27. April 1970: Badefreunde vor verschlossenen Toren

27.4.2020, 07:00 Uhr
Am Samstag schauten die Nürnberger bei jedem zaghaften Sonnenstrahl noch hoffnungsvoll in das Wochenende. Aber am Sonntag früh stand einmal mehr fest: der Frühling findet vorerst nur im Kalender statt. Kinder durften Fenster bemalen. Freibäder wurden noch nicht geöffnet.

© NN / Hans Kammler Am Samstag schauten die Nürnberger bei jedem zaghaften Sonnenstrahl noch hoffnungsvoll in das Wochenende. Aber am Sonntag früh stand einmal mehr fest: der Frühling findet vorerst nur im Kalender statt. Kinder durften Fenster bemalen. Freibäder wurden noch nicht geöffnet.

Freilich, einige Unentwegte focht das nicht an. Mit voller Ausrüstung zogen sie zum Pulversee und zum Freibad West, um die ersten Wasserfreuden dieses Jahres im Freien zu genießen. Schließlich hat es sich herumgesprochen, daß es dort Warmwasseraggregate gibt. Die enttäuschten Badefreunde mußten sich jedoch sagen lassen, daß der Winter am Pulversee doch einigen Schaden angerichtet hat. Der 1. Mai als Eröffnungstermin für das Westbad ist wegen Personalmangels gefährdet.

So blieben den Wasserratten nur die Hallenbäder am Plärrer und an der Allersberger Straße, zu denen über 4.000 Besucher kamen.

Jubel gab es im Germanischen Nationalmuseum, bei der Verwaltung über die vielen Gäste, und bei den Kindern, weil sie ungestört ihrem Maltrieb frönen durften. Das „Germanische“ stellte Malgeräte aller Art bereit und gestattete sogar, die Fenster mit ihren Schöpfungen zu versehen. Währenddessen hatten die Eltern Muße, die Kulturschätze zu bewundern. „Unsere Aktion war ein voller Erfolg“, strahlten die Museumshüter.

Auch die Cimber-Air tat etwas für Kinder. Da kein Linienflug anstand, ging sie mit 20 Buben und Mädchen aus dem Städtischen Waisenhaus in die Luft. Nach einem einstündigen Flug über Nürnberg machte die Flughafen-GmbH die Freude der kleinen Gäste mit Kakao und Kuchen vollständig.

Traurige Gesichter (Verwaltung) und zitternde Tiere (in den Gehegen) gab‘s dafür am Schmausenbuck. „3.000 Besucher an zwei Tagen liegen einfach unter dem Existenzminimum“, wurde geklagt.

Ebenfalls Minusrekord bei den Städtischen Krankenanstalten: nicht einmal 20 neue Erdenbürger taten im Kreißsaal der Frauenklinik ihren ersten Schrei. Keine Feier ohne Vereine: die Gostenhofer begingen das 90jährige Bestehen ihres Vorstadtvereins mit Wirtschaftsreferent Dr. Wilhelm Doni, der über die künftige Entwicklung des sanierungsbedürftigen Stadtteils referierte; wenige Kilometer weiter, in Buch, bat die dortige Schützengesellschaft, die heuer 75 Jahre alt wird, ihre Freunde aus dem ganzen Schützengau zum Jubiläums-Preisschießen. 

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