26. Februar 1970: Reklame in 60 Ländern

26.2.2020, 07:00 Uhr
26. Februar 1970: Reklame in 60 Ländern

© Contino

Walter Schatz, der Leiter des Presseamtes hat es mit den vielen Besuchern, die die Bedeutung Nürnbergs und Albrecht Dürers verbreiten sollen, nicht leicht. Denn allzuviel ist in diesem Jahr noch nicht vorzuweisen. Dürer- und Fembohaus werden umgebaut, in der Kunsthalle sind lediglich wechselnde Ausstellungen, die nicht immer den Charakter des Großartigen haben. Die Stadt beschränkt sich deshalb darauf, ein Bild von der Aktivität zu geben, mit der sie sich auf das Dürerjahr vorbereitet.

Nürnberg hat sich für das Dürerjahr drei Werbezonen ausgedacht: Nürnberg selbst, die umliegende Region und die Bundesrepublik. Die Auslandswerbung hat die deutsche Zentrale für Fremdenverkehr übernommen.

In Nürnberg werden mit Anzeigen zwei Preisausschreiben gestartet. Ende Mai werden die Nürnberger aufgefordert, Standplätze für acht Dürer-Großprojektionen zu finden. Im Herbst werden die besten Dürerkenner gesucht. Je fünf Fragen müssen an drei Samstagen beantwortet werden. Die Sieger bekommen eine goldene Dürernadel. Weitere Preise sind Reisen, unter anderem nach Venedig.

Reise: auf den Spuren Dürers

Auch für die Region gibt es ein Preisausschreiben. Dürers Bild "Maria mit den Tieren" steht im Mittelpunkt. Der Betrachter soll erkennen, wieviel Tiere sich auf dem Werk befinden. Für die Bundesrepublik beginnt im März eine Anzeigenserie im Wochenmagazin „Der Spiegel“. Anzeigen mit provozierendem Inhalt machen auf Dürer und die Stadt Nürnberg aufmerksam. Dazu werden im Mai die in Bonn akkreditierten überseeischen Journalisten nach Nürnberg eingeladen.

Im Oktober kommen die Bonner Presseleute aus europäischen Ländern. Dazu hält das Presse- und Informationsamt ständigen Kontakt mit den leitenden Redakteuren von Hörfunk und Fernsehen. Geplant ist auch eine Reise mit Journalisten „Auf den Spuren Dürers“ von Antwerpen bis Venedig. Diese Reise soll später von den Reisebüros verkauft werden.

Das ist aber längst nicht alles. In 30 Staaten der Welt werden in Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt Ausstellungen über Nürnberg und Dürer gezeigt. Einen Teil dieser Ausstellungen wird Oberbürgermeister Dr. Andreas Urschlechter auf einer "Good-Will-Reise" selber eröffnen.

An Werbemitteln für das Dürerjahr stehen der Stadt eine Million DM zur Verfügung. Dazu kommen 20.000 DM für Pressebetreuung. Die Stadt will auch mit der Industrie zusammenarbeiten, die in ihre eigene Werbung die Kampagne für das Dürerjahr mit aufnehmen soll. Ein publizistischer Arbeitskreis wurde gegründet, dem auch der Leiter des Presseausschusses im Industrie- und Handelstag und der Direktor der Zentralstelle für Information der Siemens AG angehören. Im Dürerjahr wird die Jahresversammlung des Industrie- und Handelstages in Nürnberg sein. "Der Anlaß dafür ist das reizvolle Programm, das Nürnberg im nächsten Jahr zu bieten hat", sagt Walter Schatz dazu.

Die inner- und außereuropäischen Attachés der in Bonn akkreditierten Botschaften haben gestern Nürnberg wieder verlassen. Sie sind, wir berichteten darüber, beeindruckt von dem, was sich hier tut. Sie erkennen jedoch, worum es in Nürnberg auch geht. Als Oberbaudirektor Otto Peter Görl auf dem Hauptmarkt erklärte, daß der alte Rathaussaal noch des Ausbaus bedarf, sagte der Vertreter Hollands nicht ohne wohlmeinende Ironie: "Das wird sicherlich der Fall sein, wenn die Nürnberger am Dürerjahr genügend verdient haben."

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