29. Dezember 1969: Närrische Zeit steht kurz bevor

29.12.2019, 08:18 Uhr
29. Dezember 1969: Närrische Zeit steht kurz bevor

© Ulrich

Hier die wichtigsten Tage: feierliche Inthronisation „Ihrer Tollitäten“, des Prinzenpaares Bernd I. und Heidi I. am 11. Januar in der Meistersingerhalle. Faschingsumzug am 8. Februar.

Noch laufen Verhandlungen mit auswärtigen Gruppen, die den Umzug beleben sollen, unter anderem mit einem belgischen Narrenklub. Im Hinblick auf das Dürer-Jahr 1971, wenn Nürnberg einen „Superumzug“ erleben soll, ist man heuer allerdings geneigt, etwas kürzer zu treten.

Im „Vogelbauer“ des Städtischen Mautkellers kam am Samstag der Festausschuß unter Vorsitz von Hans Bernhardt zusammen, um die örtliche Presse über die bevorstehende 30-Tage-Kampagne zu unterrichten und vor allem die neuen Narrenorden vorzustellen.

Erstmals kündigte Bernhardt für die Meistersingerhalle eine Tischstellung an. Man verliert allerdings dadurch gegenüber vergangenen Jahren rund 600 Plätze, nimmt dies aber zugunsten einer größeren Bequemlichkeit in Kauf. Durch das bunte Vier-Stunden-Programm werden musikalisch begleiten die Kapelle Hans Blum mit Ernst Troellsch an der Hammond-Orgel. Neu wird auch die Bühne aufgebaut. Nicht mehr am Rande sondern in der Mitte hinter dem Präsidiumstisch wird das Prinzenpaar seinen Platz einnehmen. Die elfköpfige Prinzengarde wird sich in neuen Kostümen präsentieren.

Auf das Prinzenpaar selbst warten 30 anstrengende Tage, denn trotz der kurzen Faschingszeit werden Bernd I. und Heidi I. das gleiche Einzugsprogramm absolvieren, wie ihre Vorgänger. Bisher liegen schon 70 derartige Termine bei Firmen, Dienststellen usw. vor.

Der Orden des Festausschusses wird heuer erstmals in zwei verschiedenen Versionen verliehen: in Gold mit Brillanten für die „Großkopfeten“ und in Silber mit Perlen für sonstige Gönner, Stifter und auch für Mitwirkende. Das Motiv, „der Nürnberger Brautbecher“, stammt vom Ausschußvorsitzenden Hans Bernhardt. Bekanntlich wird vom traditionsträchtigen Brautbecher gesagt, er habe das Brautpaar zusammenführen sollen. In diesem Fall aber, so betonte Bernhardt, soll er die Narren zusammenführen. Und schließlich winkt für besondere Verdienste um das Narrenvolk der Prinzenorden.

Über den Faschingsumzug, der sich am 8. Februar um 14 Uhr von der Deutschherrnwiese aus in Bewegung setzen wird, sprach Zugleiter Franz Grimme, der betonte, er habe auch heuer wieder versucht, auswärtige Gruppen als besondere Attraktionen nach Nürnberg zu bekommen. Viele haben bereits zugesagt. Wie in den Vorjahren wird der Zug wieder etwa 100 Nummern aufweisen und eine Länge von rund drei Kilometer haben. Allerdings wird man heuer weniger Kapellen als in der vergangenen Kampagne einsetzen, als zahlreiche Narrengruppen, deren Mitglieder an Grippe erkrankt waren, durch Kapellen ersetzt werden mußten.

Abschließend wandte sich Grimme an alle Nürnberger mit der Bitte, zu einer weiteren Verbesserung des Festzugbildes durch neue Vorschläge beizutragen, die mit Orden oder sogar Geldprämien ausgezeichnet werden. Mit Orden bedacht werden auch die Personen, die besonders viele „Zug-Pfennig-Karten“ (Stück 10 Pfennig) verkauft haben, mit denen neue Nummern des Umzugs finanziert werden sollen

Verwandte Themen


Keine Kommentare