Rathaus: Eine Ahnung von der Stauferzeit

5.10.2019, 07:00 Uhr
Rathaus: Eine Ahnung von der Stauferzeit

© Foto: Roland Huber

In einer Tiefe von 6,80 Meter "unter uns" wird die neue Bodenplatte entstehen. Darüber informierten Jürgen Ziegler von Focus Projektentwicklung und Silke Stadter, Leiterin des Stadtbauamts schon einmal. Genaueres wird zum Startschuss erläutert. Zusammen mit Bürgermeister German Hacker und Christian Natho, städtischer Projektleiter des Rathausbaus, wurden die Ausgrabungsarbeiten um den Bergfried und die Teile der Ringmauern aus dem 12. und 15. Jahrhundert noch einmal besichtigt. Erhärtet hat sich die Ansicht, dass das Schloss im 15. Jahrhundet wieder aufgebaut wurde, ob als Prestigebau des Fürstbischofs oder nach kriegerischen Auseinandersetzungen lasse sich nach den Sondagen nicht so einfach sagen, erläuterte Archäologe Marco Goldhausen.

Buckelquader

Deutlich und anhand der verschiedenen Behauungen der Steinquader zu erkennen, sei die Wiederverwendung der Buckelquader aus dem 12. Jahrhundert bei den Fundamenten der nachfolgenden Jahrhunderte.

Neue Fragen warf auch die runde Ringmauer am Schlossgraben auf, ehemals Platz für die Schilder der Partnerstädte. Womöglich stamme sie aus der frühen Neuzeit.

Dies müsse noch genauer untersucht werden. Rätsel gaben auch halbrunde Aussparungen im Mauerwerk auf, an der Stelle des ehemaligen Sitzungssaales. Womöglich waren sie Teil eines Wehrgangs oder Teil des Treppenaufgangs im Bergfried.

Bei vorherigen Besichtigungsterminen hatte sich der Leiter des Archäologen-Teams angesichts des "gewaltigen" Fundaments des Bergfrieds schon überzeugt gezeigt, dass der Turm innerhalb einer bereits vorher freigelegten Ringmauer ein militärischer Funktionsbau war.

Der Bau der Stauferzeit habe seiner Ansicht nach auch als Wehrbau und Zufluchtsstätte für die Bewohner der Siedlung gedient. Sicherlich habe er auch eine Besatzung gehabt.

Die massiven Funde von Keramik und Knochen an dieser Stelle bestätigten überdies die Vermutung, so der Archäologe, dass der Bergfried über weite Strecken bewohnt gewesen sei – unter Umständen wegen äußerer Bedrohung. Denkbar sei, dass schlicht "der Müll aus dem Wohnturm geworfen wurde".

"Das 12. Jahrhundert in Herzogenaurach war zuvor völlig unbekannt", fasste der Ausgrabungsexperte schließlich zusammen: "Durch die Archäologie ist es nun bekannt geworden." "Uraha" wurde erstmals 1348 als "Oppidum", also als Stadt mit Befestigung, urkundlich erwähnt. Die vielen Funde – darunter auch ein kompletter Topf aus dem 12. Jahrhundert, eventuell ein Bauopfer – wurden gezeichnet, fotografisch dokumentiert und gescannt, um sie in 3-D zu erfassen. Für ein georeferenziertes Aufmaß wurde auch ein Drohnenflug vorgenommen. Im Frühjahr 2020 sollen noch archäologische Restarbeiten erfolgen.

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