30. Oktober 1969: Muttis als Nachwuchs

30.10.2019, 07:00 Uhr
30. Oktober 1969: Muttis als Nachwuchs

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Mit der neuen Aufteilung in Grund- und Hauptschulen entsteht auf diesem Gebiet eine große Schwierigkeit. In neun Schulhäusern. an denen bisher Schülerlotsen – die ja durchwegs aus den Oberklassen kommen – die Fahrbahnüberquerung bewachten, sind seit Beginn dieses Schuljahres nur noch Unterstufenjahrgänge. 28 „Unterstufenschulhäuser“ sind noch ohne Lotsendienst.

Schulamt, Polizei und Verkehrswacht – diese drei Institutionen kümmern sich um die Schülerlotsen – sind vor ein Problem gestellt. Sollen sie jüngere Schüler zum Lotsendienst zulassen? Zu einer Befürwortung dieser Frage konnte sich niemand durchringen. Aber eine neue Möglichkeit macht den Verantwortlichen Hoffnung: sie setzen auf das Verantwortungsbewußtsein der Muttis. In ihnen könnte der Gedanke des Lotsendienstes für Schulkinder, die Sicherheit beim überqueren der Straße, passende Vertreterinnen finden. Wer sich dafür interessiert, erhält vom Stadtbauamt am Hauptmarkt genaue Auskunft.

Die „Lotsen-Muttis“ würden, genau wie die Schülerlotsen, von der Polizeischule des Präsidiums ausgebildet und von den Verkehrslehrern sowie von der Verkehrswacht betreut. Wie gut sich die Einrichtung der Schülerlotsen bisher bewährt hat, geht am besten daraus hervor, daß seit ihrer Tätigkeit – sie begann in Nürnberg 1964 – kein Unfall an diesen Übergängen passiert ist. Die Lotsen werden in zwölf Stunden – je zur Hälfte Theorie und Praxis – ausgebildet und müssen eine Prüfung ablegen, in der ihr Wissen über Verkehrsfragen und Verkehrszeichen überprüft werden. Die Kinder werden von den Lehrern vorgeschlagen und müssen die Zustimmung der Eltern bringen, ehe sie das Schulamt an die Polizei weitermeldet.

689 Jungen und Mädchen wurden seit 1964 von der Polizeischule im Präsidium ausgebildet. Versichert sind die Kinder, die zum Schutz ihrer Mitschüler freiwilligen, ehrenamtlichen „Dienst“ tun, bei der Bayerischen Versicherungskammer. Bei ihrer „Pensionierung“, wenn sie aus der Schule entlassen werden, lädt sie die Verkehrswacht noch einmal zu einer gemütlichen Runde, in der sie Urkunden für die erfolgreiche Arbeit und Anstecknadeln – bei mehr als zwei Jahren „Dienst“ in Silber – überreicht bekommen.

Die Verkehrswacht, von der auch die Bekleidung: Mütze, Koppel mit Schulterriemen, Kelle und Regenumhang zur Verfügung gestellt werden, unterstützt den Lotsendienst wo sie kann. Stadtschuldirektor Kurt Gemählich und der Leiter der Polizeischule, Polizeiinspektor Georg Seibert, stellten übereinstimmend fest: „Wir bräuchten noch an etwa Schulhäusern einen Lotsendienst.“

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