Der fränkische Elch-Test

15.2.2008, 00:00 Uhr
Der fränkische Elch-Test

© bhe

Wir laufen ein Stück auf der linken Straßenseite, genießen den markanten Blick auf den idyllischen Ort, der förmlich aus dem Trubachtal an den felsigen Hängen emporsteigt, überqueren die steinerne Trubachbrücke und biegen sogleich links in einen ausgeschilderten Pfad (nach rechts weist der «Paradiesweg» nach oben).

Unsere Markierung ist der «Frankenweg» (ein rotes Kreuz) und der grüne Ring. Der Panorama-Weg schlängelt sich entlang eines kleinen Rinnsals lauschig unter einem Blätterdach vorbei an bereits sanft grün sprießenden Feldern und schönen Blicken ins Trubachtal und zurück nach Egloffstein. Links unter uns im Tal sucht sich die Trubach ihren Weg. Nach einer Weile überquert der Pfad einen sprudelnden Bach, wir wenden uns dem rechten Weg zu und folgen weiter unserer Markierung grüner Kreis/Frankenweg.

Malerisches Todsfeldtal

Jetzt sind wir mitten im sogenannten Todsfeldtal angekommen. Bereits im Jahr 1427 wurde das malerische Tal, zwischen Hammerbühl und Thuisbrunn gelegen, urkundlich erwähnt. Die Bezeichnung hat allerdings weder mit dem «Tod» noch mit dem «Feld» zu tun, sondern mit dem Wasser, das hier rechter Hand in zahlreichen Wasserfällen «tost» und «fällt».

Es geht sanft bergan und nach kurzer Zeit heißt es sich entscheiden: Wer sich der Anziehungskraft von deftiger Brotzeit und süffigem Bier nicht länger entziehen kann, wählt den rechten Abzweig und vertraut sich dem grünen Ring nach Thuisbrunn an. (Die Standhafteren schwenken nach links mit dem blauen Kreuz in Richtung Hohenschwärz). Unser Weg zu Brotzeit und Bier wird jetzt steiler und führt durch eine beeindruckende Felswildnis, vorbei am sogenannten Kugelspiel, stetig bergan. Der Name «Kugelspiel» leitet sich aus den Worten «Gugel» und «Bühl» ab und bedeutet soviel wie «Anhebung mit Wald».

Sobald wir den Wald hinter uns gelassen haben, breitet sich vor uns ein idyllisches Tal aus. Und ganz hinten am Horizont lugt bereits die Turmspitze der Katharinenkirche in Thuisbrunn und auch die Burgruine (der sogenannte Hungerturm) hervor.

Thuisbrunn wird früher in den Urkunden erwähnt als die freie Reichsstadt Nürnberg: 1007 wird «Tuosibruno» von Heinrich II. zusammen mit dem Königshof Forchheim und dreizehn weiteren Dörfern dem neu gegründeten Bistum Bamberg «auf alle Zeiten» geschenkt. Die Herkunft des Namens wird mehrfach gedeutet. So wird vermutet, dass ein Stammesführer mit dem Namen «Turzo» durch die Entdeckung eines Brunnens die Besiedelung Thuisbrunns befohlen haben soll. Heute neigt man dazu, den Namen Thuisbrunn als Ort am «tosenden, rauschenden Brunnen» am besten zu erklären.

Links vorbei an der mächtigen Kirche (die im 19. Jahrhundert, in Erinnerung an die großen Dome der Gotik äußerst geräumig und mit den für die Neugotik typischen Spitzbögen errichtet und durchaus einen Besuch lohnt!) leuchten alsbald fränkisch rot-weiße Fensterläden herauf: der Anblick vom Brauerei-Gasthof Seitz, dem «Elchbräu», einem beliebten Ausflugsziel mit empfehlenswerter bodenständiger fränkischer Küche. Im vergangen Juli hat hier Georg Kugler, seit 2002 Inhaber des Gasthofes, seinen Jugendtraum wahr werden lassen und in dem von seinem Patenonkel Hans Seitz übernommenen Gasthof seine eigene Brauerei eröffnet.

80 bis 110 Hektoliter Bier stellt er hier pro Monat her, süffiges dunkles Vollbier und auch Pils. Auch den «Elch» hat er als Markenzeichen übernommen, der lebensgroße Kopf des skandinavischen Waldbewohners blickt stumm von der Wand der Gaststube. Neben fränkischen Grundnahrungsmitteln wie Bratwürsten und, gerade jetzt in den Monaten mit «r», Karpfen serviert der Seitz Braten, Brotzeit und heimisches Wild. Unter der Woche stehen wechselnde Tagesgerichte (die Fleischküchla am Dienstag mit hausgemachten Gemüse sind ein Gedicht!) auf der Karte. Zur Verdauung hilft Hochprozentiges, selbst gebrannt versteht sich.

So gestärkt läßt sich der Rückweg nach Egloffstein gut meistern. Wer die Wanderung zu einer «Bierschmecker-Tour» ausbauen will, macht sich gleich am «Elch» auf weiter nach Hohenschwärz zur Brauerei Hofmann. Der eine Kilometer dorthin läßt sich schnell laufen, weiß doch der fränkische Bierfreund, daß dort die weithin bekannten «Hofmannstropfen» des durstigen Wanderers beste Medizin sind.

Alle anderen treten den Rückweg nach Egloffstein an, nicht ohne einen kurzen, aber geschichtsträchtigen Umweg: An der Katharinenkirche vorbei bergan, dem «Burgenweg» folgend, schlängelt sich ein Pfad rund um die 1000jährige Geschichte Thuisbrunns: Bergfried (Hauptturm) und Palas (Hauptgebäude) sind trotz wechselhafter Geschichte erhalten. Alsbald stoßen wir wieder auf den «Frankenweg», der uns auf gleichem Weg zurück nach Egloffstein führt.

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