Vier Großbaustellen: 2021 geht der A3-Ausbau so richtig los

7.12.2020, 11:35 Uhr
Bereits sechs Brücken wurden im Jahr 2020 entlang der A3-Ausbaustrecke abgerissen, hier zwischen Röttenbach und Niederlindach.

© Torsten Hanspach Bereits sechs Brücken wurden im Jahr 2020 entlang der A3-Ausbaustrecke abgerissen, hier zwischen Röttenbach und Niederlindach.

Narrenfreiheit haben die neuen, privaten Betreiber der 76 Kilometer langen Autobahn zwischen den Kreuzen Fürth/Erlangen und Biebelried beileibe nicht. Jeden Monat muss die "A3 Nordbayern GmbH & Co. KG" detailliert und minutengenau gegenüber der Autobahndirektion Rechenschaft ablegen über das, was auf der Fernstraße passiert ist.


Privater Betreiber: Plötzlich zuständig für 76 Kilometer Autobahn


Seit Juni und fortan bis Ende April 2050 sind das französische Bauunternehmen Eiffage und die niedersächsische Firma Johann Bunte, die hinter dem genannten Gemeinschaftsunternehmen stecken, für den Betrieb dieses langen Autobahnabschnitts zuständig, den sie bis Ende 2025 auch auf 71 Kilometern (rund fünf Kilometer bei Geiselwind sind bereits erweitert) sechsstreifig ausbauen sollen.

Finanzielle Abzüge für Sperrungen

Das Betreiberkonsortium ist verpflichtet, die A3 in einem gut befahrbaren Zustand zu halten. Nur dann zahlt der Bund die vollen 1,3 Milliarden Euro für 30 Jahre Betrieb der Strecke (1,5 Milliarden Euro fließen zusätzlich für den Ausbau). Wenn Fahrstreifen zeitweise gesperrt werden müssen, gibt es dafür finanzielle Abzüge. Das gilt natürlich nicht für alle Sperrungen, die direkt mit dem Ausbau zu tun haben, wohl aber für alle Beeinträchtigungen auf den schon ausgebauten Abschnitten.

"Zwischen der Mainbrücke Dettelbach und Biebelried mussten wir wegen kleinerer Reparaturarbeiten schon einmal einen Fahrstreifen zeitweise sperren. Dafür gab es natürlich sofort Abzüge", erläutert Thomas Schwenzer, Geschäftsführer der Projektgesellschaft.

Die Autobahndirektion lässt den Ausbau durch Ingenieurbüros vor Ort überwachen. Zudem wird die Strecke jeden Tag abgefahren und kontrolliert. Jede neue Verkehrsführung muss von den neuen Betreibern beantragt und von der Autobahndirektion abgesegnet werden – oft verbunden mit strengen Auflagen zum Beispiel über die genaue Dauer dieser Verkehrsführungen. Einmal musste "A3 Nordbayern" wegen eines Verstoßes bereits 5000 Euro zahlen.

Neue Nothaltebuchten angelegt

"Insgesamt ist es aber bislang ein sehr gutes und partnerschaftliches Miteinander", bilanziert Reinhard Pirner, Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, die ersten Monate der Zusammenarbeit. Darüber hinaus gibt es natürlich unvermeidliche Pflege- und Instandhaltungsarbeiten, für die zeitweise Fahrstreifen gesperrt werden müssen, wenn also zum Beispiel Rasen gemäht wird, ein Spülwagen dafür sorgt, dass die Entwässerung in Schuss bleibt, oder wenn Leitplanken ausgetauscht und Markierungen erneuert werden.

Hier werden die Abzüge für Sperrungen mit einem vertraglich für solche Maßnahmen vereinbarten Guthaben verrechnet. "Wir glauben, dass wir mit diesem Guthaben gut zurechtkommen können", meint Schwenzer.

Schon in diesem Jahr musste man viel Geduld mitbringen, wenn man auf der A3 zwischen Erlangen und Würzburg unterwegs war. Standstreifen wurden verbreitert, Nothaltebuchten angelegt, Mittelstreifenüberfahrten geschaffen und sechs Brücken abgerissen, damit der Ausbau im kommenden Jahr voll durchstarten kann.

"In diesem Jahr hat sich die Verkehrsführung häufig geändert. Es ging hin und her, das war schon anstrengend für die Verkehrsteilnehmer. 2021 ist das aber ganz anders. Da wird einmal eine Verkehrsführung eingerichtet, die dann im ganzen Jahr gleich bleibt", betont Schwenzer.

Ausbau zwischen Höchstadt-Ost und Frauenaurach

Auf den dann vier Ausbauabschnitten wird der gesamte Verkehr auf eine Richtungsfahrbahn verlegt, jeweils zwei Fahrstreifen stehen dann in Richtung Nürnberg und Würzburg zur Verfügung. Ausgebaut werden die Abschnitte zwischen Höchstadt-Ost und Erlangen-Frauenaurach in Richtung Nürnberg sowie zwischen Pommersfelden und Schlüsselfeld und zwischen Geiselwind und Wiesentheid in Richtung Würzburg. Dazu kommt ein kleiner Abschnitt beim Autobahnkreuz Biebelried. Im Jahr 2022 wird bei diesen Passagen jeweils die Gegenrichtung ausgebaut.

2021 wird auch die Nordseite der Tankstelle und Raststätte Steigerwald erweitert. Gerade werden schon die Flächen dafür vorbereitet. Dort gibt es künftig 51 statt bislang 21 Lkw-Parkplätze, im Süden werden es sogar 187 statt 49 sein. Die Tankstelle auf der Nordseite muss überdies wegen der Erweiterung an eine andere Stelle des Geländes verlegt werden.


Neue Rastplätze: A3-Ausbau soll Parkplatz-Not beenden


"Anspruchsvoll ist es natürlich trotzdem für den Verkehrsteilnehmer, wenn er bei 75 Kilometern Fahrt vier größere Baustellen durchfahren muss", räumt Schwenzer ein, auch wenn es dazwischen jeweils sogenannte "Erholungsstrecken" ohne Beeinträchtigung gebe. "Augen zu und durch", heiße es jetzt auf dieser Strecke in den kommenden Jahren – wenn auch natürlich nicht im wörtlichen Sinne.

"Bei einem herkömmlichen Ausbau hätte es zehn bis 15 Jahre gedauert, bis die Strecke fertig ist. Jetzt geht es in nur fünf Jahren", betont Schwenzer. Weil der Ausbau als ÖPP-Projekt für die gesamte Strecke vergeben wurde, liegt alles in einer Hand, der Bau geht dementsprechend schneller voran.

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