Made in Franken: Würste mit Asia-Note und Cevapcici aus Erbsen

4.5.2021, 14:28 Uhr

Vegane Würstchen vom Grill. Für viele längst eine schmackhafte Alternative.  © Foto: Frank Sorge, NNZ

Einige Studenten der Technischen Hochschule (TH) in Nürnberg im Masterkurs Innovationsmanagement helfen dem Heilsbronner Lebensmittelhersteller Kupfer, im Rahmen eines Projektes neue Fleisch- und Fleischersatzprodukte auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig sammeln sie praktische Erfahrungen – eine Win-win-Situation, finden die Beteiligten.

„Es ging damals um Nürnberger Bratwürste mit Asia-Note“, erinnert sich Werner Fees, Professor für Innovationsmanagement und Projektbetreuer, an das erste Projekt der TH mit dem Lebensmittelhersteller im Jahr 2013. Unter dem Motto „Kupfer geht nach Japan“ oder „Kupfer geht in die USA“ lag das Ziel bei der Internationalisierung des Unternehmens.

Mit Erfolg, denn durch die Ideen der Studenten wird der Exportschlager Nürnberger Bratwurst bereits in Japan zum Beispiel mit Reis verkauft und auch in Südkorea sollen die Würste bald erhältlich sein. Insgesamt wird Wurst von Kupfer heute in rund 30 Ländern vertrieben. Auch vegane Produkte, Biofleisch und eine Biowurst für Kinder haben die Hochschüler bereits mit in deutsche Supermärkte gebracht.

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In Fees’ Vorlesung lernen die Studenten aber zunächst in der Theorie, wie man Innovationen in wirtschaftlich erfolgreiche Produkte verwandelt. Parallel dazu können sie ihr Wissen in Innovationsvorhaben unterschiedlicher Firmen und Branchen der Metropolregion einbringen. „Es ist eine Win-win-Situation. Für die Studierenden ist es interessant und lehrreich und für mittelständische Unternehmen ist es eine angenehme Erweiterung der Ressourcen“, sagt Fees.

Das bestätigt auch Maximilian Kupfer, Assistenz der Unternehmensleitung und Urenkel von Hans Kupfer, der den Familienbetrieb 1906 gegründet hat. Die Studenten seien mit Knowhow und Fleiß bei der Sache und brächten neben einer jungen Sichtweise auch „das gewisse Etwas mit, das noch fehlt, um eine Innovation abzurunden“, sagt er. Der 28-Jährige hat sein Studium selbst erst vor drei Jahren beendet und betreut nun seitens des Unternehmens das Projekt mit den Nürnberger Hochschülern.

Muss es wirklich immer Fleisch sein?

Rund 100 neue Ideen bringt Kupfer jährlich auf den Markt, erwirtschaftete zuletzt einen Gesamtumsatz von 225 Millionen Euro und beschäftigt rund 1200 Mitarbeiter. Nur „um die Wurst“ geht es dabei längst nicht mehr. Durch neue Produktfelder wie bereits küchenfertige Gerichte, sogenanntes Conveniencefood, vegane Produkte oder Snacks hat sich Kupfer von der Metzgerei zum Lebensmittelhersteller gewandelt.

„Muss es denn wirklich immer Fleisch sein?“ Mit dieser Frage will man sich auch weiterhin beschäftigen, wie Maximilian Kupfer zusammenfasst. Alternative Proteinquellen sollen zum Beispiel auch bei zukünftigen Projekten mit der TH ein Thema sein. Ob eine Algenbratwurst oder Erbsenfrikadellen echtes Fleisch ersetzen können, daran hat BWL-Masterstudentin Laura Sophie Effinger bereits gearbeitet. Gemeinsam mit ihrer Projektgruppe hat sich die 26-Jährige mit bio-veganen Fertiggerichten befasst. Das Team hat die aktuelle Marktsituation für die Produkte von „Loz Veganoz“, einer Sparte von Kupfer, analysiert. Statt Fleisch werden für die Gerichte Erbsen, Kichererbsen oder Sonnenblumenkerne verwendet.



Durch Umfragen haben sich Effinger und ihre Mitstreiter zunächst einen Überblick verschafft, was Menschen überhaupt von einer solchen Ernährungsform halten und anschließend einen Vermarktungsplan erarbeitet. „Gesunde Ernährung insbesondere im Hinblick auf biozertifizierte und vegane Produkte spielt vor allem bei der jüngeren Generation eine immer wichtigere Rolle“, fasst die TH-Studentin zusammen. „Jedoch scheitern viele vegane Produkte an der mangelnden Aufklärung der älteren Generationen über die Möglichkeiten einer veganen Ernährung.“ Auch mit Insekten anstelle von Fleisch und mit im Labor künstlich hergestelltem In-Vitro-Fleisch haben sich Projektgruppen in der Vergangenheit bereits in Kooperation mit Kupfer beschäftigt.

„Das Interesse an dem Kurs ist bei den Studierenden sehr groß“, sagt Professor Fees. Er bedeute für sie zwar zusätzliche Arbeit, aber auch spannende und lehrreiche Einblicke. Außerdem böte das Projekt eine gute Möglichkeit, Theorie und Praxis zu verbinden. „Ein großer Vorteil der Technischen Hochschulen“, wie Maximilian Kupfer findet. „Ich hätte mich gefreut, wenn ich damals auch so einen praktisch orientierten Studiengang machen hätte können.“