"Wie ein Lottogewinn": Nürnberger Unternehmen impfen gegen Corona

29.4.2021, 05:55 Uhr

Zwei Nürnberger Firmen dürfen bald betrieblich impfen.  © Michael Kappeler, dpa

Homeoffice geht nicht überall. Wo Menschen am Fließband stehen oder mit Gästen in Kontakt kommen, lässt sich nicht einfach von zuhause arbeiten. Die Beschäftigten in solchen Firmen sollen nun in einem Modellversuch im Betrieb geimpft werden. In Bayern sind dafür zehn Unternehmen ausgewählt worden.

Konkret bedeutet das, dass Betriebsärzten in stark infektionsbelasteten Regionen rund 50.000 Impfdosen unterschiedlicher Hersteller mit Zubehör zur Verfügung gestellt werden.

Der Start ist noch in dieser Woche vorgesehen. Ausgewählt wurden in Nürnberg der Pharmakonzern Novartis und das Arvena-Hotel, darüber hinaus die Firmen Baywa in Münchberg, Brückner Maschinenbau in Siegsdorf, die Fränkischen Rohrwerke in Königsberg, Jopp Automotive in Bad Neustadt, Magnet-Schultz in Memmingen, Mann und Hummel in Marklkofen, Wacker Chemie in Burghausen und das Siemens-Werk in Cham.

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Als die E-Mail aus dem Staatsministerium kam, war die Freude bei Jörg Schlag natürlich groß. Der Geschäftsführer des Arvena-Hotels Nürnberg hatte sich nach einem Hinweis des Hotel- und Gaststättenverbands "auf gut Glück" für das Pilotprojekt beworben.

Nun sollen die 94 Mitarbeiter des Hotels durch einen Betriebsarzt geimpft werden. Einen genauen Termin gebe es dafür aber noch nicht. "Wahrscheinlich werden alle an einem Tag geimpft", sagt Schlag. Man müsse aber vorab abklären, wer von den Mitarbeitern die Spritze schon erhalten habe.

Die Belegschaft hätte sich natürlich sehr gefreut, so der Hotelier. Es sei wie ein Lottogewinn, jetzt bei den Impfungen vorne mit dabei zu sein. "Trotzdem darf man nicht vergessen, in welcher schwierigen Lage das Hotel- und Gastgewerbe derzeit allgemein ist."



Die Nachricht über die Teilnahme sorgte auch bei Novartis für Freude. Der Biotechnologie- und Pharmakonzern ist das zweite Unternehmen mit Sitz in Nürnberg, das Teil des Versuchsprojekts ist.

"Wir haben unsere Mitarbeitenden über die Entscheidung des Ministeriums informiert und sind mit unserem Betriebsarzt und einem potenziellen Impf-Team gut aufgestellt und vorbereitet.", heißt es seitens des Unternehmens. Die verbleibenden Fragen zur Logistik würde man derzeit mit dem Impfzentrum klären.

Geimpft wird auch in einem Siemens-Werk

Auch beim Siemens-Werk in Cham können Mitarbeiter bald im Betrieb geimpft werden. Dort sind etwa 600 Menschen beschäftigt. Bayerns Siemens-Sprecher Bernhard Lott sagt zur betrieblichen Impfung in der Oberpfalz: "Wir fragen unsere Belegschaft nach der Impfwilligkeit und Impfbereitschaft ab. Aktuell haben bereits rund ein Fünftel der Mitarbeitenden ihr Interesse bekundet, an der Impfung teilzunehmen."

Ein genaues Datum besteht auch hier noch nicht, aber man sei zuversichtlich, "dass wir alle impfwilligen Mitarbeitenden innerhalb weniger Tage impfen können, eventuell schon in dieser Woche".



Auch über das Modellprojekt hinaus ist man bei Siemens von der Idee der betrieblichen Impfung angetan. "Über die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände und den Bundesverband der Deutschen Industrie hat Siemens seine Bereitschaft erklärt, in Deutschland innerbetrieblich zu impfen, sobald das möglich ist."

Der Bund plant, die Betriebsärzte ab Juni über die Regelversorgung in das Impfgeschehen einzubeziehen. Das Modellprojekt soll dazu erste Erfahrungsberichte in Sachen Logistik und Handhabung liefern.