17. Februar 1971: Die "häßlichste Baustelle Nürnbergs" hat neuen Eigentümer

17.2.2021, 07:00 Uhr
17. Februar 1971: Die

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Damit schlugen sie das letzte Angebot der Vertreter der Firma Weipert – Hauptgläubiger der bisherigen Grundstückseigentümerin.

Grund des Bundesengagements: bisher wurden bereits 4,7 Millionen DM in dieses Projekt hineingesteckt, das nach seiner Fertigstellung 1600 Nürnbergern im „Ernstfall“ Schutz bieten soll. Was über den unterirdischen Bunkeranlagen stehen soll, weiß bis jetzt niemand. Die Lage in der Innenstadt ist so günstig, daß die Bundesrepublik darauf vertrauen kann, Angebote unterbreitet zu bekommen. Die Möglichkeiten reichen vom Verwaltungsgebäude bis zum Kaufhaus.

Hätte nicht der Bund das Grundstück erworben, dann wären seine Millioneninvestitionen praktisch verlorengegangen. Der Bunker, zu 90 bis 95 Prozent bereits fertiggestellt, hätte allenfalls als Tiefgarage verwendet werden können. Und eine solche läßt sich mit erheblich geringerem Kostenaufwand bauen. Die Entschädigung, die der Bund erhalten hätte, wäre allenfalls der einer Tiefgarage gleichgekommen, nicht aber den Aufwand für einen Luftschutzbunker.

Die Pläne des Bundes für die Bunkeranlagen sehe unter anderen verstärkte Schutzvorrichtungen vor. Diese entsprechen zwar nicht mehr neuesten Vorstellungen – die sich mit schwächerem Material begnügen –, aber sie sind in der Breiten Gasse bereits verwirklicht worden. Zur endgültigen Fertigstellung bedarf es, so Ministerialrat Hubert Albrecht aus Bonn, nur mehr der elektrischen Schaltzentrale. Danach wird die Anlage, wie Bonn hofft, der Stadt Nürnberg zur Wartung übergeben.

„Beste Geschäftslage“

So wurde das – wie sich der Vorsitzende ausdrückte – „Grundstück in bester Geschäftslage“ zum heißumstrittenen Zankapfel zwischen Bund und Weipert. Der Bund begann mit dem ohnehin rein theoretischen Angebot von einer Million.

Um Hunderttausende schnellten die Offerten in die Höhe, als die Drei-Millionen-Grenze überschritten wurde, kam es zeitweise zu einer Aufstockung um jeweils 5000 DM. Zweimal stellte der Vertreter der Bundesrepublik Antrag auf Sicherheitsleistung, zweimal zog er ihn zurück. Beim zweiten Male wiesen die Weipert-Vertreter sich freiwillig aus, daß ihre Firma auch für diese Forderung liquid sei. Beim letzten Angebot des Bundes antworteten sie jedoch nicht mehr.

Da half auch nichts, daß einer der Firmenanwälte in einer vorhergegangenen formal-juristischen Diskussion nebenbei den wahrscheinlichen Preis mit 4,3 Millionen DM beziffert hatte: die Bundespoker waren standhaft geblieben.

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