9. Januar 1970: Iglus und Packeis

9.1.2020, 07:25 Uhr
9. Januar 1970: Iglus und Packeis

© Ulrich

Lediglich die Verwaltung sitzt, nachdem die Feiertage zu Ende sind, wieder über Plänen und Berechnungen. Direktor Walter Lechner und die übrigen Angestellten dürfen sich nicht nur darüber freuen, daß die Erdbewegungen, noch im alten Jahr abgeschlossen werden konnten – nur Restarbeiten blieben hier übrig – und schon über 1.000 Meter der Betonwände in der Hafeneinfahrt stehen, sie haben auch richtige Urlaubsfreuden vor Augen, sofern sie Wintersportfreunde sind.

Bei einem bißchen Phantasie kann der Betrachter die Landschaft leicht mit Grönland verwechseln – mit Iglus im Hintergrund (verschneite Sandhügel), Packeis in der Mitte (Kanalbett) und Schneeverwehungen im Vordergrund. Wenn man will, kann man sich sogar noch Eisbrecher in die Landschaft hineindenken. Erforderlich wären sie, denn die verharschte, zehn Zentimeter dicke Schneedecke umklammert das Gelände wie ein Eispanzer. In dieser Zwangspause hoffen die Fachleute auf einen so schönen Sommer wie 1969.

Spuren von Raubwild, Rehen und Hasen sind derzeit rund um das ehemalige Hinterhof (wer scharf hinschaut, kann die letzten Reste davon im Hintergrund erkennen) mehr zu sehen als Bagger und Transportfahrzeuge. Sie stehen zur Zeit in Reih und Glied vor dem Verwaltungstrakt für ihren nächsten Einsatz bereit. Die Direktion hofft, daß sie schon bald wieder rollen werden, denn die Zeit drängt. 1971 soll Nürnberg endgültig Hafenstadt sein. Das beweist auch die Vergabe der Arbeiten von der Schleuse Kriegenbrunn nach Nürnberg, die bis zum nächsten Jahr den Schiffen den Weg in die alte Reichsstadt bahnen sollen.

Die Verwaltung rechnet auch damit, daß noch in diesem Jahr die ersten Betriebe ihre Gebäude im Industriegelände bei der alten Hafenstraße errichten werden. Sie sollen die Ladung der Kähne löschen, die durch das weite „Tal“ (unser Bild) in den Hafen kommen und in nicht allzu ferner Zeit an den Kais festmachen.

Verwandte Themen


Keine Kommentare