11. September 1970: Publikum entschied anders als Experten

11.9.2020, 08:10 Uhr
11. September 1970: Publikum entschied anders als Experten

© Foto: Kammler

Denn diese Farben trägt das offizielle Plakat, das die Jury unter Professor Richard Roth (München) vor knapp zwei Wochen aus über 110 Wettbewerbsarbeiten ausgesucht hat. Geschaffen wurde es vom Nürnberger Grafiker Juan Laatzen, der dafür den mit 4000 Mark dotierten ersten Preis zuerkannt bekam.

Übrigens: auch beim Publikum fand der Entwurf große Beachtung. Auf ihn, entfielen im Quiz der Dresdner Bank 384 Stimmen. Das bedeutet unangefochten den dritten Platz. "Die hervorragende zeichnerische und kompositionelle Anwendung von Dürer-Motiven zugleich mit dem linearen Gerüst zeigt in idealer Weise Dürer nicht nur als Maler und Grafiker der Renaissance, sondern einen Menschen, der in seiner Bedeutung weit über seine Zeit hinausreicht“, lautet in Kürze der Lobspruch der Preisrichter auf die Arbeit von Juan Laatzen. Sie wird künftig in 10 000 Exemplaren an den 500. Geburtstag des Meisters erinnern und zum Besuch seiner Vaterstadt Nürnberg einladen. Daß sich der Künstler dabei auf die beiden Farben beschränkt hat, fällt nicht ins Gewicht. Das Plakat wird entweder allein verwendet oder gleich haufenweise auf ganze Plakatwände geklebt. Erwünscht sind nur geringe Änderungen an der Schrift und eine augenfälligere Gestaltung des Dürerjahr-Signets.

Der zweite Preis des Wettbewerbs (2000 DM) wurde Fritz Dommel (Nürnberg) zugesprochen, Außerdem vergab die Jury drei dritte Preise (je 1000 DM) an Joachim Bleistein (Nürnberg) sowie an die Teams Siegfried Reinert/Elsbeth Johnston (Fürth) und Klaus Hager (Nürnberg)/D. Königsfeld (Moorenbrunn). Nachdem Walter Schatz, Chef des städtischen Presse- und Informationsamtes und Mitglied der Jury, diese Entscheidung verkündet hatte, sollten auch die Teilnehmer am Schaufenster-Quiz der Dresdner Bank nicht länger auf die Folter gespannt bleiben. Die meisten Teilnehmer hatten dabei freilich auf andere Entwürfe getippt. Vorne in der Gunst der Öffentlichkeit lagen ein Plakat von Fritz Wildner (Fürth) mit einem Dürer-Selbstbildnis (545 Stimmen) und das farbige Werk von Alfons Fink aus Nürnberg mit 533 Stimmen.

Bemerkenswerte Nebenwirkungen des Ratespielchens: zahlreiche Bürger wandten sich an die Bank und wollten Plakatentwürfe kaufen, unter ihnen Geschäftsleute, die bereits an die Schaufensterdekorationen im Jubiläumsjahr dachten. Natürlich meldeten sich auch Liebhaber für die Pop-Plakate mit dem Hasen und dem spanielgesichtigen Meister Dürer, von Toni Burghart, wie Kenner vorher schon erkannten. Baureferent Otto Peter Görl und Walter Schatz wollen sich die Werke in die Amtsstube hängen.

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