1. Oktober 1969: "Ja" zur Leitschiene

1.10.2019, 07:22 Uhr
1. Oktober 1969:

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In der Praxis bewährt sich die Kuchsche Idee schon längst: in Kanada, den USA, Frankreich, Italien und Mexiko laufen bereits Bahnen, die den Patenten und Erfindungen des Nürnbergers verblüffend ähneln. Das Prinzip ist, einfach und genial zugleich: Die Wagen der Leitschienenbahn fahren auf luftbereiften Drehgestellen, die mit Stahl-Lenkrollen an einer Mittelschiene geführt werden. Seine Wirtschaftlichkeit und sein Fahrkomfort sichern dem Verkehrsmittel die Zukunft, zumal es auch hohe Geschwindigkeiten geräuscharm, erschütterungsfrei bewältigt und beinahe absolute Sicherheit vor Entgleisungen bietet.

Schon 1933 meldete Heiner Kuch das Patent zur „zwangsläufigen Radlenkung mittels an einer Führungsschiene anliegenden Leitrollen“ an. Die Leitschienenbahn kann unterirdisch, als S-Bahn, im Autotransport und zur Starthilfe für Großflugzeuge eingesetzt werden. „Fragwürdigen Wert“ billigt Heiner Kuch dagegen der Hängebahn und dem Luftkissenfahrzeug zu.

Den Hinweis des Nürnberger Erfinders auf seine Leitschienenbahn griff nun Bundesverkehrsminister Georg Leber auf. Im Auftrag des Ministeriums wird die Studiengesellschaft „Hochleistungsschnellbahn“ in Ottobrunn bei München Verkehrsmittel der Zukunft – darunter auch die Planung von Heiner Kuch – auf ihre Verwendbarkeit untersuchen. Forderungen an das neue spurgebundene Verkehrssystem sind: Geschwindigkeiten bis 400 km/h, eine optimale Entlastung des Fernstraßen- und Güterkraftverkehrs und hohe Wirtschaftlichkeit.

Weiter soll nach Mitteilung des Ministeriums die Eignung des „Kuch-Systems“ für die „Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in den Gemeinden“ überprüft werden. Vor 1971 sind aber die Studien, die Millionenbeträge verschlingen, nicht abgeschlossen.

Dennoch – die Realisierung des Erfinder-Wunsches: „Einmal auf der Leitschienenbahn zu fahren“, ist in greifbare Nähe gerückt. „Schade ist nur“, meint Heiner Kuch, „daß die Planung mit den neuen Verkehrs-Systemen zu spät kommt, um einige Großstädte vor den Kosten zu bewahren, die der U-Bahn-Bau herkömmlicher Art erfordert.“

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