Besuch in der Kaffeerösterei Limes

20.11.2020, 11:27 Uhr
Besuch in der Kaffeerösterei Limes

Sein Sohn Felix Reichart steht derweil hinter der Barista-Theke des Caffe Limes im Röttenbacher Gewerbepark und werkelt an Kaffeemühle und Siebträgermaschine. Er bereitet gerade den Beweis zu, dass es auch einem Cappuccino nicht egal ist, welchen Kaffee man ihm mitgibt.

Man befindet sich hier an einem ruhigen Werktag in einem ruhigen Bereich des Röttenbacher Gewerbegebiets in der einzigen Kaffee-
rösterei im weiten Umkreis. Ein paar Steinwürfe hinter der Raststätte an der B2. Wenn die Reicharts rösten, riecht man es bis dorthin. „Ein bisschen wie Kuchen, der ein wenig zu lang im Ofen ist, riecht das“, erklärt Vater Reichart, der König des Kulinarik-Vergleichs.

Ein eigenwilliger Ort für die eine Kaffeerösterei, einer aber der funktioniert. Bald soll eine zweite Rösttrommel  kommen. „Wir machen jetzt schon eine Tonnage, mit der wir nicht gerechnet haben“, erklärt der Firmengründer. Inzwischen hat man ein gutes Netz an Verkaufsstellen und setzt neben Privatkunden auch Firmen, die im Abo Gerät und Kaffee ordern.

Die Sache begann als nette Ergänzung. Im Kerngeschäft verkaufen die Reicharts Mühlen. Für Röstereien, für Gewürzhändler, für Metzger … Und zwar im großen Stil. Weil das Geschäft florierte, mussten Vater und Sohn vor eineinhalb Jahren umziehen. Die Reicharts verlegten sich von ihrem Wohnort Bergen nach Röttenbach. Das war der Moment, als die Mühlen den Kaffee bekamen.

Sohn Felix hatte sich gut auf seine Karriere als Röster vorbereitet. „Ich hab‘ ihn ein Jahr lang durch die Gegend geschickt, damit er sich die anderen Röstereien anschaut“, lacht Martin Reichart. Das zu organisieren, war kein Problem, viele der Top-Röstereien ordern die teuren Spezialmühlen für ihre Bohnen bei ihm.

Das Ergebnis dieses Studienjahrs an der Rösttrommel kann man nun nicht nur in den verschiedenen Sorten aus dem Hause Caffe Limes schmecken, sondern sich auch vor Ort erklären lassen. Felix Reichart plaudert kenntnisreich über Röstkurven, den empfindlichen Bereich zwischen dem First und dem Second Crack der Kaffeebohne und rattert aus dem Gedächtnis herunter, welche der dicken Säcke mit den weißen Kaffeebohnen aus welchem Land kommt. Indien, Uganda, Papua Neuguinea, Kolumbien … Als Reichart vor 25 Jahren in der Mühlenbranche anfing, hätte es das nicht gebraucht.  „Da war die Einstellung zu Kaffee in Deutschland noch Tchibo, Milde Sorte für 6,99“, erzählt der Vater lachend. „Aber für 6,99 das Kilo, da kannst du nichts erwarten.“ Stück für Stück begannen sich die Menschen aber für Kaffee zu interessieren. Die Italien-Urlauber brachten die Begeisterung mit, die Vollautomaten kamen auf, Kaffee wurde zu einem Genussmittel mit kulturellem Anspruch.

„Das war der Moment, wo mehr Leute gemerkt haben, dass beim Kaffee die ganze Kette stimmen muss“, erzählt Reichart. Von der Plantage über den Händler, die Röstung, die Lagerung bis zur Zubereitung. Ab 2010 gab es noch mal einen  Schub. Kleine Röstereien wurden gegründet, und auch Privatleute begannen, sich Siebträgermaschinen mit Mühle anzuschaffen.

Besuch in der Kaffeerösterei Limes

Inzwischen wird Martin Reichart sogar ein bisschen zu viel Chichi um den Kaffee gemacht. „Wenn ich höre, dass Barista ein eigener Beruf ist, kriege ich schon einen Hals“, erzählt er. „Das ist kein Hexenwerk, das kriegt man nach zwei, drei Stunden mit einer Siebträgermaschine locker hin.“ Auch allzu viel Poesie bei der Beschreibung der Sorten ist ihm ein Dorn im Auge. „Wenn es dann da heißt ‚Aromen von der Wildkirsche‘“, verdreht er die Augen. „Das schmeckt keine Sau.“ Der Sohn nickt lächelnd, auch wenn er es wohl anders formuliert hätte.

Die Reicharts haben sich den dunklen, eher süßen Röstungen verschrieben. „Wir wollen einen Kaffee machen, der lange auf der Zunge bleibt, nicht sauer ist, der einfach gut schmeckt.“ Es geht um Aromen von Schokolade, Holz oder Nuss. Das sei  es, was die Menschen hier wollten. „Der Franke mag nach seinem Schäufele keinen Espresso trinken, der säuerlich schmeckt.

Um den für sie perfekten Kaffee zu bekommen, rösten die Reicharts ihre Bohnen nur nach Bedarf. So verhindert man lange Lagerzeiten, die den Kaffee nicht schlecht, aber weniger auf den Punkt machen. Sie haben einige feste Sorten im Sortiment. Immer wieder haben sie aber auch ganz besondere Eigenkreationen. Und zwar dann, wenn es bei ihrem Hamburger Händler mal wieder einige wenige Säcke außerordentlicher Bohnen gibt. Wie zum Beispiel den Dschungel-Kaffee aus Papua-Neuguinea. Um diese Sorten zu probieren, muss man einfach im Laden vorbeischauen. „Das sind Sachen, die verpacken wir dann nicht extra, sondern die gibt es nur im Mehrwegbehälter mit.“

Die beiden Reicharts freuen sich grundsätzlich über Besuch, der ihre Liebe zu den guten Dingen des Lebens teilt. Eine Einführung in die Welt des Kaffees bekommt man gratis und ganz bestimmt auch jede Menge bunter Kulinarik-Vergleiche.

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