2. Februar 1970: Bedeutendes Ereignis für die Narrenzunft

2.2.2020, 13:18 Uhr
Gleich passiert‘s: aber noch weiß Minister Ehmke nicht, daß der wäßrige Humor aus der Gießkanne von Rolf Sperl durch eine dem Nürnberger Erfindergeist entsprungene Konstruktion nach außen abgeleitet wird. Vorsorglich beruhigt OB Dr. Urschlechter den hohen Gast.

Gleich passiert‘s: aber noch weiß Minister Ehmke nicht, daß der wäßrige Humor aus der Gießkanne von Rolf Sperl durch eine dem Nürnberger Erfindergeist entsprungene Konstruktion nach außen abgeleitet wird. Vorsorglich beruhigt OB Dr. Urschlechter den hohen Gast.

Denn Weisheit, die den Delinquenten in früheren Jahren mit nach Hause gegeben worden war, brauchte diesmal nicht verschwendet zu werden. Ehmke besitzt sie bereits in ausreichendem Maße. Bibbernd vor Kälte ließ der Doktor der Rechte auf der Linken die Zeremonie über sich ergehen, bewacht von seiner charmanten Frau Theda und dem erfahrenen Oberbürgermeister, der solches Fastnachtstreiben schon am eigenen Leib verspürt hat. Ein Häuflein biederer Zivilisten schunkelte schüchtern zum Warmhalten.

Einige Bundes- und Landtagsabgeordnete der SPD, Kommunalpolitiker verschiedener Coleur, das Prinzenpaar Heidi und Bernd, abgedankte Tollitäten und Festausschuß-Präsident Hans Bernhard warteten, bis mit einiger Verspätung die ehrenamtlichen Karnevalisten Nürnberger und auswärtiger Gesellschaften auftauchten und unverzüglich Stimmung machten. Gleich darauf kam der Professor mit Frau, mittels offener, schimmelbespannter Kutsche vors Schafott chauffiert. Von dort aus hörte er den Dialog zwischen Hans Sachs und Albrecht Dürer – ihm zu Ehren. „Der hat ein Maulwerk wie der Luther“, tönte der Schuhmacher-Poet von der „Hölle“.

„Er ist der Mann, der dann und wann nach Brand(t) und so was riechen kann“, antwortete Nürnbergs berühmtester Sohn vom „Raketenwagen“ dagegen, ehe der Narrenhumor für den Minister vergossen wurde. Der Geehrte – mit Urkunde und goldenem Trichter versehen – zeigte auf der Stelle Wirkung, vielleicht auch deshalb, weil das Stadtoberhaupt – so versicherte Sperl – das Wasser als Symbol des Humors selbst am Morgen aus der Pegnitz geschöpft hat. „Sie haben mir Wasser eingetrichtert“, sagte der rote Mann, dessen Gegner schwarz sehen, und fügte hinzu:

„Hoffentlich war es in der Heimatstadt von Käte Strobel mit Heilkräutern versetzt.“ Dr. Andreas Urschlechter hängte Überlegungen über den Nutzen der Eintrichterung an: „Bei Schmidt-Schnauze hat es geholfen. Bei Max Merkel hat es geholfen, nur beim Club nicht. Man hätte halt die Spieler eintrichtern sollen.“ Nachdem auch die „Gleisschleifer“ ihre Sprüche zum besten gegeben hatten, zogen die „Trichterer“, ihre Freunde aus anderen Gesellschaften und die Gäste in den Rathaus-Hof, um sich von der Bundeswehr mit Erbseneintopf atzen zu lassen. Und aus dem Schönen Brunnen floß Gerstensaft. Trotz der Kälte soll davon kein Tropfen übrig geblieben sein. Denn beim Freibier verstehen die Nürnberger überhaupt keinen Spaß.

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