IG-Metall wegen Siemens-Stellenstreichungen sauer

11.5.2017, 20:28 Uhr

Auch die Zugsparte muss Jobs einsparen, weil die Auftragslage mau ist. Es handelt sich um ein Sammelsurium meist kleiner Abbauten und Umbauten.

Rudi Lutz von der Nürnberger IG Metall-Spitze ist sauer: "Uns wirft Siemens einen großen Brocken in feinsten Scheiben vor die Füße. Ist das Strategie oder pure Dummheit? Ich weiß es nicht."

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Die Fürther allerdings trifft es hart, viel härter, als sie befürchtet hatten, sagt Betriebsrat Andreas Kupfer vom dortigen Elektronikwerk. Am Donnerstag wurden die 1350 Beschäftigten darüber informiert, dass jeder dritte Arbeitsplatz dort wegfallen soll. "Die Kollegen waren wie erschlagen. Wir wussten zwar, dass wir auf der Beobachtungsliste standen. Aber mit der Größenordnung hatte niemand gerechnet."

An der Breslauer Straße sollen binnen drei Jahren 450 Arbeitsplätze wegfallen. Plump ausgedrückt, ist das Werk ein Gemischtwarenladen angefangen von Schaltschränken für Kraftwerke und Züge, Steuerungen bis hin zu Notrufsäulen. "Wir können alles Elektronische - in Kleinserien", sagt Kupfer.

"Wilder Mix an Produkten"

Ein Unternehmenssprecher erklärt, das Geschäft sei seit Jahren rückläufig, deshalb werde der "wilde Mix an Themen" durchforstet und die Produktpalette ausgedünnt. Die Fabrik als solche sei nicht gefährdet. Standortleiterin Karen Florschütz bekräftigt: "Das Werk Fürth ist mit seinen Kompetenzen wichtig für Siemens und die Division Digital Factory."

Warum der Standort im Zuge der Neuordnung überhaupt der Sparte Digitale Fabrik zugeschlagen wurde, bleibt rätselhaft. Dabei denkt man eher an das Vorzeige-Elektronikwerk in Amberg, zu dem Besuchergruppen ohne Ende pilgern, um einen Vorgeschmack auf Industrie 4.0 zu bekommen. Wer dort schafft, ist fein raus, die Fertigung arbeitet an der Auslastungsgrenze. Im Amberger Gerätewerk dagegen gibt es durchaus Anlass zur Sorge: 160 Stellen stehen zur Disposition, weil Aufgaben verlagert und zwei Produktlinien auslaufen werden. Dafür bekommt Amberg eine neue zentrale Funktion in Bayern: Die bestehenden Lager im Großraum Nürnberg, Erlangen und Amberg werden in einem neuen Logistikzentrum zusammengefasst. So wie in Nürnberg die Firma Hegele, soll auch das Amberger Lager einem externen Logistiker übergeben werden und in den nächsten Jahren in Betrieb gehen. 250 Stellen könnten so weg von Siemens auf andere verschoben werden.

Ähnliches zeichnet sich für die IT ab, allerdings in größerem Umfang. Von der Restrukturierung der internen Unternehmens-IT an den Standorten Erlangen, Nürnberg und München sollen 1350 Menschen betroffen sein, die Hard- und Software betreuen. 700 von ihnen sollen den Planungen zufolge zu einem externen Dienstleister wechseln, so wie Siemens zuvor schon IT-Geschäftsfelder an Atos abgegeben hatte. Vielleicht kommt Atos nun wieder ins Spiel.

Die Fürther allerdings trifft es hart. sagt Betriebsrat Andreas Kupfer vom dortigen Elektronikwerk. Gestern wurden die 1350 Beschäftigten darüber informiert, dass jeder dritte Arbeitsplatz dort wegfallen soll. "Die Kollegen waren wie erschlagen. Wir wussten zwar, dass wir auf der Beobachtungsliste standen. Aber mit der Größenordnung hatte niemand gerechnet."