5. September 1970: Turnierpferde vor den Flammen gerettet

5.9.2020, 07:00 Uhr
5. September 1970: Turnierpferde vor den Flammen gerettet

© N.N.

Dem beherzten Einsatz von zwei Männern und einem Schüler ist es zu verdanken, daß wertvolle Turnierpferde nicht ein Opfer der Flammen wurden. Als Brandursache vermutet der Mitinhaber des Tattersalls, Harald Schmieder, einen Racheakt: „Das war vorsätzliche Brandstiftung, wahrscheinlich von einem der Stallburschen, denen wir in letzter Zeit gekündigt hatten.“

Das Reit- und Springturnier abseits der Stallungen wurde gegen 16.15 Uhr mit der Nachricht vom Ausbruch des Feuers vorübergehend unterbrochen. Horst Odebralsky (30), Pferdepfleger, sowie der Transporteur Franz Albrecht (51) und der 17jährige Schüler Karl-Heinz Bös stürzten als erste in das Flammenmeer, um die Tiere zu retten. Eigens für dieses Turnier waren auswärtigen Reitern die fünf neu hergerichteten Boxen zur Verfügung gestellt worden, in denen die wertvollen Tiere – jedes kostet weit über 20 000 DM – angebunden waren. Es war schwierig, die Pferde zu befreien, die keineswegs ihre Boxen verlassen wollten.

Franz Albrecht berichtete später: „Ich mußte ein Pferd mit der Peitsche ins Freie treiben, weil es immer wieder in den Stall zurücklief. Schon wenige Minuten später war die Feuerwehr mit einem Löschzug und einem zusätzlichen Tanklösch-Fahrzeug zur Stelle. Das Gebäude brannte lichterloh, und die Flammen drohten, auf den benachbarten Stall überzugreifen. Die dort stehenden zwölf Pferde wurden vorsichtshalber in Sicherheit gebracht. In den auf dem Dachboden gelagerten rund 200 Zentnern Heu fand das Feuer reiche Nahrung. Gegen 16.45 Uhr brach ein Giebel ein und zerschmetterte die Haupt-Wasserleitung der Feuerwehr. Ein neues Versorgungsnetz mußte aufgebaut werden.

Wertvolle Minuten vergingen. Inzwischen hatte sich das Feuer so weit ausgedehnt, daß die Feuerwehr sich in erster Linie darauf beschränkte, die Nachbarställe abzuschirmen. Das Gebäude, das bis auf die Grundmauern abbrannte, war erst vor einigen Monaten für etliche tausend Mark renoviert worden. Die Polizei ermittelt noch in der Frage der Brandursache. Fest steht allerdings, daß das Feuer im Dachgeschoß seinen Ursprung hatte, wo sich zu dieser Zeit keiner der Tattersall-Bediensteten aufhielt. In aller Eile mußten noch gestern abend provisorische Stromleitungen gezogen und Notunterkünfte für die Pferde unter einem Zelt und in der Reithalle geschaffen werden. Die Höhe des Schadens steht nicht fest.

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