Ein nahezu perfektes Verbrechen

3.2.2010, 00:00 Uhr
Ein nahezu perfektes Verbrechen

© Stefan Hippel

"Ruhe sanft" hieß der Titel des Tatort-Films, den die ARD am Abend des 17. März 2007 zeigte – in dem Krimi wurde ein Bestatter im eigenen Unternehmen mit einem Kerzenleuchter erschlagen. Lieferte dieser Stoff gar die Vorlage für die Tat, die sich am 7. April 2007 im Beerdigungsinstitut in Erlangen-Büchenbach ereignete?

Laut Anklage erschlugen die beiden Kaufleute, Friedrich P. aus Geiselwind und Michael S. aus Erlangen, ihren Kollegen am Ostersamstag weil sie ihm noch Geld für den Kauf seines Geschäftes schuldig waren? Aus Habgier, wie die Anklage formuliert? Die Tatwaffe, ein Kantholz aus dem Sarglager, zog Friedrich P. dem Opfer über den Kopf, sein Komplize Michael S. soll ihn dazu regelrecht verführt haben. "Ich war ihm hörig", sagt Friedrich P. (54) über den gleichaltrigen Komplizen – inzwischen nennt er ihn nur "den Mann, der hier im Saal hinter mir sitzt".

Erschlagen, unter falschem Namen verbrannt, die Asche in der Regnitz entsorgt: Der Mordfall steckt voll makabrer Details – ein derartiger Fernseh-Tatort hätte es wohl schwer mit der Glaubwürdigkeit und der Gunst des Publikums.

Entsetztes Kopfschütteln

Doch der Prozess am Schwurgericht Nürnberg-Fürth lockt scharenweise Zuschauer an, Dutzende von Fotografen und Kamera-Teams nehmen die Angeklagten ins Visier, minutenlang leuchtet der Gerichtssaal grell im Blitzlichtgewitter. Örtliche und überregionale Zeitungen, Radio-Sender und Fernseh-Stationen, Magazine wie Spiegel und Stern haben ihre Reporter geschickt – der Bestatter-Mord interessiert, quer durch die Republik. Der Angeklagte Michael S. posiert am Ende des Prozesses gleich selbst vor den Fernsehjournalisten, will Interview geben – doch die Wachleute führen ihn ab, er muss zurück in seine Zelle.

Offiziell ist von S. kein Wort zu hören, was er zu sagen hat, lässt er Verteidigerin Madeleine Adler vortragen. Den Mordvorwurf streitet er ab. Im Gegenteil: Er könne Zeugen benennen, die die "mutmaßliche Leiche" höchst lebendig im Ausland getroffen hätten, Erich W. habe sich entweder in die USA, nach Kroatien oder Kanada abgesetzt. Die Verwandten des Erich W., seine Eltern, die Schwestern und seine Kinder treten als Nebenkläger auf, schütteln entsetzt den Kopf.