11. Januar 1970: AOK: noch 13.000 Bürger krank

11.1.2020, 08:01 Uhr
11. Januar 1970: AOK: noch 13.000 Bürger krank

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Während Krankenhaus-Direktor Prof. Dr. Walter Schäfer erklärte: „Es war keine Grippe-Epidemie wie 1957!“, stellt AOK-Direktor Ernst Pirner fest: „Der Krankenstand war diesmal wesentlich höher als im Oktober 1957.“

Bei den Bestattungsinstituten herrscht noch immer Hochbetrieb. Wer heute stirbt, wird frühestens nach einer Woche auf dem Südfriedhof beigesetzt. Die Wartezeiten auf dem Westfriedhof betragen noch immer zehn und bei den kirchlichen Friedhöfen sogar elf Tage. Täglich müssen bis zu 27 Tote beerdigt werden, gegenüber zehn bis zwölf in normalen Zeiten.

Auch die Verwaltung der Stadt Nürnberg beginnt aufzuatmen. Lagen um die Weihnachtszeit noch 12,3 Prozent aller Bediensteten zu Bett, so waren es bei der letzten statistischen Erhebung Anfang Januar „nur“ noch neun Prozent.

Krankheitstand gesunken

Dr. Eduard David, Leiter des Städtischen Gesundheitsamtes, warnt bei aller Erleichterung über den Rückgang der Grippewelle vor allem alte Menschen und chronisch Kranke vor einer Infektion. Denn auch heute, fast einen Monat nach dem ersten Auftreten von Erkrankungen, hat man noch keinen Anhaltspunkt über den Typ des Grippeerregers gefunden. Eine rasche Hilfe bleibt Schwerkranken aus diesem Grund auch weiter versagt.

Von einer spürbaren Entlastung im Krankenhaus durch genesene Patienten sprach Direktor Prof. Dr. Schäfer. Vor allem der Krankheitsstand beim Personal sei inzwischen um 50 Prozent gesunken. „Es pendelt langsam auf das Niveau der im Winter allgemein verbreiteten Erkältungskrankheiten ein.

Die AOK Mittelfranken errechnete für ihr gesamtes Einzugsgebiet einen Höchststand von 16 Prozent Krankmeldungen am 19. Dezember 1969. Diesen Durchschnitt übertrafen bei weitem Lauf (18,6 Prozent), Weißenburg (18,8), Scheinfeld (18,6) und Dinkelsbühl (17,7). In Nürnberg-Stadt lag die Spitze bei 13,5 Prozent der Versicherten.

1957: 12 Prozent

Zum Vergleich dazu der Krankenstand vom Oktober 1957, als man offiziell von einer Grippe-Epidemie sprach: damals lag die Spitze bei 12 Prozent der AOK-Versicherten, bezogen auf das ganze Einzugsgebiet Mittelfranken. In Nürnberg selbst lag die Zahl mit 13 Prozent sogar noch über dem Durchschnitt, dennoch aber unter dem jetzt bekanntgegebenen Höchststand.

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