Partnerschaft ist fest verankert

15.6.2012, 09:23 Uhr

Nach dem überaus herzlichen Empfang der Gunzenhäuser Delegation (wir berichteten) und ausgefüllten Tagen mit den Gastgebern, war der Festakt in der „Bavarian Inn Lodge“ Abschluss und Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten in Frankenmuth. Im „Composers Room“ des Hotels wurden in Anwesenheit von über 400 Gästen Reden gehalten, Geschenke ausgetauscht und vor allem der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass die Zahl der vielen Freundschaften, die im Laufe dieses halben Jahrhunderts und auch der vergangenen Tage entstanden waren, in Zukunft weiterhin wachsen möge.

Zunächst ging der Blick jedoch zurück zu den Anfängen dieser überaus erfolgreichen Verbindung. 1954 rief, nach den schrecklichen Erfahrungen zweier Weltkriege, der 34. Präsident der Vereinigten Staaten, Dwight D. Eisenhower, das „People to People“-Programm ins Leben. Internationales Verständnis durch persönliche Verbindungen zu schaffen war seine Vision. Frankenmuth war 1962 erst die dritte Stadt in den Vereinigten Staaten, die sich dieser Idee anschloss,
rief der heutige Bürgermeister Gary Rupp­recht in Erinnerung.

Auf der Suche nach einem Partner in Westdeutschland spielten natürlich die fränkischen Wurzeln eine große Rolle. Dass die Wahl letztendlich auf Gunzenhausen fiel, daran hatte Franz Groß entscheidenden Anteil, wie der Vorsitzende des Frankenmuther Partnerschaftskomitees Daniel Haubenstricker erwähnte. Groß stammte aus Schlungenhof und arbeitete im Restaurant der Familie Zehnder. Haubenstricker nannte zudem noch Hans Ulrich, der bereits 1929 nach Frankenmuth ausgewandert war und dessen Tochter Arlene, die nicht nur zur ersten Besuchergruppe gehörte, die 1962 mit einem mit Hilfe der „Lutherischen Kirchengruppe der fränkischen Siedler“ gecharterten Flugzeugs über den großen Teich in die Altmühlstadt kam, sondern an diesem Abend auch anwesend war.
Im Folgenden gingen sowohl Gary Rupprecht als auch sein Gunzenhäuser Kollege Joachim Federschmidt, der zum ersten Mal in der Partnerstadt weilte, auf diejenigen ein, die die Partnerschaft auf den Weg gebracht hatten, nannten unter anderem die beiden Bürgermeister James Wickson und Friedrich Wust und natürlich Dr. Marvin Engel, der in Frankenmuth als der „Vater der Partnerschaft“ gilt. Ihm und seiner Frau Margie brachte die Verbindung auch ein ganz persönliches Glück. Von der ersten Reise 1962 kehrte das Ehepaar mit einem Adoptivkind aus der Altmühlstadt zurück. Tochter Heidi lebt mit ihrer Familie noch heute in der „Gunzenhausen Street“.

Es sind natürlich auch solche Geschichten, die das Band zwischen den beiden Städten immer enger knüpften. Das starke Fundament, auf dem die Partnerschaft ruht, ist aber sicher die gemeinsame Abstammung. Denn auf ihr fränkisches Erbe sind die Frankenmuther noch heute stolz, pflegen das Brauchtum und sprechen zum Teil auch noch die Sprache. Im Jahr 1845 waren es 15 evangelische Christen aus Neuendettelsau gewesen, die unter Führung von Pfarrer August Crämer die Siedlung im Staate Michigan gründeten. Ein Jahr später folgten weitere 100 Deutsche aus Gunzenhausen, Roßtal und Nürnberg. Heute gilt Frankenmuth als „the bavarian city“ in den USA.

„Mut und Tatkraft“ gehörten laut Federschmidt im Jahr 1962 dazu, eine Städtepartnerschaft mit Deutschland aufzubauen. Federschmidt dachte dabei nicht nur an die Gräben, die durch den Zweiten Weltkrieg aufgerissen worden waren, sondern auch an die technischen Möglichkeiten der damaligen Zeit: Der Flug ins über 6000 Kilometer entfernte Deutschland war noch ein echtes Abenteuer, die Telefonverbindungen nicht eben stabil und von E-Mail überhaupt keine Rede. Das Gunzenhäuser Stadtoberhaupt erinnerte in diesem Zusammenhang auch daran, dass Europa seinen Wohlstand und seine Freiheit letztendlich den Amerikanern zu verdanken hat.

Eine erfolgreiche Partnerschaft, so Federschmidt, könne nicht verordnet werden, sie müsse gelebt und gepflegt werden und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dass die Verbindung zwischen Frankenmuth und Gunzenhausen auch weiterhin mit Leben erfüllt wird, dazu sei es notwendig, die Jugend beider Städte mehr einzubeziehen. Eine Aufgabe, die beide Bürgermeister für die Zukunft sehen.

Als besonderes Mitbringsel aus der Altmühlstadt überreichte Bürgermeister Federschmidt seinem amerikanischen Kollegen einen Stein, der von der Stadtkirche Gunzenhausen stammt, und für das historische Band, das die beiden Orte vereint, steht. Einen besonderen Toast auf die Partnerschaft brachten die Mitglieder des Freundeskreises Frankenmuth dar: Sie besangen die wunderbare Freundschaft mit einem eigens gedichteten Lied, passend zur Melodie von „Oh Tannenbaum“. Renate Herrmann, die Vorsitzende des Freundeskreises, überreichte schließlich Rupprecht noch eine von Christine Mikschik gestaltete Kerze mit den zwei Wappen der Partnerstädte und zwei Dochten.
Einen Eindruck von den traditionellen Festen und dem Brauchtum in der Altmühlstadt vermittelte ein Video, das viele bereits als Gastgeschenk für ihre Gastfamilien mitgebracht hatten, und das an diesem Abend noch gezeigt wurde.
 

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