Neue Chancen zur Mitsprache

16.4.2011, 14:49 Uhr
Neue Chancen zur Mitsprache

„Der eingangs zitierte Satz stammt, ganz aktuell aus der abgelaufenen Woche, von dem Leiter des Staatlichen Wasserwirtschaftsamts in Nürnberg, Ulrich Fitzthum. Der Freistaat plant zusammen mit der Stadt Nürnberg, den verlandenden Wöhrder See zu einer „Wasserwelt“ mit Strandbad, Wasserspielplatz, Naturinseln oder natürlicher Kanu-Bahn umzubauen.

Normal werden solche Vorhaben von den hoheitlichen Planern durchgezogen; wenn nötig, stellt man sich einer öffentlichen Erörterung. Allzu oft werden Bedenken weggewischt. Doch die Zeiten haben sich geändert. Für die Wasserwelt gibt es zwar erste Ideen, doch am Freitagabend durften die Bürger ihre Vorstellungen präsentieren. „Wir brauchen diese Anregungen“, findet Amtschef Fitzthum. Das sind neue Töne — und neue Chancen für die Bürger.

Engagement gefordert

Es wird in diesen Tagen viel lamentiert über abgehobene Politiker und Planer. Vor lauter Verdrossenheit wenden sich viele Wähler ab. Dabei gibt es vielleicht so viele Gelegenheiten zum Mitgestalten für die Menschen, wie schon lange nicht mehr. Man darf nicht nur lamentieren, sondern muss sich auch engagieren.

Die Gegner der geplanten Nordanbindung des Flughafens an die Autobahn durch den Nürnberger Reichswald machen es vor. Nicht mehr auszuschließen, dass das Projekt scheitert, nachdem nun offenbar auch Umweltminister Markus Söder die Straße auf den Prüfstand stellen will, wie er beim Bund Naturschutz andeutete. Gegen den massiven Willen der Bürger lassen sich umstrittene Projekte wie die Nordanbindung nicht mehr so einfach durchsetzen. Wer es dennoch versucht, wird abgestraft. Das haben die Wahlen in Baden-Württemberg jüngst gezeigt. Politik und Planer sind offenbar beeindruckt vom wachsenden Engagement der Bürger.

Eine ganze Auswahl

Wenn dies dann auch noch auf offene Ohren bei den Verantwortlichen stößt, kann die Verdrossenheit abgebaut werden. Gutes Beispiel, ebenfalls aus diesen Tagen, ist die Planung eines Regenrückhaltebeckens im Norden Nürnbergs. Da präsentierten die Planer aus dem Umweltreferat der Stadt und dem städtischen Abwasserbetrieb den Anliegern nicht etwa die eine Lösung.

Es gab die Auswahl aus drei Standorten. Alle Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante wurden offen dargelegt. Am Ende hatten die anwesenden Bürger die Möglichkeit, auszuwählen. Das ist ein Beispiel für moderne Planung, die nicht am Menschen vorbeigeht.

Das heißt nicht, dass immer alle mit den Lösungen zufrieden sind. Viele Anlieger waren erst gar nicht erschienen — sie dürfen sich daher aber auch nicht beklagen. Andere waren mit ihrem Votum unterlegen. Doch so funktioniert eben auch Demokratie. Schreibt sie Menschen nicht mehr alles vor, sondern bezieht sie mit ein, gibt es eine viel höhere Akzeptanz.