Fürths OB erweist den Frauen seine Reverenz

13.6.2008, 00:00 Uhr
Fürths OB erweist den Frauen seine Reverenz

© Rempe

Ihr Name ist vergessen. Zwar forschte Sabine Brenner-Wilczek, Leiterin von Stadtarchiv und -museum, in den Unterlagen, doch der ersten Frau, die ein Kontor im Rathaus bezog, lässt sich kein Denkmal setzen - sie bleibt unbekannt. Dafür traf sich Fürths OB gestern mit den erfolgreichen Nachfolgerinnen jener tapferen Pionierin.

«Ein ganz charmanter Termin», freute sich das Stadtoberhaupt im Restaurant «Schwarzes Kreuz» im Schatten des Rathauses. Jung bedauerte, dass man in der Verwaltung von Fürth 900 Jahre ohne weibliche Unterstützung auskommen musste: «Eine graue Zeit.» Mehr als die Hälfte der 2432 Beschäftigten seien heute Frauen. Mittlerweile gibt es 15 Amtsleiterinnen. «Das ist ein Plus von rund elf Prozent seit meinem Amtsantritt.» Ein Wert, der den OB gleich noch einmal begeisterte: «In Nürnberg beträgt der Frauenanteil in der Führungsriege, so viel ich weiß, insgesamt nur elf Prozent.»

Wichtige Positionen

Über das weibliche Element im Dienste der Stadt kommt Jung ins Schwärmen: «Ich bin von weiblichen Führungskräften umgeben und habe damit nur beste Erfahrungen gemacht - ich kann das nur empfehlen.» Tatsächlich sitzen die Führungs-Frauen an Schlüsselpositionen. Irmgard Milek hat zum Beispiel das Amt für Wirtschaft unter sich, Carola Spude-Wilhelmy das Rechnungsprüfungsamt. Gabriele Müller ist Geschäftsführerin der Stadtentwässerung und hat erlebt, dass es in dieser «Männerdomäne» schon «für den ein oder anderen Gewöhnungsbedarf» gab, als sie sich mit an den Verhandlungstisch setzte. «Aber es klappt gut», sagt sie.

Selbstverständlich ist das Plus an Chefinnen nicht. Bayernweit nimmt der weibliche Fürther Führungsanteil einen Spitzenplatz ein. Keine der Frauen kann mühelos mehrere Kolleginnen in ähnlicher Position aufzählen. Michaela Taubmann etwa, Geschäftsführerin des Gewerbehofs «complex» im Fürther Süden, hat es in ihrem Arbeitsfeld «zu 99 Prozent mit Männern zu tun».

Ein Bild, das Daniela Eisenstein, Leiterin des Jüdischen Museums, kennt: «Die Museumsszene ist, wenn es um die Leitung geht, noch überwiegend fest in Männerhand.» Ein Grund für diese Situation, so Eisenstein, liege nach wie vor darin, dass die Betreuung von Kindern hier zu Lande nicht genauso problemlos geregelt ist wie zum Beispiel in Frankreich. Ein Lösungsmodell praktizieren in Fürth die Gleichstellungsbeauftragten: Hilde Langfeld und Martina Ertl-Pilhofer teilen sich die Leitung («Funktioniert wunderbar»). Sie engagieren sich unter anderem für städteübergreifende «Team-Coaching»-Projekte (Ertl-Pilhofer), die führenden Frauen Unterstützung und Information bieten. Darum geht es auch beim «Frauen Netzwerk Fürth», einem Verbund, in dem das Kontakteknüpfen gepflegt wird. Eine Kunst, die «Männer uns schon seit Jahrhunderten vormachen» (Langfeld).

Doch alles ist dann doch nicht eitel Sonnenschein. Immerhin musste sich Rathauschef Jung immer wieder schelten lassen, weil sich in seiner Referentenriege keine Frauen finden und auch die Spitzenpositionen in der SPD Männersache sind. Deshalb kündigte der Oberbürgermeister gestern noch einmal weibliche Verstärkung an: «Im kommenden Jahr werden zwei Referentenstellen frei, mit der Neubesetzung sollte dann die frauenfreie Stadtspitze der Vergangenheit angehören.» Er könne sich vorstellen, dass Bewerberinnen im Stadtrat auf viel Sympathie stoßen.

Nur in einem Punkt blieb Jung unerbittlich. «In punkto Oberbürgermeisterin möchte ich für die nächsten Jahre nicht allzu viel Hoffnung verbreiten . . .»