr", so Genth.



Werner befürchtet einen "Shopping-Tourismus", wenn nur Geschäfte in Städten und Regionen mit einem Inzidenzwert von unter 50 öffnen dürfen. Das habe Wettbewerbsverzerrungen in der Branche zur Folge, vor allem aber berge es auch die Gefahr, dass durch den Shopping-Tourismus die Infektionszahlen wieder steigen.

Im mittelfränkischen Einzelhandel hat Werner zwei Hauptreaktionen beobachtet: "Zum einen blickt keiner mehr richtig durch bei den Regelungen. Zum anderen sind viele Händler verzweifelt, weil sie viel Saisonware auf Lager haben, neue Ware bereits hereinkommt und bezahlt werden muss, zugleich aber die staatlichen finanziellen Hilfen erst spärlich fließen." Anträge auf Überbrückungshilfe III sind erst seit kurzem möglich, Steuerberater, über die diese Hilfen beantragt werden, "sind an der Belastungsgrenze."

Tropfen auf den heißen Stein

Die Click&Meet-Möglichkeit ist laut Werner "nur ein Tropfen auf den heißen Stein" - wie auch schon Click&Collect und Call&Collect: "Vielen Händlern hilft das, wirtschaftlich gesehen, nicht"; den Laden offen zu halten bei gleichzeitig niedriger Kundenfrequenz rechne sich nicht. Dabei seien in der Regel die Personal- und Betriebskosten höher als die Umsätze, ergänzt der HDE.