Wasserkraft ebnet Fischen den Weg zur Regnitz

8.6.2013, 12:00 Uhr
Das Gehäuse der neuen Wasserkraftschnecke und die vorgelagerte Fischtreppe am Ochsenklavier.

© Giulia Iannicelli Das Gehäuse der neuen Wasserkraftschnecke und die vorgelagerte Fischtreppe am Ochsenklavier.

Johannes Kraus denkt (und rechnet) in langen Zeiträumen: Rund eineinhalb Millionen Euro hat seine Familie in den vergangenen Jahren an Wiesent, Schwedengraben und Trubbach investiert. Auf die Frage, wann diese Summe wieder durch den Verkauf des hier gewonnenen Stroms erwirtschaftet sei, antwortet er gelassen: „Das dauert. Da muss man in Generationen denken.“ Viele Gedanken verschwendet der Unternehmer daran nicht, denn im nächsten Moment beschreibt er die überflutete Fischtreppe am Ochsenklavier so detailliert und liebevoll, als ginge es um die Auffahrt zu seinem privaten Wohnsitz.

Um diese Fischtreppe haben Generationen von Forchheimer Naturschützern gerungen, doch seit Johannes Kraus und sein Vater Dr. Franz Kraus sich in der Stadt engagieren, geht alles ganz schnell, merkt MdL Eduard Nöth (CSU) im Gespräch an. Albert Schütze, die „graue Eminenz“ des Bezirksfischereiverbands, war daher beim Festakt am Schwedenkraftwerk des Lobes voll und schwärmte von dem jetzt durchgängigen „Fischwanderweg“ zwischen Wiesent und Regnitz. Und für den Umweltarbeitskreis des CSU-Kreisverbands überreichte Heinz Marquart den beiden Hausherren die Karl-Eugen-Koehl-Umwelt-Medaille.

Umweltstaatssekretärin Melanie Huml gab den Dank des Wasserwirtschaftsamtes Kronach wieder, denn dessen Durchgängigkeitskonzept von der Fränkischen Schweiz zur Regnitz kam erst in Gang, als Kraus 2003 auf die Nutzung eines Teils des Wassers am Schwedenkraftwerk verzichtete. 400 Liter Wasser pro Sekunde haben seither dafür gesorgt, dass der Schwedengraben nie mehr trocken fiel.

Nach den Modernisierungsarbeiten ist das Schwedenkraftwerk nicht nur Fischwanderweg, es dient auch dem Hochwasserschutz und der Wiesenbewässerung im Tal, so Huml. Flachwasserzonen beherbergen Jungfische und Amphibien. Das Hauptkraftwerk an der Wiesent produziert umweltfreundlich drei Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr, genug für etwa 650 Haushalte. Eine Wasserkraftschnecke am Schwedengraben nebenan liefert rund 70000 Kilowattstunden im Jahr und kann 20 Haushalte versorgen.

Die neuen Wasserkraftschnecken am Schwedengraben und am Ochsenklavier wären zwar ohne die Fischwanderhilfen nicht genehmigt worden, doch der bescheidene Ertrag rückt die Gewinnschwelle für das Kraus-Investment in weite Ferne. Obwohl die Bundesrepublik Kraftwerksbetreibern im Erneuerbare-Energien-Gesetz einen finanziellen Anreiz gibt: Wer alte Kraftwerke ökologisch umbaut, erhält auf Jahrzehnte eine höhere Einspeisungsvergütung.

„Wasser ist meine Leidenschaft“ hat Johannes Kraus am Schwedenkraftwerk bekundet, die Fischtreppe am Ochsenklavier auch, möchte man nach seiner Schilderung der Anlage hinzufügen. Gewässertiere können die einst vier Meter Fallhöhe in einer Reihe von kleinen Wasserbecken auf der Nordseite des Mini-Kraftwerks überwinden. Dank massiver Bauweise haben die Bassins dem jüngsten Hochwasser locker standgehalten.

Das Kraftwerk direkt an der Willy-Brandt-Allee läuft nur bei einem Mindestwasserstand, etwa sechs Monate im Jahr wird es überhaupt keinen Strom produzieren, vermutet Kraus. Pfarrer Josef Brandl segnete die Anlagen. Die Begleitung dazu lieferte die Blaskapelle Gaustadt.

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