Jugendmedienzentrum

Fürther Connect: Vom Internet-Café zur Medien-Hochburg

3.10.2021, 16:00 Uhr
Fürther Connect: Vom Internet-Café zur Medien-Hochburg

Wer hat nicht Spaß daran, "irgendwas mit Medien" zu machen? Im Jugendmedienzentrum Connect in Fürth wird der Wunsch seit zwanzig Jahren konkret. Der Name ist dabei Programm: Die Möglichkeit, vieles auszuprobieren und selbst zu machen, wird nämlich mit Kompetenz und Knowhow verbunden. Florian Seidel hat Anfang des Jahres die Leitung übernommen. Sein Blick geht, logisch, nach vorn: "Ich habe keine Angst, dass wir in Zukunft nichts mehr zu tun haben."

Zum Jubiläum ist trotzdem ein kurzer Blick in den Rückspiegel erlaubt. Der neue Chef weiß: "Am Anfang standen hier gerade mal acht Rechner." Ein Internet-Café ermöglichte den zu diesem Zeitpunkt längst noch nicht für jeden und überall selbstverständlichen Zugang zum Netz.

Der Medienexperte Florian Friedrich, der von Beginn an bis zur Übernahme durch Seidel das Connect leitete, und Jutta Küppers, die ehemalige Abteilungsleiterin der Jugendarbeit bei der Stadt Fürth, entwickelten das Konzept für die kommunale Einrichtung.

Sie wendet sich, unabhängig von Schulbildung und Herkunft, an Kinder und Jugendliche in Fürth, an junge Erwachsene und Multiplikatoren wie etwa Lehrkräfte. Die pädagogischen Angebote und Kurse kamen vom Start weg gut an. Das Connect bekam bald mehr Raum im Jugendkulturhaus Otto in der Theresienstraße 9.

Wenn Florian Seidel heute aufzählt, welche Möglichkeiten die Einrichtung inzwischen bietet, dann dauert das etwas länger. Zum seit langem bewährten Radio- und Tonstudio, haben sich unter anderem ein Games-Raum mit entsprechender Ausstattung gesellt, ein 3-D-Drucker, ein Videostudio, eine Trickfilmbox – und natürlich jede Menge Medientechnik, die an Schulen auch ausgeliehen wird.

Die Möglichkeiten klingen – beinahe – grenzenlos. Da sind zum Beispiel die verschiedenen Redaktionen, in denen die Besucher etwa Web-TV oder Radiobeiträge produzieren können. Es gibt Workshops und Ferienaktionen, Beratungen. Und die Chance, einfach mal zu experimentieren und kreativ zu sein.

Mit dem neuen Chef ist auch der Games-Bereich etwas stärker in den Fokus gerückt. Florian Seidel begann 2012 während seines Studiums der Sozialen Arbeit nach einem Praxissemester zunächst als Honorarkraft im Connect und entwickelte zum Beispiel die Games-Redaktion "Grotto-TV" mit.

Nicht nur gewinnen

An der Technischen Hochschule Jena absolvierte er zudem ein berufsbegleitendes Masterstudium im Bereich Spiel- und Medienpädagogik. Sein Thema für die Masterarbeit umschreibt er so: "Es geht darum, wie digitale Medien unser Verständnis von Identität und Selbstwirksamkeit prägen." Der 33-Jährige zählt zur ersten Generation, die mit Computerspielen groß wurde, er erinnert sich: "Mein erstes Spiel überhaupt war Duck Tales. Ich hab’ drei oder vier Jahre dafür gebraucht . . ." Heute sei er selbst "der narrative Spieler-Typ: Ich mag gute Geschichten – und mir geht es nicht nur ums Gewinnen".

Die Kleeblattstadt gewinnt dank eines aktuellen Projekts mit dem Connect, das den Titel "FürthCraft – Wir bauen Fürth!" trägt. "Es ist für alle gedacht, die gerne Minecraft spielen und Lust darauf haben, mit anderen Jugendlichen unter anderem Fürth maßstabsgetreu nachzubilden", so Seidel. Beteiligt sind auch Schul-Arbeitsgemeinschaften wie die Minecraft AG des Hardenberg Gymnasiums, die den Anstoß gab.


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Nähere Informationen und die Anmeldung gibt es auf der Connect-Website. Ganz wichtig ist Seidel, dass hier wie auch in vielen anderen Projekten die "Entwicklung mit den Jugendlichen gemeinsam erarbeitet wird". Er sagt: "Es ist beeindruckend, was die an Kompetenz mitbringen."

Natürlich hat sich in den vergangenen 20 Jahren vieles im Medienbereich gravierend verändert. Doch es gibt wesentliche Eckpunkte, die im Connect seit dem Start gelten. Zum Wissen um den Gebrauch der aktuellen Medien zählt selbstverständlich auch die Information über die Gefahren, die damit verbunden sein können.

Das reicht vom Datenschutz bis zur Auseinandersetzung mit fragwürdigen Schönheitsidealen, die etwa auf Instagram propagiert werden. Beispielhaft ist etwa das Schulprojekt zu "Fake News und Hate Speech", das sich an Schülerinnen und Schüler ab der siebten Klasse richtet (Termine auf Anfrage).

Florian Seidel macht klar: "Gerade in der Corona-Zeit haben wir gemerkt, was für ein riesiges Bedürfnis nach Medienkompetenz und -bildung es gibt." Die Nachfrage nach den Möglichkeiten, die das Connect bietet, sei sehr groß: "Wenn ich jetzt einfach mal ein bisschen träumen darf, dann hoffe ich darauf, dass es für uns deshalb irgendwann auch noch personelle Erweiterungen gibt."

www.connectlive.de

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