28. Dezember 1969: Hochbetrieb auf allen Hängen

28.12.2019, 08:20 Uhr
28. Dezember 1969: Hochbetrieb auf allen Hängen

© Ulrich

Knochenbrüche bei Ski- und Schlittschuhunfällen blieben nicht aus. Hinzu kamen 18 Verkehrsunfälle mit 15 Verletzten. Und trotzdem: für Nürnberg war es ein ruhiges Wochenende.

Der Samstag brachte es an den Tag: das Christkind hatte nicht immer richtig Maß genommen. Manches sorgfältig ausgesuchte Geschenk unter den Weihnachtsbäumen erwies sich als zu groß, zu klein, oder: das falsche Modell. So setzte denn am Samstag vor allem in Textilgeschäften eine fieberhafte Umtauschaktion ein. An den Packtischen fanden die Bescherungen dann ein Happy-End.

Lebensmittel wurden rar

Nach den Ruhetagen war wieder ein Heer von Hausfrauen auf den Beinen, um die während der Feiertage entstandenen Lücken in Kühlschrank und Speisekammer aufzufüllen. Vereinzelt gingen Lebensmittelartikel aus, langes Anstehen beim Fleischer, beim Bäcker und in Supermärkten mußte in Kauf genommen werden.

Viel war in den letzten Tagen für das leibliche Wohl getan worden, aber: „Man kann nicht sagen, daß sich die Nürnberger überfressen haben.“ Dies stellte einer fest, der es wissen muß: der Sprecher des ärztlichen Sonntagsdienstes. Er registrierte wenig Magenverstimmungen, auffallend wenig sogar im Vergleich zu den früheren Jahren, als die Freßwelle über die Familien und die ärztliche Bereitschaft hereinbrach. Einige Gallenkoliken – das waren die einzigen Nachwehen der beliebten Weihnachtsgans.

Wolkenloser Sonntag

Den Nürnbergern war ein friedlicher, sonniger und wolkenloser Sonntag beschert. Die Menschen strömten mit Skiern, Schlittschuhen und Rodelschlitten ins Freie. Am Schmausenbuck, im Luitpoldhain, auf der Währder Wiese und am Marienberg herrschte reges Treiben.

Kein Wunder: die neuen Bretter und Schlittschuhe mußten ausprobiert werden und Papi hatte endlich einmal Zeit für seine Kinder. Zudem herrschte ein wahres Bilderbuchwetter mit einer Höchsttemperatur von nur minus 1,6 Grad, mit strahlendem Sonnenschein und der vom Meteorologen amtlich bestätigten Windstille über Nürnberg. Tausende tummelten sich auf der Eisbahn und auf den Hängen, es gab ungezählte Stürze und Landungen auf dem Hosenboden.

Viele Unfälle

Die Chirurgie des Städtischen Krankenhauses bekam Arbeit, denn in die Winterfreude mischten sich Schmerzen durch Knochenbrüche und andere Verletzungen.

18 Verkehrsunfälle – 15 Verletzte. Dies ist die Bilanz der Verkehrsunfallbereitschaft. Wenn es auch makaber klingt, so war es doch für die Polizei „ruhiger Straßenverkehr mit normaler Unfallzahl“. Die Flugzeuge, die in diesen Tagen vom Flughafen Nürnberg aus Westberlin ansteuern, sind zum großen Teil ausgebucht. Der Reisestrom aus der zweigeteilten Stadt fließt nun zurück.

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